Sonntagsbrief zum Fest Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2025
5. Januar 2025 von Brigitte Karpstein
Welcher Stern?
Steh auf, werde licht, denn dein Licht kommt
und der Glanz GOTTES strahlt über dir auf!
Schau nur: Finsternis bedeckt die Erde
und dunkle Wolken die Völkerschaften,
aber über dir wird GOTT aufstrahlen, GOTTES Glanz wird über dir sichtbar.
Die fremden Völker werden zu deinem Licht gehen,
königliche Herrschaften zu dem Lichtschein, der über dir aufstrahlt.
Erhebe deine Augen ringsum und schau!
Sie alle sammeln sich, kommen zu dir!
und deine Töchter werden sicher an deiner Seite sein.
Da wirst du schauen und strahlen,
dein Herz wird erbeben und weit werden,
denn zu dir hin wenden sich die Schätze der Meere,
der Reichtum der fremden Völker kommt zu dir.
Scharen von Kamelen werden dich bedecken,
junge Kamele aus Midian und Efa.
Aus Saba werden alle kommen, Gold und Weihrauch werden sie bringen,
die Ruhmestaten GOTTES verkündigen sie.
Jesaja 60, 1-6, Bibel in gerechter Sprache
Welcher Stern?
Wie war das denn eigentlich mit der Geburt Jesu? Johannes erwähnt davon gar nichts, Markus fängt mit dem Stammbaum Jesu an, und seine Gottessohnschaft zeigt sich erst bei seiner Taufe. Nur Matthäus und Lukas erzählen etwas über die Geburt und die Zeit um die Geburt des Jesuskindes.
Unsere Krippendarstellungen richten sich hauptsächlich nach dem Lukasevangelium.Zum Fest "Erscheinung des Herrn" werden dann nochder Stern mit einem Kometen-Schweif, die drei Könige,einer davon stammt aus Afrika, und um ein Kamel ergänzt.*
„Anleitung“ dazu gibt die Erzählung des Matthäus, der wiederum auf die Propheten zurückgreift. Im Alten Testament wird Jesus als der kommende Retter angekündigt, und in seinem Leben erfüllen sich die Voraussagen der Propheten. Das herauszustellen, ist für Matthäus wichtig. Beim Propheten Jesaja heißt es (60, 1-6): Der Herr "geht strahlend auf, Nationen (von fern) wandern zu deinem Licht und Könige“ - das ist eine Anspielung auf König Salomon - „zu deinem strahlenden Glanz." „Eine Menge von Kamelen …“ Dies wurde nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil geschrieben. Gott wird Jerusalem besuchen, und das wird wie ein Licht sein. Von der arabischen Halbinsel und aus Äthiopien kommen Karawanen mit Kamelen, die Stadt wird für alle Völker und Nationen heilig werden, nicht nur für das jüdische Volk. Die Heiden werden, so Paulus, Miterben und haben Zugang zu Jesu Leib, ohne vorher jüdisch und beschnitten werden zu müssen. (Darüber hat er sich mit Petrus heftig gestritten, und er, der Heide Paulus, hat schließlich „gewonnen“.)
Bei Matthäus folgen also Weise aus dem Morgenland einem Stern, der nach damaliger Auffassung auf etwas Besonderes, Neues hinweisen könnte. Er fasziniert die heidnischen Sterndeuter, die sich wohl gefunden haben, und sie lassen sich von ihm ins Ungewisse führen. Sie kommen, wie bei Jesaja vorausgesagt, nach Jerusalem und geraten an König Herodes, der gleich um seine Herrschaft fürchtet, als er etwas von einem neugeborenen König hört. Die von ihm befragten Pharisäer und Schriftgelehrten können ihm aus ihrer Kenntnis der Schriften Auskunft geben, wo dieser neue König zu finden ist. Matthäus zitiert den Propheten Micha: "Du Betlehem ... Aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt des Volkes Israel."Herodes will hinterhältig und scheinheilig den genauen Ort wissen, um ihn zu töten.
Bemerkenswert ist bei einem Blick nach vorn, dass diese religiösen Führer später Jesus nicht als den Messias und Sohn Gottes erkennen, sondern sie bekämpfen ihn, weil er sie kritisiert und in Frage stellt und lassen ihn schließlich als Gotteslästerer kreuzigen. Matthäus macht deutlich, dass man dem Messias schon als Kind nach dem Leben trachtete.
