Sonntagsbrief zum fünften Sonntag in der Fastenzeit, 2.April 2017

1. April 2017 von Georg Mollberg

Gott-Vertrauen

Grabstein Schmetterling Bachem, Unkel am RheinEs war jemand krank, Lazarus aus Betanien, aus dem Dorf von Maria und Marta, ihrer Schwester. Maria war die, die den Messias mit Salböl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war krank. Die Schwestern schickten also zu ihm und ließen sagen: „Rabbi, sieh: Der, den du liebst, ist krank.“ Als Jesus das hörte, sagte er: „Diese Krankheit ist nicht todbringend, sondern ist dazu da, dass der Erwählte Gottes durch sie in göttlichem Glanz erstrahle.“ Jesus liebte Marta und ihre Schwester und Lazarus. Als er nun gehört hatte, dass Lazarus krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war. Anschließend sagte er seinen Jüngerinnen und Jüngern: „Lasst uns wieder nach Judäa gehen!“ Die Jüngerinnen und Jünger sagten ihm: „Rabbi, gerade haben die Menschen aus Judäa versucht, dich zu steinigen, und du gehst wieder dorthin?“ Jesus antwortete: „Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Alle, die am Tag herumlaufen, stolpern nicht, denn sie sehen das Licht dieser Welt; alle aber, die bei Nacht herumlaufen, stolpern, weil das Licht nicht in ihnen ist.“ So redete er, und danach sagte er ihnen: „Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen, ich gehe, um ihn aufzuwecken.“ Da sagten ihm die Jüngerinnen und Jünger: „Rabbi, wenn er eingeschlafen ist, wird er geheilt werden.“

Jesus hatte aber über seinen Tod geredet, sie dagegen meinten, dass er über das normale Einschlafen geredet hätte. Da sagte Jesus ihnen ganz offen: „Lazarus ist gestorben, und ich freue mich euretwegen – ihr sollt nämlich zum Glauben kommen –, dass ich nicht dort war. Aber lasst uns zu ihm gehen!“ Da sagte Thomas, genannt Zwilling, zu den anderen Jüngerinnen und Jüngern: „Lasst auch uns gehen, damit wir mit ihm sterben.“

Jesus ging also und fand, dass Lazarus schon vier Tage im Grab war. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa drei Kilometer entfernt. Viele von den Menschen aus ihrem Volk waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen des Bruders zu trösten. Als Marta nun hörte, Jesus würde kommen, ging sie ihm entgegen. Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta nun sagte zu Jesus: „Rabbi, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Was auch immer du von Gott erbittest, wird Gott dir geben.“ Jesus sagte ihr: „Dein Bruder wird auferstehen!“ Marta sagte ihm: „Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am letzten Tag.“ Jesus sagte ihr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben: Alle, die an mich glauben, werden leben, auch wenn sie sterben; und alle, die leben und an mich glauben, werden bis in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?“ Sagt sie ihm: „Ja, Rabbi, ich bin zum Glauben gekommen, dass du der Messias bist, der Erwählte Gottes, der in die Welt kommt.“ Nachdem sie dies gesagt hatte, ging sie weg und rief ihre Schwester Maria und sagte ihr heimlich: „Der Lehrer ist da und ruft dich.“ Als jene dies hörte, stand sie schnell auf und ging zu ihm. Jesus war noch nicht ins Dorf gekommen, sondern war noch an dem Ort, wo Marta ihm begegnet war.

