Sonntagsbrief zum 9. Sonntag im Jahreskreis, 29. Mai 2016

28. Mai 2016 von Johannes Brinkmann

Das himmlische Jerusalem – ein lebendiger Organismus

Sagrada Familia, Barcelona, Architekt: Antoni GaudíIn jenen Tagen betete Salomo im Tempel zum Herrn:
Auch Fremde, die nicht zu deinem Volk Israel gehören,
werden wegen deines Namens aus fernen Ländern kommen;
denn sie werden von deinem großen Namen,
deiner starken Hand und deinem hoch erhobenen Arm hören. Sie werden kommen und in diesem Haus beten.
Höre sie dann im Himmel, dem Ort, wo du wohnst, und tu alles, weswegen der Fremde zu dir ruft.
Dann werden alle Völker der Erde deinen Namen erkennen. Sie werden dich fürchten, wie dein Volk Israel dich fürchtet,
und erfahren, dass dein Name ausgerufen ist über diesem Haus, das ich gebaut habe.

1 Kön 8,41-43
Einheitsübersetzung

Ein Haus aus Stein für GOTT? Der Mensch wurde sesshaft und nun soll es auch GOTT werden?

Am 08. Mai hatten Sigrid Grabmeier und ich gemeinsam schon einen Sonntagsbrief herausgebracht, der dieses Thema behandelte. Damals ging es um die Steinigung des Stephanus, dem ersten Blutzeugen für die Sache Jesu! Ein wütender Mopp bestraft ihn, weil er ihnen deutlich zu nahe getreten ist. "Als Stephanus ihnen auch noch den Tempel, die Stein gewordene Präsenz Gottes, streitig machen will, indem er mit den Worten Jesajas sagt “Der Himmel ist mein Thron, die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir denn bauen.“, da haben sie es satt. Da misst sich einer aus ihren Reihen mit den ganz großen der Geschichte und rüttelt an den Grundfesten ihrer Überzeugungen und Traditionen. „Weg mit ihm“, fordern  sie, das Urteil ist gesprochen. Steinigung.“ (Sonntagsbrief 8. Mai 2016)

Dabei hat Stephanus ihnen eigentlich nur eine Frage gestellt. Aber das Motto „bevor wir sachlich werden, werde wir lieber persönlich!“ hat leider wieder einmal gesiegt.

Das Gebet des Salomo heute im Tempel wäre Hinweis für eine gute Antwort auf die Frage gewesen, ob man GOTT ein Haus bauen kann bzw. darf: Wenn der Mensch GOTT ein HAUS bauen will, also GOTT sesshaft machen will, muss die Menschheit in Bewegung geraten, hin zu diesem Haus. Denn GOTT ist bei den Menschen! Man könnte also auch sagen: GOTT und Mensch können nicht gleichzeitig sesshaft sein, in dem Sinne, dass sie in ihren Häusern hocken. Das Haus GOTTES muss wie das Herz der Menschheit sein! Es sei anziehend! Von überall her strömen die Menschen herbei. Auch Fremde, das heißt Andersgläubige sind willkommen zu dem einzigen GOTT Israels zu beten. Alle wird GOTT anhören und erhören. Wird sie sättigen mit der Ruach, dem Atem GOTTES, wie das Herz das Blut mit Sauerstoff versorgt.

Nur in dieser Weise darf die Menschheit sesshaft werden, indem sie sich versammelt und vereint in dem wahren GOTT! In dieser wunderbaren Vision schimmert das „Himmlische Jerusalem“ durch, das Jerusalem, das für GOTTES Verheißung: „Ich mache alles NEU!“ steht. Es ist keine Stadt aus toten Steinen, es ist ein lebendiger Organismus, in dem das Leben selbst pulsiert. Das Leben, das sich aus ihrem Ursprung in GOTT immer wieder voll Freude und Lust am Leben selbst erneuert! In dieser verheißenen Stadt gibt es keinen Tempel mehr, so verspricht das Buch der Offenbarung in 21,22: „Und einen Tempel sah ich nicht in ihr, denn der Herr, GOTT, der Allherrscher ist ihr Tempel und das Lamm.“

Ich wünsche euch allen einen gesegneten Sonntag
Johannes Brinkmann

Bildnachweis: Sagrada Familia, Barcelona, Architekt: Antoni Gaudí, geplante Fertigstellung nach 144 jähriger Bauzeit: 2026, dem 100. Todestag des Architekten - Foto: © Sigrid Grabmeier

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