Sonntagsbrief zum zweiten Sonntag in der Fastenzeit, 12. März 2017
11. März 2017 von Barbara Dominguez
Versteckspiel
Versteckspiel
Nach sechs Tagen nimmt Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit und führt sie auf einen hohen, einsamen Berg. Vor ihren Augen wurde er verwandelt, sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleidung wurde weiß wie das Licht. Seht, da erschienen ihnen Mose und Elija, die mit Jesus redeten. Petrus sagte zu ihm: „Wir vertrauen dir, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, schlage ich hier drei Zelte auf, eins für dich, eins für Mose und eins für Elija.“ Als er noch redete, seht, da überschattete sie eine Wolke voll Licht und, seht, eine Stimme sprach aus der Wolke: „Dieses ist mein geliebtes Kind, ihm gehört meine Zuneigung. Hört auf seine Stimme!“ Als die Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Gesicht nieder und fürchteten sich sehr. Jesus kam zu ihnen, rührte sie an und sprach: „Steht auf und fürchtet euch nicht.“ Als sie aufblickten, sahen sie außer Jesus allein niemanden mehr. Als sie von dem Berg abstiegen, trug ihnen Jesus auf: „Erzählt niemand von der Erscheinung, bis der Mensch von den Toten auferstanden sein wird.“
Mt 17,1-9
Bibel in gerechter Sprache
Die „Verklärung“ Jesu gehört zu jenen Erzählungen in den Evangelien, die mich verleiten Fragen zu stellen und „erklären“ zu wollen. Gleichzeitig drängt mich aber gerade diese entrückte, himmlische Begebenheit, ganz schlicht nach-zu-denken, nach-zu-spüren: Was löst diese „frohe Botschaft“ in mir aus? Was kann ich für mein Leben entdecken?
„Gipfelerlebnisse“ – kostbare Erinnerungen werden wach, Sehnsucht nach Glücksmomenten, Verlangen nach erhellenden, klärenden Antworten auf Sinnfragen unseres Lebens … Wunderbare Augenblicke verwirren und überfordern uns oft, erschrecken uns sogar, weil sie so schnell wieder vorbei sind. Wir wollen sie festhalten und wissen zugleich, dass das nicht möglich ist. Jesus, der Göttliche, der Auferstandene, beugt sich als unser menschlicher Freund und Bruder zu uns nieder, berührt uns mit seinem: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ und steigt mit uns vom Berg hinunter ins Tal.
Im Alltag, in der Talebene unseres Lebens, in der wir uns ja bewähren sollen, machen uns diese unwirklich erscheinenden Erfahrungen Hoffnung, lassen uns weiter und alles in einem anderen Licht sehen. In Schwingung versetzt wird unser Innerstes – wenn wir uns allerdings in Schwingung versetzen lassen! – durch Begegnungen in der Natur, durch bewegende Musik, durch Begegnung mit dem wahren Leben, durch die Nähe zu geliebten Menschen … Es sind diese kostbaren Momente, in denen wir, gerade weil sie selten sind, deutlicher als sonst unsere Sehnsucht spüren nach Ihm, dem Gott unseres Lebens. Er, der uns immer wieder zweifeln lässt, der so unfassbar groß ist und unser Begreifen übersteigt, lässt uns doch manchmal Seine Gegenwart ahnen – auch wenn Er sich hinter Wolken verbirgt.
Versteckspiel – Gespräch mit Gott
Irene Weinold
Ich habe mich versteckt
in meinem Alltag.
Ich finde mich fast selber nicht mehr.
Jetzt warte ich.
Wirst Du mich suchen?
Wirst Du mich finden?
Spürst Du meine Sehnsucht nach Gefunden-Werden?
Du hast Dich versteckt
in meinem Alltag.
Nicht besonders gut, zugegeben.
Sehr offensichtlich in Sonnenuntergängen,
sehr offensichtlich in glücklichen Momenten,
sehr offensichtlich in …
sehr offensichtlich!?
Und doch …
Ich laufe vorbei und finde Dich nicht.
Spüre ich Deine Sehnsucht nach Gefunden-Werden.
Barbara Dominguez
Bildnachweis: Versteckspiel © Barbara Dominguez