Sonntagsbrief zum 5. Sonntag im Jahreskreis 4. Februar 2018

3. Februar 2018 von Eva-Maria Kiklas

Er schaut nicht weg

Rembrandt, Heilung der Schwiegermutter des Petrus

Sobald sie die Synagoge verlassen hatten, gingen sie mit Jakobus und Johannes in das Haus von Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon aber lag fiebernd danieder und sofort erzählten sie ihm von ihr. Er ging zu ihr, ergriff ihre Hand und ließ sie aus der Krankheit heraus auferstehen. Da ließ das Fieber sie los, und sie wurde wie die anderen eine Nachfolgerin Jesu. Als am Abend die Sonne untergegangen war, trugen sie viele zu Jesus, die litten und besessen waren. Ganz Kafarnaum hatte sich vor der Haustür versammelt. Jesus heilte viele, denen es wegen der unterschiedlichsten Krankheiten schlecht ging. Er vertrieb auch viele Dämonen und ließ die Dämonen nicht reden, weil sie ihn gut verstanden.

Frühmorgens, als es noch völlig dunkel war, stand Jesus auf, verließ die Stadt und ging in die Einsamkeit der Wüste, um dort zu beten. Simon und die, die bei Simon waren, ließen ihm keine Ruhe und kamen ihm nach. Sie fanden ihn und riefen: „Alle suchen dich!“ Er antwortete: „Lasst uns anderswohin gehen, in die Nachbarorte, damit ich auch dort verkündige. Denn dazu bin ich unterwegs.“In ihre Synagogen kam Jesus, verkündigte in ganz Galiläa und befreite von den Dämonen.

Mk. 1,29-39 Bibel in gerechter Sprache

 

„Er schaut nicht weg"So war ein Artikel in der Zeitschrift Chrismon überschrieben, die ich heute, bevor ich den Sonntagsbrief zu schreiben begann, in die Hände bekam. In dem Artikel wurde von einem Arzt berichtet, der sich in Mainz um Obdachlose und Arme kümmert, unabhängig davon, ob sie krankenversichert sind oder nicht. Und wenn sie nicht zu ihm ins Arztmobil kommen, geht er zu ihnen, gibt ihnen Schmerzmittel, Hustensaft „und manchmal auch eine Umarmung“. Dieser Artikel hat mich sehr berührt. Die Parallelen zu den Wunderheilungen Jesu kamen mir sofort in den Sinn. Der Evangelist Markus, der besonders die Wundererzählungen über Jesus sammelte, berichtet in dem vorliegenden Text, dass Jesus regelrecht überrannt wird von Hilfesuchenden, die auf Heilung hoffen und glauben, dass Jesus ihnen helfen wird. Und „er heilte viele“ ( nicht alle!).

Wie können wir als rational denkende Menschen im 21. Jh diese Wunderheilungen deuten? Wunder zu vollbringen gehörte damals zum Image der Wanderprediger. Ich denke, dass es Jesus nicht darum ging, seine Vollmacht mit den Wunderheilungen zu untermauern, sondern es war seine Liebe zu den Menschen, besonders zu denen am Rande der Gesellschaft stehenden, den Verachteten und Aussätzigen. Dazu kommt noch, dass Krankheiten damals als Werk dämonischer Mächte gedeutet wurden, über die Jesus offenbar Macht hatte. Die heutige Medizin kennt die Zusammenhänge zwischen seelischer Not und körperlicher Krankheit. In obiger Übersetzung „trugen sie viele zu Jesus, die litten und besessen waren“. Er heilt sie, in dem er eben nicht wegschaut, sondern sie sieht und sich ihnen zuwendet, ihnen Beachtung schenkt , ihre Not sieht, mit ihnen spricht, sie berührt, umarmt und ihnen so ihre Menschenwürde wiedergibt.

Genauso wird der Arzt Gerhard Traber in Mainz beschrieben: „er weiß, er kann nicht jedem helfen. Aber er könne ...seine Patienten wertschätzen, so dass sie wieder an sich selbst glauben“. Und damit vielleicht auch an die Liebe Gottes. Dass Gerhard Traber Christ ist, ist in dem Artikel nicht erwähnt.......

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag! Eva-Maria Kiklas

Bildnachweis:  Rembrandt: Heilung der Schwiegermutter des Simon Petrus''; Federzeichnung, laviert; ca.1650-1660 WikiCommons

 

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