Sonntagsbrief zum Dritten Sonntag im Jahreskreis, 22. Januar 2017

21. Januar 2017 von Johannes Brinkmann

Schluss mit verrammelten Türen

Schluss mit verrammelten Türen

Fest verschlossen - Tür in einem Haus in Treffurt, Thüringen; © Sigrid GrabmeierWie die frühere Zeit Schande über das Land Sebulon und das Land Naftali brachte,
kommt letztlich Ehre über die Straße am Meer,
auf die andere Seite des Jordans, über den Kreis der fremden Völker.
Das Volk, das im Finstern wandert, sieht ein großes Licht;
über denen, die das Todesschattenland bewohnen, geht ein Licht auf.
Du mehrst das Volk, machst ihm die Freude groß.
Sie freuen sich vor deinem Antlitz, wie sie sich bei der Ernte freuen,
wie sie beim Verteilen der Beute jubeln.
Denn das Joch, das auf ihnen lastete, den Stab auf ihren Schultern,
den Knüppel des Antreibers über ihnen hast du zerbrochen – wie am Tag des Sieges über Midian.

Jesaja 8,23b-9,3
Bibel in gerechter Sprache

Sowohl Jesaja als auch das Evangelium Mt 4,12-23 berichten heute davon, dass GOTTES Nähe dort aufleuchtet, wo sie nicht erwartet wird. Wer GOTT so begriffen hat, muss diese in allem absolut freie Gottheit überall erwarten, darf GOTT keine Möglichkeit für das Eindringen von GOTTES Licht verweigern. Denn von GOTT heißt es ja in der Offenbarung: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Off 3,20) Keine Tür dürfte verrammelt sein! Doch nehmen wir doch mal an, GOTTES Nähe will aufleuchten durch einen offen schwulen Mann. Oh! Und Siehe; da stoße ich in der römisch katholischen Kirche und nicht nur in ihr auf eine verrammelte Tür.

Ein offen schwuler Mann macht in ihren Augen Propaganda für die Sünde, denn Homosexualität wird als widernatürlich gewertet und wer danach lebt, lebt in schwerer Sünde. Und wo die Sünde ist, da kann GOTT nicht sein! Johannes Paul II. sprach sogar offen von „dem Bösen!“ Das sah nicht nur er so: z.B. Michele Bachmann aus den USA, die Beraterin war im Wahlkampf für Donald Trump. Sie findet, dass Trump sich gegen die „böse“ Gay-Agenda richten soll und nur Politik für Heterosexuelle machen soll. Nach der Wahl zeigte sie sich über den Trump-Sieg hocherfreut und erklärte sogar, dass nicht nur die amerikanischen Wähler für den Sieg verantwortlich seien: "Gott hat das gemacht", so Bachmann im November. GOTTES Licht kommt also durch Trump? In diesen Jubel stimme ich nicht ein! Für mich birgt eher der Schock, dass das passieren konnte, die Chance in sich, dass GOTTES Licht sich über bisher verschlafenes Land ausbreitet.

Doch zurück zur römisch katholischen Kirche. Hat sich unter Franziskus etwas geändert? Könnte GOTT nun durch einen offen schwulen Mann in dieser Welt aufleuchten? Leider nein! In den neu überarbeiteten Richtlinien zur Priesterausbildung werden Homosexuelle weiterhin von der Weihe ausgeschlossen. Diesen Richtlinien zufolge befinden sich homosexuelle Menschen nämlich in einer Situation, «die in schwerwiegender Weise daran hindert, korrekte Beziehungen zu Männern und Frauen aufzubauen.» (Nr. 199) Nur ein junger Mann, der in seiner Jugend homosexuelle Verwirrungen hatte, diese aber klar überwunden hat, darf Priester werden.

Auch im Post Synodalen Schreiben „Amoris Letitia“ öffnet Franziskus viele Türen für die Liebe, vor der Nase der Homosexuellen aber baut er eine türlose Wand!Wie kommt das zustande? Die Lehre der Kirche schaut in die 2. Schöpfungsgeschichte unter Gen 2, nimmt wortwörtlich was da steht, nämlich dass GOTT den Menschen als Mann und Frau schuf und dass diese beiden sich vermehren sollen. Diese fortpflanzungszentrierte und biologistische Sicht auf die menschliche Natur ist der Stoff aus dem die türlose Wand vor der Nase Homosexueller besteht. Die Bibel wird hier verstanden als unfehlbares Orakel-Wort GOTTES, das GOTT durch die Hand seiner Schreiber quasi vom Himmel her diktiert hat. Statt dass man sich durch Beobachtungen der Natur und durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse über sie zu immer neuen Interpretation der Bibel demütig zwingen lässt, wird die Bibel wie in vormodernen Zeiten einfach wortwörtlich genommen.

Wir als KirchenVolksBewegung rufen dazu auf, die Lehre der Kirche als Herausforderung ernst zu nehmen, aber dennoch in GOTT die Freiheit nicht abzugeben, zu lauschen, an welche Tür GOTT heute klopft, durch welche Tür Er/Sie eintreten will, die Nähe GOTTES uns heute aufleuchten will!

Ich wünsche einen erhellenden Sonn-Tag

Johannes Brinkmann

Bildnachweis: Fest verschlossen - Tür in einem Haus in Treffurt, Thüringen; © Sigrid Grabmeier

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