Sonntagsbrief zum Sonntag nach dem 6. Januar, Taufe des Herrn, 12. Januar 2025
10. Januar 2025 von Luise Mayr-Hendl
Tauferneuerung
Und Johannes ging in alle umliegenden Gebiete des Jordans und machte dort ein Tauchbad bekannt, ein Tauchbad der Umkehr, um von den Sünden loszukommen.
Die Scharen von Frauen und Männern fragten ihn immer wieder: „Was sollen wir nun tun?“ Er antwortete ihnen dann folgendermaßen: „Die zwei Umhänge haben, sollen jenen geben, die keinen haben. Und die zu essen haben, sollen ebenso handeln!“
Auch Zöllner und Zöllnerinnen kamen, um sich eintauchen zu lassen, und sie sagten zu ihm: „Lehrer, was sollen wir tun?“ Er gab ihnen zur Antwort: „Seid nicht auf mehr aus, als es Vorschrift ist!“ Es fragten ihn aber auch Soldaten: „Was sollen wir tun?“ Und zu ihnen sagte er: „Keine Gewalttaten, keine Erpressungen – und begnügt euch mit eurem Sold!“
Da das Volk aber Hoffnungen hatte, und alle sich in ihren Herzen Gedanken darüber machten, ob Johannes vielleicht der Gesalbte sei, sagte Johannes zu allen: „Ich tauche euch in Wasser ein. Es kommt aber einer, der ist stärker als ich. Ich bin nicht gut genug, ihm den Riemen seiner Schuhe zu lösen. Er wird euch mit heiliger Geistkraft und Feuer eintauchen. Er hält die Worfschaufel in seiner Hand, um seine Tenne zu reinigen und das Getreide in seiner Scheune aufzuhäufen. Die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ Er mahnte noch vieles andere an, und das Volk bekam die frohe Botschaft zu hören. Der Fürst Herodes aber, der von ihm wegen Herodias zurechtgewiesen wurde, der Frau seines Bruders, und wegen all der Verbrechen, die Herodes getan hatte, fügte zu allem noch dies hinzu: Er ließ den Johannes ins Gefängnis sperren.
Als aber das ganze Volk eingetaucht wurde, wurde auch Jesus eingetaucht. Und als er betete, öffnete sich der Himmel und die heilige Geistkraft kam in leiblicher Gestalt auf ihn herab – wie eine Taube – und eine Stimme aus dem Himmel rief: „Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Freude!“
Lk 3, 3; 10-22 Bibel in gerechter Sprache
Tauferneuerung
Die wenigsten von uns haben sich selbst für die Taufe entschieden. Diese Entscheidung wurde uns abgenommen. Viele von uns haben aber die Entscheidung für die uns anvertrauten Kinder getroffen und sie laufen lassen oder vielleicht sogar selbst getauft. Warum? Weil es so üblich ist? Oder weil wir so gute Erfahrungen gemacht haben als Getaufte?
Die Sakramentenlehre der Kirche sagt uns, dass wir nur einmal getauft werden können. Ansonsten gibt es noch die sogenannte Tauferneuerung, regelmäßig in der Osternacht und bei einigen Gelegenheiten wie Erstkommunionfeiern und Tauffeiern. Die Taufe als Zeichen der Umkehr und des radikalen Neubeginns, wie sie von Johannes dem Täufer verkündet wurde ist damit eigentlich sozusagen verwässert. - Oder haben wir die Tauferneuerung vielleicht gar nicht nötig?
Im heutigen Evangelium kommt einer zum Täufer, von dem wir annehmen können, dass er die Umkehr gar nicht braucht, weil er ja schon in die richtige Richtung läuft. Bei Lukas und Markus geht die Taufe trotzdem ohne Einwände seitens Johannes von statten, Matthäus hingegen erzählt das Ereignis folgendermaßen:
Da kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes versuchte ihn davon abzuhalten und sagte: „Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?“ Jesus antwortet ihm: „Lass es zu, jetzt! Denn auf diese Weise erfüllen wir die ganze Gerechtigkeit Gottes.“ Da gab Johannes nach.
Mt 3, 13-15 Bibel in gerechter Sprache
Ich verstehe das so: erstens, Jesus wollte keine Sonderbehandlung und zweitens, auf diese Art und Weise erklärte er seine volle Solidarität mit Johannes und dessen Aufruf zur Umkehr. - Johannes war zwar der, der ihm voraus ging, aber er, der Mann aus Nazareth war derjenige, der das was der Täufer begonnen hatte, fortsetzte. Die Botschaft des Täufers wird zur Botschaft Jesu. Und so, wie die Botschaft des Täufers nach seiner Ermordung weiterlebt, lebt auch die Botschaft Jesu nach seiner Hinrichtung weiter, durch die, die ihn mit der Taufe, wie es im Brief an die Galater heißt „wie ein Kleid angezogen haben“. (Gal 3,27)
Tauferneuerung – etwas was wir also durchaus ernst nehmen sollen. Nicht eine liturgisch angeordnete Tauferneuerung, sondern eine von uns selbst ausgehende, in der wir uns bewusst machen, was uns mit der Botschaft an-vertraut ist. Am Anfang eines Jahres vielleicht eine gute Übung?
Was mir bei der Beschäftigung mit dem Thema noch so eingefallen ist:
Der geöffnete Himmel |
Eintauchen |
Auf geht er über allen auf der Himmel träufelt aus Höhe, Wolken regnen den Erwarteten den Gerechten den Retter den Richter den der alles richten soll damit das Krumme gerade wird auf alle über geht er der Himmel bleibt nicht stehen bei dem einen unerwartet geht er weiter träufelt nicht mehr strömt durchdringt lässt wachsen Himmel auf Erde Menschen nicht mehr krumm aufgerichtet gerecht gemacht aus Glauben umgekehrt geöffnet |
Das Trockene das Feste das Gewohnte verlassen
grundlos werden atemlos berührt sein umflossen getragen
auftauchen frisch sein ein neuer Mensch |
Einen gesegneten Tauf-Sonntag
Marie-Luise Mayr-Hendl