Sonntagsbrief zum 1. Fastensonntagonntag, 5. März 2017 (Kopie)
4. März 2017 von Magnus Lux
Fasten – Verzicht, um das Überleben anderer zu ermöglichen
Fasten – Verzicht, um das Überleben anderer zu ermöglichen,
Danach wurde Jesus von der Geistkraft in die Wüste hinaufgebracht, um vom Teufel zur Verleugnung Gottes verführt zu werden. Er fastete 40 Tage und 40 Nächte, zuletzt war er ausgehungert. Der Verführer kam zu ihm und sagte: „Wenn du Gottes Kind bist, dann sage, dass diese Steine sich in Brot verwandeln sollen.“
Doch Jesus antwortete: „Es steht in der Schrift: Die Menschen werden von Brot allein nicht leben, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Da nimmt ihn der Teufel in die heilige Stadt mit und stellt ihn auf die höchste Stelle des Tempels und sagt zu ihm: „Wenn du Gottes Kind bist, dann wirf dich hinunter. Denn es steht in der Schrift: Deinetwegen wird er seine Engel senden und sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß an keinen Stein stößt.“
Jesus sagte ihm: „Es steht auch in der Schrift: Du sollst ADONAJ, deinen Gott, nicht herausfordern.“ Noch einmal nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Staaten der Welt und ihre Macht. Und er sagte ihm: „Das alles werde ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“ Da sagt Jesus zu ihm: „Verschwinde, Satan. Denn es steht in der Schrift: Du sollst ADONAJ, deinen Gott, anbeten und ihm allein dein Leben weihen.“ Da ließ der Teufel von ihm ab. Und seht, die Engel kamen zu Jesus und sorgten für ihn.
Mt 4,1-11
Fastenzeit. Könnt ihr euch noch daran erinnern, dass wir als Kinder jeden Bonbon, den wir in der Fastenzeit bekommen haben, in eine Schachtel gelegt haben bis Ostern und diesen Schatz dann – nein, nicht auf einmal aufgefuttert, sondern den armen Kindern in der Ostzone geschickt haben, die keine hatten? Das war eine gute Übung, meine ich, denn „durch das Fasten des Leibes erhebst du den Geist“, heißt es in der Liturgie. Ja, wir rangen uns durch, auf Ersehntes zu verzichten, um damit anderen eine Freude zu machen.
Die 40 Tage in der Wüste, in die der Geist Gottes Jesus führt, sind zur Messlatte fürs Fasten geworden. Sie erinnern an die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste zog. Sicher war das eine Zeit der Entbehrung, aber auch die Zeit der ersten Liebe zwischen Gott und seinem Volk. Die drei Stationen der Versuchung, die Jesus durchmachen muss und die er meistert, sind auch die Stationen, die uns heute angehen: der Hunger, die Macht und die Bedeutung Gottes für uns.
Der Hunger in der Welt ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Aber was tun wir? Wir lassen’s uns gut gehen; mögen die anderen doch auch schauen, dass es ihnen gut geht. Haben wir vergessen, dass unser Reichtum darauf beruht, dass wir jahrhundertelang weite Teile der Erde ausgebeutet haben? Und tun wir das nicht bis heute, wenn die Lebensmittel der Erde zur bloßen Finanzmasse degradiert werden, deren Zweck es ist, noch mehr Geld in die Säckel der weltweiten Lebensmittelkonzerne zu spülen statt den Hunger der Menschen zu stillen?
Die Macht in der Welt ist ungleichmäßig verteilt, daran lässt sich nicht deuteln. Das ist auch nicht schlimm. Schlimm ist der Machtmissbrauch. Da müssen wir gar nicht mit dem Finger auf die Russen und die Amis zeigen. Nein, da genügt ein kleiner Blick auf uns Deutsche: Wir bürden den überschuldeten Ländern Südeuropas Lasten auf, die wir selbst nicht zu tragen bereit sind.
Die Bedeutung Gottes für die Menschen heute ist immer wieder eine Frage wert. Die Beschwörung eines „christlichen Abendlandes“ wird zur Ablehnung von moslemischen Flüchtlingen vorgeschoben, ja zur Ablehnung von Flüchtlingen überhaupt. Da bauen wir lieber Mauern und Zäune – anstatt endlich mit vereinten Kräften den Menschen in ihren Heimatländern ein Leben in Würde zu ermöglichen, den Menschen, die Gottes Kinder sind, unsere Schwestern und Brüder.
Fasten heute – Verzicht, um das Überleben anderer zu ermöglichen. Ist es wirklich zu viel verlangt, für eine neue Jeans ein oder zwei Euro mehr zu bezahlen, damit die Näherinnen in Bangladesh anständig bezahlt und sie sozialversichert werden können? Der Prophet Amos hat vor Jahrhunderten seiner Zeit den Spiegel vorgehalten und ruft dazu auf: „Das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ (Am 5,24).
Magnus Lux
Bildnachweis: Jeans © Sigrid Grabmeier