Sonntagsbrief zum Ostersonntag, 17. April 2022

16. April 2022 von Johannes Brinkmann

Unsterblich?

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

 

Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.

 

Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

 

Johannes 20, 1-18 Einheitsübersetzung

 

Unsterblich?

Heute wird der Tod als Begrenzung des Lebens zunehmend als technisches Problem wahrgenommen. „Woran ist ein Mensch gestorben?“ fragen wir, als könnte der Mensch ewig leben, wenn jedes technische Problem, das zum Tode führen könnte, erst einmal gelöst wäre. Doch selbst wenn uns das gelänge, wäre der Tod im Diesseits damit nicht besiegt. Ich singe auf meiner CD „Seelentanz“ ein Lied von Hermann van Veen indem es heißt: „Ich lebe und das heißt ich tanze mit dem Tod!“. Dieses Lied beschreibt für mich die Leidenschaft für das Leben, die vom Bewusstsein der Existenz des eigenen Todes hier auf Erden nicht zu trennen ist; wer im Bewusstsein seines irdischen Todes lebt, lebt intensiver, setzt sein Leben bewusster ein und vergeudet nicht seine Zeit! Diese Zeile aus Hermann van Veens Lied hätte nichts von seiner Aktualität eingebüßt, wenn alle Krankheiten und natürlichen Todesursachen durch immer bessere medizinische Technik „besiegt“ worden wären. Wir könnten dann immer noch eines „unnatürlichen“ Todes sterben, z.B. durch Unfall oder menschliche Gewaltanwendung. In meiner poetisch biblischen Reise spricht GOTT: „Krankheit und Tod werden euer Leben in Angst und Schrecken versetzen“. Wäre etwa dieser Satz GOTTES überholt, wenn wir hier auf Erden keines natürlichen Todes mehr sterben könnten? Ich prophezeie, dass Angst und Schrecken dann eher noch zunehmen würden. Würden wir uns dann überhaupt noch über die Straße trauen? Wäre wir nicht viel erpressbarer, weil wir soviel mehr verlieren könnten, z.B. durch Menschen, die uns Gewalt androhen? Kämen überhaupt alle in den Genuss dieser „Unsterblichkeit“, oder könnten sie sich nur Reiche leisten? Hätten wir dann unsterbliche Diktatoren?

Das Leben, das ich meine, stellt jeden von uns in den Strom des Lebens. Von diesem Strom lassen wir uns tragen, in diesem Strom werden wir in bewusster Bejahung seinereinigenden und fordernden Kraft getauft, werden wir bewusst Kinder GOTTES! Dieser Strom strömt aus der Zeit vor uns in eine Zeit nach uns. Und da dieser Strom aus GOTTES liebendem „JA!“, in GOTTES „JA!“ und auf GOTTES „JA!“ zuströmt, endet unser Leben nicht mit unserem irdischen Tod, bleiben wir auch nicht im Tod, selbst dann, wenn wir hier im Diesseits sterben! Egal ob durch einen „natürlichen“ Tod oder durch Gewalt! Wir brauchen den Tod nicht zu fürchten! Diese Gewissheit allein kann den Tod überwinden und ihm jede Angst und jeden Schrecken nehmen.

Dass wir uns bemühen, Krankheiten zu bekämpfen, bleibt dadurch unberührt. Doch haben wir, die wir mit GOTT unsere Wege gehen, nicht das Bestreben, auf ewig im Diesseits zu leben.


Frohe Ostern!
Johannes Brinkmann

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