Sonntagsbrief zum Pfingstfest, 24./25. Mai 2015

23. Mai 2015 von Johannes Brinkmann

„Wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden.“

Sonntagsbrief zum Pfingstfest

Als der 50. Tag, der Tag des Wochenfestes, gekommen war, waren sie alle beisammen. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Tosen wie von einem Wind, der heftig daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jede und jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Da wurden sie alle von heiliger Geistkraft erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden; wie die Geistkraft es ihnen eingab, redeten sie frei heraus. Unter den Jüdinnen und Juden, die in Jerusalem wohnten, gab es fromme Menschen aus jedem Volk unter dem Himmel. Als nun dieses Geräusch aufkam, lief die Bevölkerung zusammen und geriet in Verwirrung, denn sie alle hörten sie in der je eigenen Landessprache reden. Sie konnten es nicht fassen und wunderten sich:“Seht euch das an! Sind nicht alle, die da reden, aus Galiläa? Wieso hören wir sie dann in unserer je eigenen Landessprache, die wir von Kindheit an sprechen? Die aus Persien, Medien und Elam kommen, die in Mesopotamien wohnen, in Judäa und Kappadozien, in Pontus und in der Provinz Asien, in Phrygien und Pamphylien, in Ägypten und in den zyrenischen Gebieten Libyens, auch die aus Rom Zurückgekehrten, von Haus aus jüdisch oder konvertiert, die aus Kreta und Arabien kommen: Wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden.“

Apostelgeschichte 2, 1-11
Bibel in gerechter Sprache

Wenn Ihr, liebe Leserinnen und Leser, diesen Pfingst-Sonntagsbrief lest, werde ich auf Theatergastspielreise in Russland, genauer gesagt in Nischni Nowgorod, dem ehemaligen Gorki (bis 1990), sein. Nischni Nowgorod ist eine Partnerstadt von Essen. Anlass der Reise von mir und meinen Freundinnen und Freunden vom Theater in Essen sind 70 Jahre Kriegsende.

Wir finden, dass gerade bei angespannter politischer Lage die zwischenmenschliche Begegnung enorm wichtig ist.

Werde ich deshalb über Probleme besser schweigen um des lieben Friedens willen? Über die Ukraine z.B. oder über die Lage der Homosexuellen im Lande?

Ich habe mir vorgenommen, das Lied „ich glaube“ von Udo Jürgens dort vorzutragen. Wir haben gute Übersetzer vor Ort, GOTT sei Dank. Ich werde dann auf die ersten 2 Zeilen des Liedes näher eingehen. „ich glaube, dass der Acker, den wir pflügen nur eine kleine Weile uns gehört. Ich glaube nicht mehr an die alten Lügen, er sei auch nur ein Menschenleben wert.“ Und dann werde ich sagen: „Die Zeit des Ackerbauern muss vorbei sein, es ist höchste Zeit, dass die Zeit des guten Hirten anbricht! Wer heute in Territorien denkt, also in Kategorien denkt und handelt wie „unser Land, für das wir leben, notfalls unser Leben lassen oder sogar zu Töten bereit sind“, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. In Zeiten von Globalisierung, Klimawandel, knapper werdenden Ressourcen, Milliarden Menschen auf der Flucht und einem schon jetzt grenzenlosen Geldfluss, gilt es, das Leben selbst auf gute Weide zu führen. Jede und Jeder, an ihrem und an seinem jeweiligen Platz ist dazu berufen. „Global denken und lokal handeln“ muss die Devise sein und auch „liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ Ich werde aber auch zum Ausdruck bringen, dass diese notwendige Neuorientierung nicht nur Russland und die Ukraine betrifft, sondern weltweit ansteht. Ihre Umsetzung ist eine Frage von Krieg und Frieden aber auch von gelingender Menschlichkeit. Will der Mensch sich als Abbild GOTTES erweisen, ist diese Neuorientierung Gebot der Stunde!

Wir werden eine stattliche Gruppe von 13 Personen sein. Sieben Frauen und sechs Männer. Vier von den sechs Männern, die mitreisen, sind homosexuell, u.a. ich.

Und auch dieses Thema wird auf irgendeine Weise auf den Tisch der Freundschaft kommen.

In diesem Zusammenhang danke ich dem ZdK, dass es sich für uns so einstimmig einsetzt. Allerdings hätte es besser Nägel mit Köpfen machen sollen. Es ist nämlich nicht möglich, uns zu helfen und gleichzeitig die Lehre der rkK unverändert zu belassen. Nach Lehre der römischen Kirche ist Sexualität allein zur Fortpflanzung da und homosexuelles Verhalten folglich wider GOTTES Natur. Wenn Ihr nun im Namen GOTTES unsere treu liebenden Partnerschaften segnet, so wäre es zynisch gleichzeitig unser Sexualverhalten abzulehnen und zu verbannen. Es ist folgerichtig, dass auch GOTT in Euren Augen unser Verhalten nicht ablehnt und verbannt. Deshalb müsst Ihr logischer Weise auch deutlich sagen: Die jetzige Lehre ist falsch! Sie muss verändert werden!

Hat das, was ich nun heute am 17.05.* hier zu Pfingsten als Impuls zu Papier brachte, irgendetwas mit Pfingsten und dem Brausen des Heiligen Geistes zu tun? Oh liebe Leserinnen und Leser, das entscheidet bitte selbst.

Ich wünschen Allen ein gesegnetes Pfingstfest
Johannes Brinkmann

* Der 17.05. ist der internationale Tag gegen Homophobie. Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten zu streichen.

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