Am Ziel bleibt der Stern stehen, und übergroße Freude überfällt sie: Sie haben das göttliche Kind gefunden und fallen, ihn erkennend und glaubend, ehrfürchtig vor ihm nieder, diese „hohen Herren“. Soeben erscheint ihnen, den Heiden, stellvertretend für alle Völker, das wahre Licht der Welt, der Herr. Ein absolut bedeutungsvoller Moment, der die förmlich die gesamte Menschheit mit Gott verbindet und umgekehrt. Sie schenken ihm sinntragend Gold, das Wertvollste, das es gab und das auf die Königswürde hinweist. Den ebenfalls wertvollen Weihrauch bekommt das Kind, das von göttlicher Herkunft ist. Symbolisch soll in der Verehrung und Anbetung der Rauch zu Gott aufsteigen als Verbindung von Himmel und Erde. Die in Afrika wachsende Myrrhe weist schon auf den Tod Jesu hin, denn der Pharisäer Nikodemus spendete bei der Grablegung Jesu hundert Pfund Aloe und Myrrhe.
Als Bestätigung, dass die Verbindung zu Gott besteht, erhalten die Drei im Traum Seine Mitteilung, einen anderen Heimweg zu nehmen.
Während sich bei Lukas der Gottessohn bemerkenswerterweise den verachteten Hirten, denen man nichts glaubte, offenbart, wird bei Matthäus die Universalität der Geburt Jesu deutlich. Gott „erfindet“ Möglichkeiten, dass sich Menschen aufmachen – im wahrsten Sinne des Wortes – und ihn finden können. Der Weg ist nicht immer einfach, er kann weit und beschwerlich sein, der Stern kann auch von Wolken verdeckt werden, aber schließlich gibt es, auch nach Umwegen, den Grund zur Freude – nicht erst am Ende des Lebens, sondern auf dem Lebensweg hin zum Licht der Welt.
Welcher Stern?
Welcher Stern kann es sein, der immer wieder aufleuchtet, der aber auch manchmal verborgen zu sein scheint, wenn nichts mehr geht … ? Z. B. das Lesen und Befragen der Heiligen Schrift, Gespräche, Antworten, Meditation, Gebet, Gottesdienste, die Eucharistie, gute Begegnungen mit Menschen, Feste, gemeinsame Unternehmungen, Trost bekommen oder geben, passende Geschenke machen oder bekommen, Hilfe bekommen oder geben. Hilfreich ist es, wenn möglich, Weggefährten zu haben und auch Wegbegleiter zu sein. Und zu vertrauen. Sich aufmachen, also aufbrechen und sich öffnen, auch andere nach dem Weg fragen ... Ergänzen Sie für sich selbst.
Es kann, wie auch Matthäus erzählt, überall in Kirche oder Gesellschaft oder im Privaten passieren, dass man auch mal an den Falschen gerät, der etwas Schlechtes im Schilde führt und einen ausnutzen möchte für seine eigenen niederen, machtgierigen Zwecke. Auch gibt es Menschen, die sich zu Sternen erheben, sich selbst zu Stars, Anführern machen und Menschen auf den oder dem falschen Weg ver – führen.
Da hilft der Blick „nach oben“ auf einen vertrauenswürdigen, richtigen Stern, auf das wahre Licht der Welt, den Hirten Jesus, seine Worte und Taten. Auch Hinweise von anderen oder von der „inneren Stimme“ können wieder auf den richtigen Weg führen, weg von dieser falschen Person.
Und ganz lichtvoll ist es, Jesus im Mitmenschen zu begegnen.
Was schenken wir ihm? Wir können ihm alles hinlegen, anvertrauen, auch das Bittere, Schwere … Es lässt sich Neues, ein Neuanfang finden, wenn es um Jesus geht.
Papst Franziskus hat an Heiligabend das Heilige Jahr ausgerufen mit dem Motto: „Pilger der Hoffnung.“ Gehen wir miteinander voran, folgen wir unserem guten Stern. Unser Hirte Jesus möge uns auf vielfältige Weise in unserem Leben erscheinen, uns mit dieser großen Freude aus Vers 10 lichtvoll erfüllen, damit wir das Neue und Hinweise darauf entdecken und je nach Möglichkeiten in die Welt bringen und auch selbst Sterne sind.
Vamos caminando, buen camino oder guten Weg miteinander!
In diesen Tagen gehen Kinder als „Sternsinger“ von Haus zu Haus und sprechen den Segen Gottes für das Haus und die Bewohner aus. Auf dem Aufkleber für die Tür steht 20*C*M*B*25 und bedeutet: Christus Mansionem Benedicat, Christus segne dieses Haus. In diesem Jahr sammeln sie für das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ „Für Kinderrechte“ *“Erhebt eure Stimme!“ Mehr Informationen unter www.sternsinger.de
Brigitte Karpstein, Sinzig
* Das Fest am 6. Januar wird heute "Fest der Erscheinung des Herrn" oder "Dreikönig" oder "Fest der Heiligen drei Könige" genannt, früher „Epiphanie“.