Sonntagsbrief zum Palmsonntag 9 .April 2017

8. April 2017 von Magnus Lux

Nicht nur reden, sondern tun

Bronzeplastik von Albert Schilling in Würzburg © Sigrid GrabmeierÜber göttliche Gestalt verfügend,

hielt Christus die Gottgleichheit doch nicht wie ein glückliches Los fest,

 sondern entäußerte sich selbst aller Vorrechte   nahm die Gestalt eines versklavten Menschen an,   den Menschen gleich und seine ganze Erscheinung zeigte:   Er war ein Mensch wie du und ich.

Er erniedrigte sich selbst und war dem Auftrag Gottes gehorsam bis zum Tode, dem Sklaventod am Kreuz.

Darum hat Gott den Erniedrigten erhöht   und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen erhaben ist,   im Namen Jesu sich alle Knie beugen sollen  im Himmel und auf Erden und unter der Erde,

und jede Zunge bekennen soll,  dass Jesus Christus der Herr ist zur Ehre Gottes, unserer Mutter und unseres Vaters.

Phil 2,6-11

Bibel in gerechter Sprache

Paulus überliefert uns im Brief an die Gemeinde von Philippi das älteste Christuslied. Nach dem Matthäus-Evangelium wird Jesus bei der Taufe sozusagen von Gott adoptiert. Dieses Lied zeigt uns eine andere Variante, wie die Menschen das Phänomen „Jesus ist der Christus“ zu deuten versuchen. Christus verzichtete auf seiner Vorrechte und wurde ein Mensch wie du und ich. Weil er den Auftrag Gottes ausgeführt hat, starb er den Sklaventod am Kreuz. Doch Gott gibt dem Erniedrigten einen Namen, einen Titel: Herr. So wird im Alten Testament nur Gott angesprochen.

Was uns heute wohl sehr einleuchtend erscheint, das ist die Aussage: Er wurde ein Mensch wie du und ich. Was uns beeindruckt: Er war dem Auftrag Gottes gehorsam bis zum Schluss, mit letzter Konsequenz. Mit dem daraus entwickelten Gedanken, dass Gott seinen Sohn geopfert hat, damit die Menschen erlöst würden, verbinden wir unwillig den Gedanken an einen blutrünstigen Gott und können damit nichts mehr anfangen. Ist das jetzt Glaubensverweigerung? Lehnen wir das Urgestein des Glaubens ab? Nein. Denn Glauben ist nicht ein Für-wahr-Halten von überlieferten Sätzen, sondern ein Sich-Einlassen auf das Wort Gottes, das uns hier und heute trifft und dem wir mit unserem Leben, Glauben und Handeln Ant-Wort geben; daraus folgt unsere Ver-ant-wort-ung.

Was war denn wohl der Auftrag Gottes, den Jesus so perfekt erfüllt hat? Er hat uns vorgelebt, wie Gott uns Menschen haben will: liebevoll, barmherzig, gerecht, empfindsam, einfühlsam, geradlinig. Jesus stellt ein Kind, das damals nichts wert war, als Vorbild hin, da es noch das Ur-Vertrauen besitzt. Er spricht mit einer Frau, dazu noch mit einer Ausländerin, die auch noch das „falsche Gebetbuch“ hat. Er lässt sich von Zöllnern, damals wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht, den Römern, als öffentliche Sünder gebrandmarkt, zum Essen einladen. Da kann einem Frommen, der sich peinlichst an die Gesetze hält, ja der Kragen platzen: Weg mit dem!

Wir nennen uns Christinnen und Christen und verteidigen unsere verbürgerlichte Religion, die niemand etwas zu Leide tut und sich selbstgenügsam und selbstverliebt um sich selbst dreht. Von uns geht keine Gefahr aus, die uns „ans Kreuz“ bringen würde. Oder doch? Wenn wir über unseren Kirchturm-Horizont hinausschauen und uns für die Menschen einsetzen, die zu uns als Flüchtlinge und Asylanten kommen, dann schlägt auch uns oft genug der Hass der Menschen entgegen: Weg mit denen! Doch wir erinnern uns an das Wort Jesu: Nicht wer zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich Gottes eingehen, sondern wer den Willen meines Vater tut.

Magnus Lux

zum Bild: Bronzeplastik von dem Bildhauer Albert Schilling im Ausstellungspavillon des Burkardushauses Würzburg. Mehr zu dem Künstler: http://www.museum-am-dom.de/albert-schilling/

Foto: Bronzeplastik von Albert Schilling in Würzburg © Sigrid Grabmeier

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