Sonntagsbrief zum dritten Sonntag in der Fastenzeit, 19. März 2017

18. März 2017 von Eva-Maria Kiklas

Jesus und die Frauen

Jesus und die Samariterin - Welling St. PaulinusEr kam also in ein Dorf in Samaria, das Sychar heißt, in der Nähe von dem Grundstück, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte. Dort war die Quelle Jakobs. Jesus war von der Wanderung müde und setzte sich deshalb an die Quelle. Es war ungefähr zwölf Uhr mittags. Da kam eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte ihr: „Gib mir zu trinken!“ Seine Jüngerinnen und Jünger waren nämlich weggegangen in das Dorf, um Essen einzukaufen.

Die Frau aus Samaria nun sagte ihm: „Wie kannst du als Jude von mir zu trinken erbitten, wo ich doch eine samaritanische Frau bin?“ – Jüdische und samaritanische Menschen haben nämlich keine Gemeinschaft miteinander. – Jesus antwortete und sagte ihr: „Wenn du das Geschenk Gottes kennen würdest und wer es ist, der dir sagt: `Gib mir zu trinken!´– dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ Die Frau sagte ihm: „Rabbi, du hast keinen Schöpfeimer und der Brunnen ist tief. Woher also hast du das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab und selbst aus ihm trank und auch seine Kinder und seine Herden?“ Jesus antwortete ihr und sagte: „Alle, die von diesem Wasser trinken, werden wieder durstig werden. Alle dagegen, die von dem Wasser trinken, das ich ihnen gebe, werden bis in Ewigkeit nicht mehr durstig sein, sondern das Wasser, das ich ihnen geben werde, wird in ihnen zu einer Quelle sprudelnden Wassers für das ewige Leben werden.“

Die Frau sagte zu ihm: „Rabbi, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht mehr durstig werde und nicht zum Schöpfen hierher kommen muss!“ Er sagte zu ihr: „Geh, rufe deinen Mann und komm hierher!“ Die Frau antwortete und sagte ihm: „Ich habe keinen Mann.“ Jesus sagte zu ihr: „Du hast ganz richtig gesagt: `Ich habe keinen Mann.´ Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.“ Die Frau sagte ihm: „Rabbi, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Eltern haben auf diesem Berg ihre Gebete verrichtet; ihr aber sagt, dass in Jerusalem gebetet werden muss.“ Jesus sagt ihr: „Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, wo ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem Gott anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn die Erlösung kommt durch das Judentum. Aber es kommt die Zeit – und ist schon jetzt da –, wo die wahren Betenden Gott als ihre Lebensquelle in Geistkraft und Wahrheit anbeten werden. Denn Gott wünscht sich ja Menschen, die so beten. Gott ist Geistkraft, und die Gott anbeten, müssen sie in Geistkraft und Wahrheit anbeten.“ Die Frau sagte ihm: „Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christos oder der Gesalbte genannt wird. Wenn jener kommt, wird er uns alles verkünden.“ Jesus sagte ihr: „Ich bin es, der mit dir redet.“

Inzwischen kamen seine Jüngerinnen und Jünger und wunderten sich, dass er mit einer fremden Frau redete. Allerdings sagte niemand: „Was willst du?“ oder: „Was redest du mit ihr?“ Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen und ging weg in das Dorf und sagte zu den Leuten: „Kommt! Seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob dieser nicht der Messias ist!“ Sie gingen aus dem Dorf hinaus und kamen zu ihm. In der Zwischenzeit baten ihn seine Jüngerinnen und Jünger und sagten: „Rabbi, iss!“ Er aber sagte ihnen: „Ich habe Nahrung zu essen, die ihr nicht kennt.“ Da sagten die Jüngerinnen und Jünger zueinander: „Es hat ihm doch niemand etwas zu essen gebracht?“ Jesus sagte ihnen: „Meine Nahrung ist es, den Willen Gottes zu tun. Gott hat mich gesandt, um sein Werk zu vollenden. Sagt ihr nicht: `Noch vier Monate dauert es, dann kommt die Ernte´ ? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht die Felder: Sie sind weiß zur Ernte. Schon bekommen diejenigen, die ernten, Lohn und bringen Frucht ein für das ewige Leben, damit sich die Säenden gemeinsam mit den Erntenden freuen. Darin nämlich ist der Spruch wahr: `Die einen säen und die anderen ernten.´ Ich habe euch ausgesandt, zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt. Andere haben gearbeitet und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.“ 39Viele aus dem samaritanischen Dorf glaubten an ihn wegen des Wortes der Frau, die bezeugte: „Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.“ Als die Samaritanerinnen und Samaritaner nun zu Jesus kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben: Er blieb dort zwei Tage. Und noch viel mehr glaubten an ihn wegen seines Wortes. Der Frau sagten sie: „Wir glauben nicht mehr nur wegen deiner Rede; denn ihn selbst haben wir gehört und wir wissen: Dieser ist wirklich der Erlöser der Welt.“

