Sonntagsbrief zum 4. Sonntag in der Osterzeit, 17. April 2016
16. April 2016 von Magnus Lux
Licht für die Völker?
Sie aber gingen von Perge weiter und gelangten nach Antiochia in Pisidien. Am Sabbat gingen sie in die Synagoge und nahmen dort Platz. Nachdem sich die Synagogenversammlung aufgelöst hatte, folgten viele von den jüdischen Mitgliedern und auch von den konvertierten, die Israels Gott ehrten, Paulus und Barnabas. Die sprachen mit ihnen und redeten ihnen zu, bei Gottes Freundlichkeit auszuharren.
Am nächsten Sabbat war fast die ganze Stadt versammelt, um Gottes Botschaft zu hören. Als aber die jüdischen Autoritäten die vielen Leute sahen, wurden sie eifersüchtig; sie widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten darüber. Unerschrocken sprachen Paulus und Barnabas: „Euch musste Gottes Botschaft zuerst gesagt werden. Da ihr sie zurückweist und euch des ewig lebendigen Lebens nicht für würdig haltet, so wenden wir uns nun an die Völker. So nämlich hat es uns der Herr geboten: `Ich habe dich zum Licht für die Völker bestimmt, damit du Hilfe seiest bis ans Ende der Erde.´“ Als das die Menschen aus den Völkern hörten, freuten sie sich und priesen das Wort ADONAJS und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, kamen zum Glauben. In der ganzen Gegend breitete sich das Wort ADONAJS aus. Die jüdischen Autoritäten aber hetzten vornehme Frauen auf, die Israels Gott ehrten, sowie die führenden Personen der Stadt; sie zettelten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas an, so dass man sie aus ihrem Gebiet vertrieb. Die aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen ab und gingen nach Ikonion. Die Schülerinnen und Schüler jedoch waren von Freude und heiliger Geistkraft erfüllt.
Apostelgeschichte 13, 14; 43-52
Bibel in gerechter Sprache
Spinnen wir diese Geschichte einmal weiter.
Die Verkünder_innen der Frohen Botschaft kamen 2016 nach Deutschland. Dort war das Wort Gottes schon vor vielen Jahrhunderten auf fruchtbaren Boden gefallen wie übrigens in weiten Teilen Europas, das man das „christliche Abendland“ nennt.
Und die Verkünder_innen um einen, nennen wir ihn Franziskus, sprachen mit den Menschen „und redeten ihnen zu, bei Gottes Freundlichkeit auszuharren“. Was war geschehen? Es hatte sich im christlichen Abendland, das jahrhundertelang die christliche Botschaft einerseits unter dem Motto „Thron und Altar“, andererseits unter der Maxime „Rette deine Seele“ verkündet hat, etwas verändert. Auf einmal trat die Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes, die sich allen Menschen zuwenden müsse, in den Vordergrund, dass also die Christ_innen dafür verantwortlich sind, die Frohe Botschaft vom schon angebrochenen Reich Gottes nicht nur zu verkünden, sondern auch zu leben!
Das war neu.
Und die Christ_innen, allen voran die in die C-Parteien, begannen, tatkräftig die „christlichen Werte des christlichen Abendlandes“ zu verteidigen. „Christlich“ galt fortan als Synonym für „Wahrung des Besitzstandes“. Doch um mit Paulus zu reden: „Euch musste Gottes Botschaft zuerst gesagt werden. Da ihr sie zurückweist und euch des ewig lebendigen Lebens nicht für würdig haltet, so wenden wir uns nun an die Völker. So nämlich hat es uns der Herr geboten: Ich habe dich zum Licht für die Völker bestimmt, damit du Hilfe seiest bis ans Ende der Erde.“
Tja, „Licht für die Völker“ zu sein, davon sind die Völker Europas weit entfernt. Wir versumpfen wieder in Egoismen und Nationalismen. Wir verstehen uns nicht mehr als Wertegemeinschaft, sondern als Vertragsgemeinschaft, in der jeder das für ihn Beste herauszuschlagen sucht. Doch wer sind „die Völker“, die Gottes Botschaft aufgreifen? Das sind heute diejenigen Menschen, die, manchmal sehr fern den überlieferten Kirchen, Mitmenschlichkeit und Menschenfreundlichkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Und wie soll es nun weitergehen? Sollen wir auch „den Staub abschütteln“ und weiterziehen? Mit Verlaub: das geht nicht! Wir müssen „Farbe bekennen“, wie es heißt: Wir müssen für das, was wir als richtig erkannt haben, auch einstehen. Damit treten wir Christ_innen gegen den Mainstream an. Na und? Das war unser Bestreben von Anfang an, seit den Zeiten des Mannes aus Nazaret.
Magnus Lux
Bildnachweis: Hl. Franziskus umarmt Jesus am Kreuz; Kirche im Kapuzinerkloster in Irdning, Steiermark; Foto: © 2016 Sigrid Grabmeier