Sonntagsbrief zum Dreifaltigkeitssonntag, 11.Juni 2017

6. Juni 2017 von Barbara Dominguez

Sonntagsbrief zum Dreifaltigkeitssonntag, 11. Juni 2017

Dreisam; Keramik von Else Weidig, 1982 © Sigrid Grabmeier

Liebe hat immer ein Gegenüber

Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass sie ihren Erwählten, ihr einziges Kind, gegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Denn Gott hat ihren Erwählten nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Alle, die an ihn glauben, werden nicht gerichtet; die aber, die nicht glauben, sind schon gerichtet, weil sie nicht zum Glauben an den Namen des Erwählten, des einzigen Kindes Gottes, gekommen sind.

Joh 3,16-18 Bibel in gerechter Sprache

 

Schließlich, liebe Geschwister, freut euch, fangt noch einmal an, lasst euch ermutigen, lebt einmütig und in Frieden! Gott ist Liebe und Frieden und wird mit euch sein. Begrüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle heiligen Geschwister.
Die befreiende Zuwendung unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft, die uns die heilige Geistkraft schenkt, sei mit euch allen! 

 

 2 Kor 13,11-13 Bibel in gerechter Sprache

 

Dreifaltigkeitssonntag. Wie stehen wir zum dreifaltigen Gott? Genügt es, wenn wir heute vielleicht einmal bewusster, aber immer noch mit Fragezeichen im Herzen, bekennen: Ich glaube an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist?

Der Begriff Dreifaltigkeit kommt in der Bibel nicht vor, es gibt aber viele Hinweise und Bilder zum Wesen Gottes, im AT und im NT. Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus entwickelt sich aus dem Suchen der Menschen nach einem klaren Gottesbild die Trinitätslehre. Trinitas setzt sich zusammen aus den Wörtern tri und unitas – Dreieinigkeit. Bei allen theologischen Interpretationen bleibt dieser „Gott in drei Personen“ trotzdem ein Geheimnis. Wir können zwar diesem Gott begegnen, aber wir können ihn nicht fassen, auch nicht mit dem Verstand. Augustinus hat es so ausgedrückt: „Wenn du es begriffen hast, ist es nicht Gott.“

Warum drängt es uns Menschen so, dem Wesen Gottes doch irgendwie auf die Spur zu kommen? Weil wir im Innersten ganz genau wissen, dass diese Suche zutiefst mit unserem eigenen Leben, mit unserem Dasein auf dieser Welt zu tun hat. In einem Lied heißt es: „Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ein Durst nach Glück, nach Liebe …“. Diese Sehnsucht teilen sich alle Menschen durch Zeit und Geschichte, weil es um Erfahrungen und Gefühle geht, die allen Menschen zugänglich sind, egal welcher Religion sie angehören, ja sogar den Atheisten.

Der lebendige, eine Gott ist in sich dreimal anders. Und er ruht nicht in sich selbst, denn Gott ist DIE Liebe. Liebe hat immer ein Gegenüber. Ein Liebender, eine Liebende ist niemals für sich allein, genügt nicht sich selbst. Das wäre paradox. Gottes Liebe zu uns Menschen zeigt sich in der Schöpfung, in der Schönheit, in den Wundern der Natur. Welcher Sinn außer Liebe sollte sonst dahinter stehen? Er ist der „Ich-bin-da“, überall, wo wir es uns nur vorstellen können! Gott zeigt sich uns in der Mensch gewordenen Liebe in Jesus, der mit uns seine Heilsgeschichte beginnt, Jesus, der uns Freund und Bruder ist und uns die Nähe Gottes menschlich erfahren lässt. Gottes Geist ist die lebendige, liebevolle Kraft in uns und zwischen uns, der Lebensatem, der heilt, tröstet und Gemeinschaft ermöglicht.

Großartig ist es, dem dreieinen Gott auf so verschiedene Weise begegnen zu dürfen! Gott begegnet uns und umgekehrt begegnen wir Gott. Eine meiner Lieblingsstellen bei Johannes: „Ich bin in meinem Vater, ich bin in euch und ihr seid in mir“. In diese dynamische Einheit sind wir unbedingt mit hineingenommen.

Dann ist es gar nicht mehr so wichtig, den dreieinen Gott zu „verstehen“. Ein englischer Dichter und Philosoph schreibt:

Es interessiert mich nicht, ob es einen Gott gibt oder viele.
Ich möchte wissen, ob du zu leben bereit bist in der Welt und bereit, dich in ihr zu verändern.
Ob du zurückschauen kannst mit festem Blick und sagen: Hier stehe ich.
Ich möchte wissen, ob du es verstehst, mitten in deine Sehnsucht hineinzufallen.
Ich möchte wissen, ob du bereit bist, Tag für Tag die Folgen der Liebe zu ertragen … 

Barbara Dominguez

 

Dreisam; Keramik von Else Weidig, 1982 © Sigrid Grabmeier

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