Sonntagsbrief zum 31. Sonntag im Jahreskreis, 4.November 2018

31. Oktober 2018 von Eva-Maria Kiklas

Entrümpeln

Katholische Spitzenkräfte

 Es gibt noch einen weiteren Unterschied: Von den anderen Priestern gab es viele, weil sie sterben mussten und der Tod sie hinderte, Priester zu bleiben. Jesus aber lebt in alle Ewigkeit, und sein Priestertum ist deshalb unvergänglich. Darum kann er auch vollständig und für immer alle retten, die sich durch ihn an Gott wenden. Er lebt für immer, um bei Gott für sie einzutreten.

Jesus ist der Oberste Priester, den wir brauchen: Er ist heilig, an ihm ist nichts Verwerfliches, er hat keinen Fehler. Er ist ganz anders als wir sündigen Menschen und wurde über alle Himmel erhoben. Er muss nicht wie die Obersten Priester vor ihm täglich zuerst für die eigenen Sünden und dann für die des Volkes opfern. Er sühnte die Sünden aller ein für alle Mal, als er sich selbst zum Opfer brachte. Das Gesetz Moses machte Menschen voller Fehler zu Priestern; der göttliche Schwur, der nach dem Gesetz ergangen ist, ernannte dazu den Sohn, der für ewig zur Vollendung gelangt ist.

Hebr. 7,23-28 Gute Nachricht 

 

Entrümpeln

Selbst in dieser Übersetzung in heutigem Deutsch mutet dieses Text fremd und weit weg an. Und die Sühneopfertheologie, die sich darin anbahnt macht ihn mir nicht sympathischer. Und trotzdem oder gerade deshalb bin ich an diesem Text hängen geblieben. Genau genommen wird dargestellt, dass und warum das menschlich ausgeübte Opfer-Priestertum beendet ist. Christus ist Opfer und Priester zugleich, es besteht keine weitere Notwendigkeit weitere Opfer zur Versöhnung mit Gott darzubringen. - Zugleich aber liegt in dieser Stelle eine der Quellen für den Klerikalismus und die Überhöhung des Priesteramtes in der römisch-katholischen Kirche.

In den frühen Gemeinden gab es Vorsteher, Älteste, griech. Presbyter. Von diesem Wort stammt unser Wort Priester. Aber die Bedeutung ist eine andere: „Lass uns Herr im Geiste der Demut und mit zerknirschtem Herzen bei dir Aufnahme finden. so werde unser Opfer (sacrificium) heute vor deinem Angesichte, auf dass es dir Wohlgefalle, Herr und Gott.“ So heißt es im tridentinischen Ritus. Und auch in einer der möglichen Texte zur Gabenbereitung im lateinischen Ritus heißt es: P.: Betet, Brüder und Schwestern, dass mein und euer Opfer Gott, dem allmächtigen Vater, gefalle.A.: Der Herr nehme das Opfer an aus deinen Händen zum Lob und Ruhm seines Namens, zum Segen für uns und seine ganze heilige Kirche. - Durch die Hintertür wird so wieder das doch überflüssige Opfer-Priestertum eingeführt. -

Jesus selbst war nie Priester. Er war Verkünder, Seelsorger, Menschenfreund. Als Liturge ist er nie aufgetreten. Das Mahl, das er zum Abschied mit seinen Freunden gefeiert hat, wurde im Nachhinein zur liturgischen Form, um so absurder ist es, dass heute die Opfer-Priester in Personam Christi auftreten.

Im Verlauf der Jahrhunderte hat sich die Liturgie in der römischen Kirche immer wieder verändert, immer weiter entwickelt. Und mit dieser Entwicklung ging die immer stärkere Erhebung der Opferbevollmächtigten und die Ausstattung mit Alleinstellungsmerkmalen einher. Der Klerikalismus, der heute in unserer Kirche alles lähmt und bewegungsunfähig macht, das Kleben an Machtstrukturen, der Dünkel, den beispielsweise eine Prozession von Bischöfen im Fuldaer Dom ausstrahlt, all das muss weg. Wie lange wollen wir uns den Anspruch auf priesterliche Exklusivität noch gefallen lassen? Entrümpeln ist angesagt.

 

Einen befreienden Sonntag

Sigrid Grabmeier

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