Keine Halbherzigkeit
Viele Menschen begleiteten ihn; da wandte er sich an sie und sagte:
Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertig stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
Lk 14,25-33 Einheitsübersetzung
Keine Halbherzigkeit
„Viele Menschen“ kamen. Doch Jesus war kein früher Influenzer, dem es um möglichst viele Follower ging. In der Bergpredigt formulierte er: „Wer suchet der findet.“ (Mt 7,8). Bei dieser scheinbar banalen Bemerkung ging es Jesus nicht darum, dass man irgendetwas Beliebiges findet, oder etwas wiederfindet, was man sucht, es geht vielmehr um eine Grundvorraussetzung um überhaupt in Jesus Sinn fündig zu werden; es geht um die Suche nach dem Auftritt GOTTES in der Zeit, im Hier und Jetzt. „Wer suchet der findet“ bedeutet auch „wer nicht sucht findet nicht.“. Wer nicht sucht kann GOTTES Eintreten in die Zeit direkt vor Augen haben, direkt vor der eigenen Nase, doch sieht sie oder er es nicht, einfach weil die eigene Sehnsucht und Glaubenskraft nicht danach sucht.
Jesus haben damals zum Glück Viele gefunden. Doch hatte Jesus in diesen Vielen auch die gefunden, die er gesucht hatte? Genau darum geht es in dem Text oben aus dem Lukasevangelium, der die Vielen vor den Kopf stößt, so verstörend, als wolle er sie wegstoßen.
Keine halbherzigen Nachfolger sucht Jesus. Wer Jesus nachfolgen will und vorher seinen Besitz in Sicherheit bringt, um ihn im Zweifel wieder in Besitz zu nehmen, falls die Sache mit Jesus doch enttäuschender verläuft als gehofft, wird von Jesus brüsk abgelehnt. Wer den Weg mit Jesus gehen will, hört nicht auf mit Jesus zu gehen, selbst wenn es ein Kreuz wird! Es müssen nicht alle ans Kreuz genagelt unter Qualen sterben wie Jesus, doch wenn Halbherzigkeit das Kreuz meidet, dann bleibt lieber bei Eurem Besitz in vermeintlicher Sicherheit, dann bleibt weg. Nicht die Quantität, die Masse, entscheidet, sondern es ist immer und immer die Qualität entscheidend! An den Nachfolgenden soll man den erkennen, dem sie nachfolgen!
Ein gutes Beispiel ist hier die Klimakatastrophe. Halbherzigkeit als Reaktion hilft nicht. Reicht die Energie, die du bereit bist reinzustecken aus, um das Ziel zu erreichen? Das Kreuz auf sich nehmen, weil es die Konsequenz verlangt, führt eben nicht zum Tod sondern zum Überleben! Ums Leben geht es wenn der Weg ans Kreuz führt! ‚Überleben‘ was für ein wundersames Wort; ich benutze es poetisch: Es beschreibt über die Grenzen des Diesseits hinaus ein weites weites Feld!
Und es geht um Glaubensmut, um Mut, der aus dem Glauben erwächst. Das entscheidende Mittel für den Erfolg eines Vorhabens ist der Mut aus dem Glauben. Ein Denken das besagt: „Wenn ich oder wir nicht absolut sicher sein können zu gewinnen am Ende, gehen ich oder wir besser gar nicht erst los.“ Dieses Abwägen passt zu Verzagten, nicht aber zu den Jüngerinnen und Jüngern von Jesus.
Das ist ein Aufruf zum Aufbruch in ein konsequentes Leben!
Alles Liebe in die Runde
Johannes Brinkmann / Essen