KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche - Sonntagsbriefe

Sonntagsbrief zum 1. Sonntag der Fastenzeit, 18. Februar 2024

Konsequenz der Liebe

Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, ein Gerechter für Ungerechte, damit er euch zu Gott hinführe, nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet, aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde.  In ihm ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt.  Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde; in ihr wurden nur wenige, nämlich acht Menschen, durch das Wasser gerettet. Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch rettet. Sie dient nicht dazu, den Körper von Schmutz zu reinigen, sondern sie ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi, der in den Himmel gegangen ist; dort ist er zur Rechten Gottes und Engel, Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen.

1 Petr 3, 18-22 Einheitsübersetzung

 

Konsequenz der Liebe

 

Ich will diesen Sonntagsbrief nutzen, diesen Ausschnitt aus dem sogenannten ersten Petrusbrief in ein neues Licht zu stellen, weil ich ihn nicht durch eine gewohnte Brille betrachte, wie z.B. durch die des Sühneopfers, in der Jesus die Sünde auf sich nimmt und sie austilgt, damit GOTT sie uns nicht mehr anrechnet. Ich lade ein, den Text noch einmal zu lesen nach der Lektüre meines heutigen Briefes.

 

Es muss einen Augenblicke gegeben haben, in dem Jesus vorher klar wurde, was auf ihn zukommen würde, welche grausame Konsequenz für ihn die eigene Predigt mit sich bringen würde: Die Kreuzigung! Je nachdem, mit welchem Ohr die Menschen seine Predigt hörten, änderte sich dadurch ihre Bewertung. In den Ohren der Armen klang der Satz „Glücklich genannt werden die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden!“ wie eine wundervolle Verheißung auf Veränderung der momentanen Zustände! in den Ohren derer aber, die keine Veränderung der Zustände wünschten, weil sie Nutznießer der momentanen Zustände waren oder weil sie Wächter waren, deren Aufgabe dem Erhalt von Stabilität gewidmet war, rochen in Jesus eine Gefahr zur Unruhe. Nutznießer waren die Profiteure der Zustände, also Menschen, die um ihre Privilegien bangten und die Wächter waren der Hohe Rat genauso wie die römische Besatzungsmacht. Jesus, der sich ganz und gar selbst als gläubiger Jude verstand, der als Jude den Juden eine Botschaft vom GOTT Israels brachte, hat den Weg nach Jerusalem eingeschlagen, denn das größte Fest der Juden stand bevor: Das Paschafest. "EIN GOTT, ein Volk, ein Tempel der Anbetung in der Hauptstadt dieses Volkes GOTTES Jerusalem!“ Diese Vision Davids bestimmte dieses Fest und zugleich die Erinnerung an die Befreiung des Volkes Israels aus der Sklaverei! Freiheit war schon immer ein gefährliches Wort für Unterdrücker.

 

Jesus konnte Jerusalem nicht fern bleiben, dort hinzugehen war die Konsequenz aus seinem Wirken als Wanderprediger. Seine Botschaft kündete das Kommen des Reiches GOTTES an. Diese Frohe Botschaft machte längst nicht alle Leute damals froh, sondern machte manche Leute sehr sehr unruhig. Zudem hatte Jesus einige Schüler an sich gebunden und fand Zuhörer im Volk. Die Angst vor Unruhen oder gar Aufständen machte die Stadt regelrecht zu einem Pulverfass. Jesus wurde ein Dorn im Auge mächtiger Leute! Diese Leute machten vorsichtshalber schnell mal einen kurzen Prozess. Jesus wurde klar, er war in deren Fadenkreuz geraten. Mit einer Kreuzigung dieses Jesus würden sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: eine Kreuzigung war ein ehrloser Tod, jemand sollte verschwinden, als hätte es ihn nie gegeben. Einen langsamen und einsamen Tod sollte der Bestrafte durchmachen, jämmerlich und winselnd in völliger Ohnmacht. Seine Schüler würden sich in alle Winde zerstreuen, wenn sie ihren Lehrer so zugrunde gehen sehen. Doch Jesus hatte seine Jünger berufen, den Weg konsequent mit ihm zu gehen, seine Nachfolger zu sein. Eine Flucht verbot sich da! Konsequenz war der zentrale Inhalt von Jesu Weg und Mission!

 

Jesus hat vorher erkannt, dass das Kreuz wahrscheinlich auf ihn zukommt. Was für eine Herausforderung an seine Liebe und seine Bereitschaft zur Konsequenz. Er hatte sich bewußt und vor aller Augen auf die Seite der Armen und Bedrängten gestellt und nicht auf die Seite der Mächtigen. Er hatte sogar Gewaltlosigkeit gepredigt: „Wenn Dir jemand auf Deine rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin!“ oder „Liebt Eure Feinde; tut Gutes denen, die Euch hassen!“. Sicher, er hätte fliehen können. Judas konnte ihn nur verraten, weil Jesus an diesem letzten Abend mit seinen Jüngern dahin ging, wo er sonst auch immer hinging. Jesus war klar, wenn er konsequent sein wollte, musste er sich dem stellen. Weglaufen wäre Verrat, sich zu wehren und um sich zu schlagen wäre es auch! War Jesus doch angetreten, sich menschlicher Gewalt entgegenzustellen. Schlägt er seine Schläger, hat das Schlagen gewonnen. Nein, seine Kraft liegt im Aushalten, im sich nicht zur Wehr zu setzen. Standhaft zu bleiben auf dem eigenen Standpunkt! In seiner Predigt der Liebe unterdrückt nicht der Stärkere die Schwächeren, sondern der scheinbar Schwächere steht auf als Sieger! Die Gewalttäter konnten Jesus nur dem Fleisch nach töten, seinem Geist nach aber ging er als Sieger hervor!

 

Genau diese Konsequenz dieses Mannes Jesus muss uns zutiefst erschüttern. Seine Liebe, seine Hingabe und seine Menschenfreundlichkeit! Ein in diesem besonderen Maß Unschuldiger wurde Opfer menschlicher Gewalttat, ertrug die Bosheit und hat sie so überwunden. „… sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben; ihn werden sie betrauern, wie man trauert um den einzigen Sohn, und bitter um ihn klagen, wie man klagt um den Erstgeborenen.“ (Sacharja 12,10) Die Kreuzigung dieses Boten des EINEN GOTTES Israels lässt zutiefst blicken in das liebende Herz dieses Mannes Jesus und auch in das Herz der EINEN Gottheit Israels, die ihn gesandt hat zur Rettung!

 

Ich wünsche einen nachdenklichen 1. Fastensonntag 2024

Euer

Johannes Brinkmann (Essen)