Joh. 4,5-42
Bibel in gerechter Sprache

Drei Ereignisse machen den Monat März zu einem ausgesprochenen Frauenmonat : der Weltgebetstag, der internationale Frauentag und der Tag der Diakonin. Alle drei Tage machen auf das Leben und Leiden von Frauen aufmerksam. Noch immer existieren große Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen Frauen gegenüber. So beschreibt Maria von Welser in ihrem Buch „ Wo Frauen nichts wert sind „ Lebenssituationen von Frauen in Afghanistan, Indien und dem Kongo , die Entsetzen auslösen . Sie nennt das Verhalten der Männer in diesen Ländern einen. Vernichtungsfeldzug gegen Frauen , einen „Femizid „ .

In der westlichen Welt ist die Gleichberechtigung von Frauen zwar gesetzlich verankert .Trotzdem gibt es auch hier noch große Ungerechtigkeiten . So verdienen Frauen im Durchschnitt 21% weniger als Männer und in den Führungsetagen sind Frauen immer noch Mangelware; ganz zu schweigen von den Kirchen, die verkünden, dass vor Gott alle Menschen gleich sind . Die katholische Kirche verweigert noch immer Frauen sowohl das Diakoninnen- als auch das Priesteramt. Sie argumentiert mit der Tatsache, dass Jesus ein Mann gewesen sei und auch nur Männer als Apostel berufen hat. Letzteres wird durch das heutige Evangelium der Samariterin am Jakobsbrunnen widerlegt, in der Jesus diese Frau als erste Missionarin erwählt, die die Heilsbotschaft über die Grenzen des Judentums hinaus trägt ,wie auch durch die Ostererzählungen , in denen Frauen , die ersten Verkündigerinnen der Auferstehung sind. In der Apostelgeschichte werden Frauen oft angesprochen und Junia als Gemeindeleiterin erwähnt. In der größten Krise der Jesusbewegung - nach dem Tod Jesu – waren es die Frauen , die die Bewegung am Leben hielten.Männer traten erst dann in Erscheinung, als es um die Verteilung von Macht ging.

Wie lange kann sich unsere Kirche dem Potenzial und den Charismen von Frauen noch verschließen, angesichts der Tatsache, dass immer weniger Männer sich „ von Gott berufen“ fühlen ? Wie sehr sich Frauen als „ Seelsorgerinnen „ berufen fühlen, beweisen die evangelischen Pastorinnen , die Pastoralreferentinnen und vorallem die überwiegende Anzahl von Frauen im Ehrenamt bei der Telefonseelsorge, im Hospizdienst , bei Caritas und Diakonie .Wäre unsere Kirche nicht viel menschlicher ,lebensnäher und barmherziger , wenn der Brief von Paulus an die Galater ernst genommen würde, in dem er schreibt : Da ist nicht jüdisch noch griechisch,da ist nicht versklavt noch frei , da ist nicht männlich und weiblich; denn alle seid ihr einzig – einig im Messias Jesus ?

Einen gesegneten Sonntag allen Leser_innen
Eva- Maria Kiklas

Bildnachweis: wikipedia.org St. Paulinus Welling

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