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Sonntagsbrief zum 15. Sonntag im Jahreskreis, 14. Juli 2024

Liebe zur Menschlichkeit zu kultivieren

Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!

MT 13, 24-30 Einheitsübersetzung

 

Liebe zur Menschlichkeit zu kultivieren

 

Wir, die wir uns im irdischen Hier und Jetzt - Gewusel bewegen müssen, und damit auch Einfluss haben auf die Bewegung dieses Gewusels, sollten uns damit beschäftigen, wie wir selbst gute Früchte werden, und nicht damit, die Mitmenschen in gute oder schlechte Früchte aufzuteilen, bereit dazu, angeblich schlechte Früchte herauszureißen.

 

Besonders widerlich finde ich die, die bei dieser selbstgerechten, sich selbst zum Richter, Aufspielerei, die Bibel in der Hand als Waffe benutzen, indem sie so tun, als wäre die Bibel selber GOTT und jedes Wörtchen in ihm ein Blitz vom Himmel und das Grollen Ihres großen gottes (extra klein geschrieben).

 

Auch sollten wir aufhören unsere Energie zu verschwenden, indem wir uns an angeblich von GOTT selbst eingesetzten Autoritäten abarbeiten, die nicht liefern. Selbst dann, wenn wir sie noch so oft zu Recht kritisieren mögen, bringt das offensichtlich nicht weiter! Dann sind wir nur eine Blase am Rande des Gewusels, die im Innern um sich selber kreist!

 

Erich Fromm sagte einmal, wenn die Menschen nicht zu einer moralischen Entwicklung gelangen, die es ihnen ermöglicht, den individuellen und kollektiven Narzissmus zu überwinden – und dazu gehört die Arbeit am Verlust, an den eigenen Grenzen, an der Endlichkeit –, dann müssten wir mit Katastrophen rechnen.

 

Die taz fragte die in Frankreich sehr bekannte Philosophin Corine Pelluchon (sie möchte die Idee der Aufklärung erneuern): "Im Französischen gibt es zwei Begriffe für Hoffnung – espoir und espérance. Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es Ihnen vor allem um espérance als eine Tugend, dem Abgründigen ins Auge zu sehen. Aber wie kommt man aus diesem politischen Abgrund, der sich gerade auftut, wieder raus?"

 

Sie gab zur Antwort: „Der Sinn für das Tragische und die Anerkennung der Destruktivität der Menschen ist notwendig. Aber es ist auch wichtig, die Liebe zur Menschlichkeit zu kultivieren, wenn man dem politischen Bösen widerstehen und verhindern will, dass der Faschismus in die Seelen eindringt. Das Böse übt eine Faszination aus, wir sollten lernen, ihr nicht nachzugeben. Ständig Politiker, Eliten und andere zu verunglimpfen, nicht mehr an die Fähigkeit des Menschen zu glauben, Gutes zu tun, gibt denjeinigen, die das Land zerstören wollen, Kraft.“

 Link zum Artikel: 

Wir Menschen sind verpflichtet, zu hoffen und der Hoffnung zum Sieg zu verhelfen, denn sonst verlieren wir Menschen uns selbst!

 

Lasst uns deshalb die Liebe zur Menschlichkeit kultivieren, mutig in Abgründe schauen: dem Abgrund von Verlust, dem Abgrund der eigenen Grenzen und dem Abgrund der Endlichkeit. Lasst uns reife, erwachsene und nährstoffreiche Früchte sein, die die Bewegung des Gewusels auf eine gute Weide führt durch die Kraft des Guten Hirten, der in uns und in unserer Mitte kraftvoll wirkt.

 

Einen guten Ruhetag mit viel Inspiration für die kommende Zeit wünsche ich!

Johannes Brinkmann / Essen  www.johannesbrinkmann.de