Sonntagsbrief zum Christkönigsfest 26. November 2023

25. November 2023 von Johannes Brinkmann

Das Leben auf eine gute Weide führen

Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des Wolkendunkels zerstreut haben. 

Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen - Spruch GOTTES, des Herrn.  Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen. Doch das Fette und Starke werde ich vertilgen. Ich werde sie weiden wie es recht ist.  Ihr aber, meine Herde - so spricht GOTT, der Herr -, siehe, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf. 

 

Hesekiel 34, 11-12.15-17a Einheitsübersetzung

 

 

Das Leben auf eine gute Weide führen

 

Am letzten Sonntag des Kirchenjahres steht Jesus als König vor uns. Von diesem König kann man Schutz, Gerechtigkeit und Sorge für die Schwachen erwarten. Christus, der die Seinen wie ein guter Hirt auf fruchtbare Weide führt, bildet einen deutlichen Kontrast zu den Mächten, die als zerstörerisch erfahren werden. Das Bild vom Hirt und Herde hat im Orient eine lange Tradition. Soziale Grundwerte und Grundhaltungen wie Fürsorge, Verlässlichkeit und Verantwortung werden mit diesem Bild verbunden. Abschätziges wie dumpfe Masse und Herdentrieb ist nicht im Blick. In der Herde dieses Königs, dieses guten Hirten, gedeihen die Vielfalt und nicht die Einfalt.

 

Ein Teilnehmer, ein Moslem, der Facebook-Gruppe „Juden, Christen und Muslime im Gespräch“ schrieb diesen Beitrag „Der gute Hirte“. Er schrieb:

„Meistens teile ich die Gemeinsamkeiten zwischen den Schriften, aber heute möchte ich einen Unterschied aufzeigen. Damit will ich die religiösen Gefühle meiner christlichen und muslimischen Geschwistern keinesfalls verletzten. Wenn es so rüber kommt, dann tut es mir aufrichtig leid. Ich teile lediglich meine Sichtweisen und es ist völlig in Ordnung für mich, wenn die Menschen die Dinge anders sehen. Zum Thema: İm Christentum gibt es das Konzept des "Guten Hirten" der gute Hirte wird als Jesus angesehen. Jesus wird im Koran als das Wort Gottes bezeichnet (kalimatullah). Wenn er irgendwann wieder erscheint, an was ich auch glaube, dann hätte ich symbolisch gesehen gar kein Problem ein Schaf zu sein das den Hirten folgt. Jedoch kann ich nicht nachvollziehen, wenn ein Gläubiger den Papst, Großmufti oder einen Politiker als seinen Hirte ansieht. Das sind Menschen wie wir, die ebenso Fehler begehen können. İm İslam gibt es das Konzept des "Guten Hirten" nicht. Muhammad wird auch nicht als Kalimatullah bezeichnet. Der Koran fordert die Muslime auf, den Propheten Muhammad nicht als einen Hirten zu bezeichnen. 2:104 O ihr, die vertrauen (in diese göttliche Schrift) erlangt haben! Sagt nicht (zum Propheten): „Sei unser Hirte“ sondern sagt: „Schau auf uns“ Und hört! Und für die Ableugner wird es eine schmerzhafte Strafe geben. Laut diesem Vers wollte Muhammad kein Hirte sein, der Schafe um sich herum hat, sondern mitdenkende Muslime haben, die ihren eigenen Verstand gebrauchen. Muhammad war nicht der Messias, sondern der letzte Prophet. Für mich jedenfalls. Beide Konzepte kann ich gut nachvollziehen. Verbleibt in Frieden.“

 

Darauf antwortete ich:

„Ein guter Einwand, danke dafür. Ich finde, dass das Bild vom „guten Hirten“ leider sehr missbraucht wurde. Dort auf der einen Seite der Gute Hirte Jesus und auf der anderen Seite als Gegenüber die Masse der Gläubigen, die Schafe. Dieses Bild wurde dann auf die sogenannten „Stellvertreter Christi auf Erden“ übertragen. Da auf der einen Seite die Hirten (Papst und Bischöfe) und dort auf der anderen Seite eines unüberwindbaren Grabens die Laien, die Schafe, die den Hirten den absoluten, ja sogar blinden, Gehorsam schuldeten. Jesus hat immer wieder gesagt: „Folget mir nach!“ In diesem Sinne sind wir alle berufen gute Hirten zu sein, gerufen das Leben selbst auf „gute Weide“ zu führen. Gerade heute in der Klimakrise und der Erkenntnis zur Bewahrung der Schöpfung sind wir alle zum Hüten berufen. Dennoch können wir sicher nur gute Hirten sein, wenn wir zugleich auch aufeinander hören. Kurz: entweder sind wir alle Hirten und zugleich auch alle Schafe, oder wir können keine guten Hirten sein. Nur Einer ist Hirte und nur Hirte, und das ist GOTT der/die Eine!“

 

Einen gesegneten Sonntag in die ganze Runde

Johannes Brinkmann

 

 

Mit diesem Sonntag  und dem Ende des Kirchenjahres endet die Lieferung der Sonntagsbriefe für 2023. Ab dem 3. Dezember beginnt wieder der Wir-sind-Kirche Adventskalender mit Bibelstellen der täglichen Lesungen im Bezug zu unserer Gegenwart. 

 

Die Online-Andacht am Dienstag 28. November  

ist auf Wunsch von verschiedenen Seiten noch einmal unserer Freundin Eva-Maria Kiklas gewidmet.

Für den 29. Dezember ist eine Online Andacht "zwischen den Jahren" geplant. 

 

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