Sonntagsbrief zum 8. März 2015

7. März 2015 von Sigrid Grabmeier

Die Gebote Gottes sind aktuelle Angebote, das Gleichgewicht, Gerechtigkeit, Frieden und die Schöpfung zu wahren.

3. Sonntag der österlichen Bußzeit

Gott gab ihnen die folgenden Grundsätze bekannt:
„Ich, `ICH-BIN-DA´, bin deine Gottheit, weil ich dich aus der Versklavung in Ägypten befreit habe. Neben mir soll es für dich keine anderen Gottheiten geben. Mache dir kein Gottesbild noch irgendein Idol von irgendetwas im Himmel oben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Verneige dich nicht vor ihnen, bete sie nicht an, denn ich, `ICH-BIN-DA´, deine Gottheit, hänge leidenschaftlich an dir. Ich gehe der Schuld der Vorfahren an ihren Kindern nach und noch an deren Kindern und Enkelkindern, wenn die mich ablehnen. Aber ich erweise mich den Tausenden gegenüber, die mich lieben und meine Gebote einhalten, als gnädig und treu. Missbrauche nicht `Seinen´ Namen, den Namen deiner Gottheit, denn `Er´ verschont niemanden, der oder die mit diesem Namen Schindluder treibt. Denke an den Sabbat, er sei dir heilig. Nur sechs Tage sollst du arbeiten und alles tun, was du zu erledigen hast. Der siebente Tag ist ein Ruhetag, er gehört `Ihr´, deiner Gottheit. Da soll niemand der Arbeit nachgehen, du nicht, dein Sohn und deine Tochter nicht, dein Sklave und deine Sklavin nicht, dein Vieh nicht, und auch nicht der Ausländer oder die Ausländerin in deiner Stadt. Der Grund ist der: `Er´ hat in sechs Tagen Himmel, Erde und Meer geschaffen, mit allem was dazugehört; am siebten Tag aber ruhte er sich aus. Darum hat `Sie´ den siebenten Tag gesegnet und für unantastbar erklärt. Respektiere und versorge deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange auf dem Land leben, das `Er´, deine Gottheit, dir gibt. Bring niemand um. Geh nicht fremd. Sei kein Dieb. Verleumde nicht deinen Mitmenschen. Giere nicht nach dem, was zu deinem Mitmenschen gehört, weder nach seiner Partnerin oder seinem Partner, noch nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, nicht nach seinem Rind oder Esel, noch nach irgendetwas, das ihm oder ihr gehört«.

Exodus 20 1-17
Bibel in gerechter Sprache

Ich,`ICH-BIN-DA´, deine Gottheit, hänge leidenschaftlich an dir. Ich gehe der Schuld der Vorfahren an ihren Kindern nach und noch an deren Kindern und Enkelkindern, wenn die mich ablehnen.

Ein beängstigender Satz.  Gott droht denen, die daran glauben über Generationen hinweg Rache an, wenn sie nicht so spuren wie der göttliche Wille das vorsieht. Das passt nicht zu unserem Bild vom „Lieben Gott“. Oder doch?

In der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache heißt es: „Ich,`ICH-BIN-DA´, deine Gottheit, hänge leidenschaftlich an Dir“. In anderen Übersetzungen spricht ein „eifernder“, ein „eifersüchtiger“ Gott, auch im lateinischen Text steht „eifersüchtig“. Die Leidenschaftlichkeit, mit der die Gottheit an den Geschöpfen und an ihrer Schöpfung hängt, ist ein Aspekt der Eifersucht, der hier besonders betont wird. Auch der Begriff „Gottheit“ entwickelt eine besondere Wirkung. Bei aller Personalität der Beziehung zu Gott wird für mich deutlich, dass es um mehr als ein DU geht, es geht um eine Kraft die in allem wirkt.

Diese Kraft äußert sich als Wissende, welche Konsequenzen auf Verstöße gegen die gesetzte Ordnung folgen werden.  Die Konsequenzen haben die nachfolgenden Generationen zu tragen. Nehmen wir dieses Gebot: „Giere nicht nach dem, was zu deinem Mitmenschen gehört, … nach irgendetwas, das ihm oder ihr gehört“. Wir wissen heute, welche Folgen z.B. die gierige, gnadenlose Ausbeutung ganzer Landstriche in Afrika, Amerika und Asien hat. Millionen von Menschen wurden und werden die Lebensgrundlagen weggenommen. Ökologische und ökonomische Wüsten bleiben zurück. Die Ausbeutung gebiert Armut, Elend, Gewalt, Vertreibung, Flucht, Krieg und Terror, der auf die Nachfahren derer zurückfällt, die sich bereichert haben.

Die Gebote Gottes sind aktuelle Angebote, das Gleichgewicht, Gerechtigkeit, Frieden und die Schöpfung zu wahren. Sie muten uns zu, Verantwortung wahr zu nehmen. Sie ermutigen uns, im persönlichen Kontakt zum Du, zum göttlichen Gegenüber über das eigene Ich hinaus diese Angebote Wirklichkeit werden zu lassen.

Sigrid Grabmeier

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