Sonntagsbrief zum Neujahrstag 2016

1. Januar 2016 von Sigrid Grabmeier

Mit sub-versiver Kraft in das Neue Jahr

Sonntagsbrief zum Neujahrstag 2016

Frankfurt, BankenviertelAls aber die Fülle der Zeit kam, da sandte Gott das Gotteskind aus: geboren aus einer Frau und geboren unter die gesetzte Ordnung. Die unter der Gesetzesordnung leben, sollte es freikaufen, damit wir als Kinder adoptiert würden. Weil ihr aber Kinder seid, hat Gott die Geistkraft des Gotteskindes in unsere Herzen ausgesandt, die mit lauter Stimme ruft: Abba! Vater! Du bist also nicht mehr versklavt, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch erbberechtigt durch Gott.

Gal 4,4-7
Bibel in gerechter Sprache

Um eine viel tiefer reichende Wende als es heute unser Neujahrsbeginn ist, mögen die Vorsätze auch noch so ernst gemeint sein, geht es im heutigen Lesungstext. In den Versen vor unserem Abschnitt verwendet Paulus das Bild vom unmündigen Erben, der einem Haussklaven etwa gleichgestellt war, dem Vormund unterworfen, solange bis der Vater dessen Mündigkeit bestimmt hatte.  „So ist es auch mit uns. Solange wir noch unmündig waren, sind wir versklavt gewesen unter die Ordnungskategorien der Welt.“ -

Und in diese Situation hinein schickt Gott seinen Sohn – nicht als einen, der außerhalb dieser Ordnung, außerhalb der Gesetzmäßigkeiten steht, sondern als einen, der den gleichen Gesetzen und Nöten unterworfen ist wie wir. In der „Volxbibel“http://www.combib.de/bibel/lb/gala4.html ist das so übersetzt:

„Als aber der Termin gekommen war, an dem Gott das geplant hatte, schickte Gott seinen Sohn bei uns vorbei. Der wurde ganz normal als Mensch geboren und ließ sich sozusagen freiwillig in den Knast einschließen, in dem wir gefangen waren.“

Befreiung also durch einen, der sich mit uns einsperren lässt. Der seine Kraft nicht von außen, sondern von innen wirken lässt, der sich mit uns gegen die „Elementarmächte“ (Einheitsübersetzung) und gegen die „Knechtschaft der Mächte“ (Luther 1984) auflehnt. Ganz schön sub-versiv, ganz schön das unterste zu oberst wendend.

Ich wünsche uns allen, dass wir im Neuen Jahr mit dieser sub-versiven Kraft in uns Lähmungen und Fesseln überwinden, uns unserer Verantwortung als Erbinnen und Erben Gottes bewusst sind und wirksam sind in dieser Welt, die den Gesetzen von Macht und Gewalt unterworfen ist.

Gott segne und behüte uns.
Gottes Antlitz hülle uns in Licht, und sie sei uns zugeneigt.
Gottes Antlitz wende sich uns zu, und sie schenke uns heilsame Ruhe.

(nach Num 6, 24-26, Bibel in gerechter Sprache)

Sigrid Grabmeier

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