KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche - Sonntagsbriefe

Sonntagsbrief zum Pfingstsonntag, 8. Juni 2025

Was feiern wir eigentlich an Pfingsten?

Als der 50. Tag, der Tag des Wochenfestes, gekommen war, waren sie alle beisammen. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Tosen wie von einem Wind, der heftig daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jede und jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Da wurden sie alle von heiliger Geistkraft erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden; wie die Geistkraft es ihnen eingab, redeten sie frei heraus. Unter den Jüdinnen und Juden, die in Jerusalem wohnten, gab es fromme Menschen aus jedem Volk unter dem Himmel. Als nun dieses Geräusch aufkam, lief die Bevölkerung zusammen und geriet in Verwirrung, denn sie alle hörten sie in der je eigenen Landessprache reden. Sie konnten es nicht fassen und wunderten sich: „Seht euch das an! Sind nicht alle, die da reden, aus Galiläa? Wieso hören wir sie dann in unserer je eigenen Landessprache, die wir von Kindheit an sprechen? Die aus Persien, Medien und Elam kommen, die in Mesopotamien wohnen, in Judäa und Kappadozien, in Pontus und in der Provinz Asien, in Phrygien und Pamphylien, in Ägypten und in den zyrenischen Gebieten Libyens, auch die aus Rom Zurückgekehrten, von Haus aus jüdisch oder konvertiert, die aus Kreta und Arabien kommen: Wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden.“

Apostelgeschichte 2,1-11

 

 

Was feiern wir eigentlich an Pfingsten?

 

Manchmal wird das Pfingstfest als der „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet. Die Jünger hatten sich versammelt, die heilige Geistkraft erfüllte sie und sie überwanden ihre Ängste und begannen Jesus den Lebendigen zu verkünden. - Mit dieser Verkündigung, mit dieser Mission, so wird es gedeutet, begann Kirche.

 

In der Bibel in gerechter Sprache heißt es zu Beginn der heutigen Textstelle: „Als der 50. Tag, der Tag des Wochenfestes gekommen war“, in der Einheitsübersetzung: „als der Tag des Pfingstfestes gekommen war“ – und so ähnlich auch in den meisten anderen Übersetzungen.

 

Das Wort Pfingsten kommt von griech. pentēkostē hēméra, der fünfzigste Tag. Aber was steckt dahinter? Warum hatte auch im Judentum der 50. Tag, eine besondere Bedeutung? Und warum hatten sich die Freunde Jesu ausgerechnet an diesem Tag in Jerusalem versammelt?

 

Das jüdische Wochenfest, „Schawuot“, ist eines der drei Pilgerfeste, ein Erntedankfest, das 7 Wochen nach Pessach gefeiert wird. Erntedank deshalb, weil in dieser Zeit in Israel der erste Weizen geerntet wird. Gefeiert wird an diesem Tag aber auch der Empfang der 10 Gebote auf dem Sinai. - Unsere jüdischen Geschwister im Glauben feiern also mit uns das Pfingstfest.

 

Es ergibt sich hier eine sehr reizvolle Parallele: 

Mit den 10 Geboten bekommt die jüdische Religion ein Fundament, das sowohl die Beziehung zwischen Gott und den Menschen als auch zwischen den Menschen beschreibt. Gott teilt sich Moses mit und bestärkt den Bund zwischen sich und dem auserwählten Volk. Danach ist klar: Gott geht mit diesem Volk mit.

Jesus, den die Jünger als Lebendigen (Joh 20, 20-23, Evangelium zum Tag) erfahren haben, der aber dennoch fehlt, hat seinen Freundinnen und Freunden versprochen, dass sie nicht allein bleiben werden. In der Gemeinschaft, in der sie sich erinnern, was dieser Jesus, der „zu seinem Ursprung“ zurückgekehrt war, ihnen und in ihnen hinterlassen haben, erleben sie das Wirken, das Feuer der heiligen Geistkraft. Sie spüren:  

Sie sind erfüllt 
Mit Gottes Kraft und Leuchten, 
mit Gottes Stärke und Liebe
Sie sind verbunden mit Jesus
mit Gott und untereinander
dass sie einander lieben
und der Welt ein Beispiel geben
von Gottes Kraft und Glanz,
von Gottes Stärke und Liebe.
Durch die Botschaft Jesu, des Lebendigen.
 

Lassen Sie uns also Geburtstag feiern. Zum einen mit einem Blick auf die 10 Gebote, die ja nicht nur im Judentum sondern auch für uns als Christinnen und Christen eine ethische und religiöse Grundlage darstellen. - Und das soll uns erinnern, welche Verantwortung wir in der Welt, in Gottes Schöpfung, damit auch tragen. Zum anderen mit dem Blick auf die Geistkraft, die uns immer wieder geschenkt wird und ermutigt, diese Verantwortung auch zu übernehmen. 

Die „Sendung“ gilt heute wie damals. Und niemand kann behaupten, dass es einfacher geworden ist. Um so mehr brauchen wir, so wie damals die Jüngerinnen und Jünger, die heilige Geistkraft – und uns gegenseitig.

Wünschen wir uns also gegenseitig begeisternde, ermutigende Pfingsten!

Sigrid Grabmeier

 

Im Nachgang zum Sonntagsbrief zum 7. Sonntag der Osterzeit hier noch ein Hinweis: 

Das Thema Nicäa und das Glaubensbekenntnis werden wir auf der Webseite von Wir sind Kirche weiter behandeln. Dazu haben wir eine Themenseite eingerichtet. Auf dieser Seite werden wir immer wieder Artikel bzw. Links einstellen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Sozusagen als Geschenk zu Pfingsten hat Prof. Dr. Norbert Scholl, der die KirchenVolksBewegung von Anfang an begleitet und theologisch inspiriert hat, einen tiefgründigen Artikel zur Entstehung, Bedeutung und die Konsequenzen des Glaubensbekenntnisses von Nicäa  verfasst.