Als nun die anderen jüdischen Menschen, die mit ihr im Haus gewesen waren und mit ihr getrauert hatten, sahen, wie Maria schnell aufstand und hinausging, folgten sie ihr, weil sie meinten, sie ginge zum Grab, um dort zu weinen. Als Maria dahin kam, wo Jesus war und ihn sah, warf sie sich zu seinen Füßen nieder und sagte ihm: „Rabbi, wenn du hier gewesen wärst, wäre mir der Bruder nicht gestorben.“ Als Jesus sie weinen sah – und auch die anderen Jüdinnen und Juden, die mit ihr gekommen waren, weinten –, war er innerlich aufgewühlt und erschüttert und sagte: „Wo habt ihr ihn hingelegt?“ Sie sagten ihm: „Rabbi, komm und sieh!“ Jesus weinte. Da sagten die anderen jüdischen Menschen: „Sieh, wie er ihn geliebt hat.“ Aber einige von ihnen sagten: „Hätte nicht jener, der die Augen des Blinden geöffnet hat, auch etwas machen können, damit dieser nicht sterben musste?“ Jesus nun, wiederum innerlich ergrimmt, kam zum Grab. Es war eine Höhle und ein Stein lag vor ihr. Jesus sagte: „Hebt den Stein fort!“ Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte ihm: „Rabbi, er stinkt schon, er ist ja vier Tage alt.“ Jesus sagte ihr: „Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du den Glanz Gottes sehen?“ Sie hoben nun den Stein fort. Jesus aber hob die Augen nach oben und sagte: „Du, Gott, ich danke dir, dass du mich gehört hast. Ich wusste, dass du mich immer hörst, aber wegen der Leute, die hier stehen, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.“ Als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Es kam der Gestorbene heraus, umwickelt an den Füßen und den Händen mit Binden und sein Gesicht war von einem Tuch bedeckt. Jesus sagte ihnen: „Befreit ihn und lasst ihn gehen!“

Viele nun von den jüdischen Menschen, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was er tat, glaubten an ihn.

Joh. 11, 1-45
Bibel in gerechter Sprache

Jerusalem 29 n.Chr. Ein Wanderprediger ziehe durchs Land und wiegle die Leute auf, melden Denunzianten dem Hohen Rat. Er tue viele Zeichen, das gefährde den Frieden mit der römischen Besatzungsmacht. Es wäre besser, wenn er verschwände. Jesus ist bereits auf dem Weg nach Jerusalem, nach Golgotha! Seine Noch-Mitwanderer ahnen nichts Gutes.

Nahe der Stadt, in Betanien, wohnt Jesu Freund Lazarus mit seinen Schwestern Maria und Martha. Der Bruder sei krank, hatten sie Jesus mitgeteilt. Er kommt zwei Tage zu spät, Lazarus ist tot. War es Absicht, den Freund sterben zu lassen, um an ihm Gottes Allmacht zu zeigen? „Wärst du hier gewesen, würde unser Bruder noch leben“, klagen denn auch die beiden Frauen. Jesus weint. Ist es Verzweiflung über die grausige Macht des Todes?

Der Herr, den eigenen Tod am Kreuz schon vor Augen, dankt und betet zu Gott! Er bittet ihn nicht um Hilfe, denn er war sich von vornherein sicher, dass sein Vater ihm helfen wird. Wer auf Gott vertraut, muss ihn nicht mit Tsunamis von Fürbitten zu überschwemmen, damit er alles richte. Der Vater weiß doch, was seine Kinder brauchen!

Mit Gottes Geisteskraft ruft Jesus den Freund ins Leben zurück. Das Wort des Herrn ruft den Toten, es ist mächtig und lebenspendend. Wie zu Beginn der Schöpfung, so auch bei der Vollendung der Auferstehung. Und der Tote hört den Herrn: „Lazarus, komm heraus!“ Das Machtwort des Herrn, unendlich erhaben über alle menschliche Ohnmacht. Menschen können Menschen ins Grab schicken, aber nicht herausrufen. Sein Befehl wird auch unsere Dunkelheiten erhellen, in unser Grab dringen und uns die Tür zum ewigen Leben öffnen!

G. Mollberg

Zum Bild: Symbol für die Auferstehung!

Nach dem Verpuppen und langer Ruhezeit des scheinbar leblosen Kokons schlüpft daraus das sofort flugfähige Schöpfungswunder „Schmetterling“. Der Antike galt er als Sinnbild für Wiedergeburt und Unsterblichkeit. In der christlichen Kunst ist er noch heute das Symbol der Auferstehung. Ei, Puppe und Falter sind daher, wie hier in Unkel am Rhein, auf zahlreichen christlichen Grabmalen zu finden.
Foto © Georg Mollberg

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