Sonntagsbrief zum Pfingstmontag, 20. Mai 2024

19. Mai 2024 von Johannes Brinkmann

Hören können

Die Hand des HERRN legte sich auf mich und er brachte mich im Geist des HERRN hinaus und versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von Gebeinen. Er führte mich ringsum an ihnen vorüber und siehe, es waren sehr viele über die Ebene hin; und siehe, sie waren ganz ausgetrocknet.  Er fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: GOTT und Herr, du weißt es.  Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN!

Ez 37,1-4 Einheitsübersetzung

 

Hören können

 

Diese ganze wundersame und faszinierende uralte Erzählung über die ausgetrockneten Gebeine, die plötzlich auf GOTTES Wort hin wieder lebendig werden, kann nur funktionieren, weil sie dem Tod zum Trotz noch hören können! Sie müssen Ohren haben, die noch hören können!

 

Hören können! Daran soll man uns erkennen können, die wir nach GOTTES Spuren Ausschau halten!

 

Alle Wände in der inneren Wohnung vollgestellt und komplett eingerichtet, vom Weltbild bis zum Glaubensgebäude, alles abgeschlossen unter Dach und Fach. Je unsicherer die Außenwelt ist, desto mehr Sicherheit muss die Innenwelt bieten.

 

Wenn nun GOTT flüstert, sich äußert, sich offenbart, wie es Offenbarungsreligionen ja erwarten sollten, sind die Ohren verstopft. Da kommt vielleicht gar nichts an wegen zu viel Lärm innen und auch ringsumher. Selbst dann, wenn die Stimme des Gesandten gehört werden sollte, heißt das noch lange nicht, dass sie auch erhört wird.

 

Schma Israel! Höre, Israel! (Dtn 6,4) Ich würde diesen zentralen Aufruf GOTTES an das VOLK GOTTES mit „Lausche Israel!“ übersetzen. Lauschen auf ein leises sanftes Säuseln, wie es der Prophet Elia tat, der der Stimme GOTTES lauschte und dabei vor die Höhle trat, in die er sich angstvoll und ermüdet vom Kämpfen gegen taube Ohren zurückzogen hatte. ( 1.Könige 19,9-14)

 

Statt aufzuhorchen, wird das Wort als Angriff gewertet, denn es stellt die abgeschlossene sichere Innenwelt in Frage. Die Energie wird in die Abwehr gelenkt, nicht in die Aufnahme der Worte. Die Waage ist kaputt! Die Worte können nicht abgewogen werden, nicht als Worte GOTTES erkannt werden, weil sie durch den Filter einer ängstlichen Wertung geleitet werden, in dessen Priorität nicht GOTT sondern die eigene Sicherheit und Angst entscheidet!

 

Kein Wunder also, wenn Jesus im heutigen Tagesevanglium (Lk 10,21-24)  ausruft: „Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil Du das den Weisen und Klugen verborgen und den Unmündigen offenbart hast.“ Gemeint sind unkomplizierte, ja kindliche, für etwas Neues offene Geister, ungelehrte, in ihrem Glaubensgebäude nicht total verfestigten, sondern der Aufnahme fähigen Innenräume der Zuhörenden. Wer des Lauschens fähige Ohren erhalten will über seinen gesamten Lebensbogen, wer also dem VOLK GOTTES zuge-hören will, der muss sich ein kindliches offenes Herz bewahren.

Wenn die Ohren nämlich verstopft sind, bleibt totes Gebein für immer totes Gebein auch wenn GOTT es lebendig machen will durch sein Geist volles Wort!

 

Deshalb liebe Freundinnen und Freunde: bitte verlernt das Lauschen nicht!

 

Einen gesegneten Pfingstmontag in die ganze Runde wünscht

 

Johannes Brinkmann (Essen)

 

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