Sonntagsbrief zum Hochfest "Erscheinung des Herrn, 6.Januar 2018

5. Januar 2018 von Magnus Lux

„Nun sehet den Stern, den wir bringen“

© DALIBRI Die katholische Pfarrkirche St. Ägidius in Pelchenhofen bei Neumarkt in der Oberpfalz: Die Sternsinger am Dreikönigstag

Als Jesus in Betlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, seht, da kamen königliche Magier aus dem Osten nach Jerusalem. Sie sagten: „Wo ist der neugeborene König des jüdischen Volkes? Wir haben seinen Stern im Osten aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Als König Herodes davon hörte, erschrak er zutiefst – und ganz Jerusalem auch. Er berief eine Versammlung aller Hohenpriester und Toragelehrten aus dem Volk, um von ihnen zu erfahren, wo der Messias geboren werden sollte. Sie sagten ihm: »In Betlehem in Judäa. Denn so steht es beim Propheten: ´Und du, Betlehem im Land Juda, keineswegs bist du die unbedeutendste unter den führenden Städten Judas. Denn aus dir wird ein Herrscher hervorgehen, der mein Volk Israel behütet.` Da ließ Herodes die königlichen Magier heimlich rufen, um von ihnen in Erfahrung zu bringen, zu welcher Zeit der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: „Geht! Stellt genaue Nachforschungen über das Kind an. Wenn ihr es gefunden habt, gebt mir Bescheid, damit auch ich kommen kann, um ihm zu huldigen.“ Als sie das vom König gehört hatten, brachen sie auf. Und seht, der Stern, dessen Aufgang sie beobachtet hatten, zog vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort stillstand, an dem das Kind war. Als sie den Stern dort sahen, waren sie überwältigt vor Freude. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind zusammen mit Maria, seiner Mutter. Sie fielen vor ihm nieder, ihm zu huldigen. Sie breiteten ihre Schätze aus und überreichten dem Kind Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Im Traum aber erhielten sie die Weisung, nicht zu Herodes zurückzugehen. So kehrten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.

Mt 2,1-12  Bibel in gerechter Sprache 

Die heiligen drei Könige: Wer kennt sie nicht? Das „Fest der Erscheinung des Herrn“, wie der Dreikönigstag offiziell heißt, ist hinter dem Glanz des Dreikönigsfestes zurückgetreten.

Magier, Weise sind es, die aus dem Morgenland, also dem Osten aufbrechen, Astrologen, die den Stern des neugeborenen Königs im Osten haben aufgehen sehen. Zu Königen sind sie erst später geworden. Sie kommen nach Jerusalem und fragen den König Herodes, wo denn der neugeborene König sei. Der verweist sie schließlich nach Betlehem. Und tatsächlich, der Stern bleibt über dem Ort stehen, wo das Kind geboren worden ist. Das Ganze macht sich so schön an der Krippe – aber stimmt das auch so?

Die Bibel ist kein historisches Protokoll des Handelns Gottes am Menschen. Das bedeutet: Entweder wir nehmen die Bibel wörtlich oder wir verstehen sie. Und wenn wir sie verstehen wollen, dann müssen wir erstens fragen: „Was wollte der Evangelist Matthäus mit dieser Geschichte sagen?“ und zweitens: „Was bedeutet das für uns heute?“

Matthäus schreibt für Judenchristen und er sagt ihnen: Die Heiden sehnen sich nach Gott – und finden ihn in dem Kind in der Krippe. Der Stern, der aufgeht, weist darauf hin, wie schon im Alten Testament bezeugt: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel. Hier geschieht wirklich „Erscheinung des Herrn“. Nicht das Auftreten des Kaisers in Rom ist für die Menschen wichtig, sondern die Geburt dieses Kindes in der Provinz.

Und was bedeutet diese Geschichte für uns heute, wenn wir sie nicht als religiöse Folklore stehen lassen wollen? Fragen wir uns: Finden vielleicht auch heute noch die Heiden den Weg zu Gott, während wir Christen und Christinnen uns hinter unsere Lehr-Formeln, die oft genug zu Leer-Formeln geworden sind, selbstgerecht zurückziehen? Wie wichtig ist es uns, dass wir Christen und Christinnen sind, und zwar nicht nur auf dem Papier, dem Taufschein, sondern in unserem tagtäglichen Tun? Nicht eine hohe Theologie, nicht eine hehre, abgehobene Sprache wird die Menschen heute von der Wahrheit der christlichen Botschaft überzeugen, sondern die aus der Botschaft Jesu erwachsene christliche Tat. Dann sind die Sternsinger und Sternsingerinnen nicht nur Brauchtum, sondern sie sagen uns: Schaut her, wir haben eine wichtige Botschaft: Dieser Jesus, der als schwaches Kind in unsere Welt gekommen ist, der ist für alle ganz wichtig. Helft, dass alle Kinder dieser Erde seine Liebe erfahren. „Drum danket ihm froh das Erbarmen und lobet den gütigen Herrn, und kommt er zu euch wie die Armen, dann schenket ihm fröhlich und gern! Bewahret das Licht eurer Kerzen und liebet den Herrn immerdar, dann schützt er das Haus und die Herzen, und schenkt euch ein seliges Jahr!“

Magnus Lux

Bildnachweis:

DALIBRI  

 

Die katholische Pfarrkirche St. Ägidius in Pelchenhofen bei Neumarkt in der Oberpfalz: Die Sternsinger am Dreikönigstag

 

 

 

 

 

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