Sonntagsbrief zum 4. Sonntag in der Fastenzeit 11. März 2018
9. März 2018 von Barbara Dominguez
Das Licht lieben – heute!
So wie Mose in der Wüste die Schlange emporgehoben hat, so muss auch der erwählte Mensch emporgehoben werden, damit alle, die an ihn glauben, in ihm ewiges Leben haben.
Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass sie ihren Erwählten, ihr einziges Kind, gegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Denn Gott hat ihren Erwählten nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Alle, die an ihn glauben, werden nicht gerichtet; die aber, die nicht glauben, sind schon gerichtet, weil sie nicht zum Glauben an den Namen des Erwählten, des einzigen Kindes Gottes, gekommen sind. Dies aber ist das Gericht: Das Licht ist in die Welt gekommen und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Handlungen waren böse. Denn alle, die Schlechtes tun, hassen das Licht und kommen nicht zum Licht, damit ihre Handlungen nicht aufgedeckt werden. Alle aber, die die Wahrheit tun, kommen zum Licht, damit sichtbar wird, dass ihre Handlungen in Gott getan sind.
Bibel in gerechter Sprache, Joh 3, 14-21
Unlängst war ich an einem Gespräch beteiligt, das sich zu einer engagierten Diskussion entwickelte: Ist der Mensch denn wirklich frei? Wir sind doch eindeutig geprägt von unserer Herkunftsfamilie, von unserem Kulturkreis. Unsere eigenen Erfahrungen machen unsere Persönlichkeit aus, das Leben hat uns einen Stempel aufgedrückt. Wo sind da bitte noch freie Entscheidungen möglich? Noch dazu erscheint uns so vieles vorgegeben, wie der gesellschaftliche Verhaltenskodex, moralische und religiöse Gebote. Die althergebrachte Vorstellung vom Gericht am Ende der Tage vervollständigt das Gefühl der Abhängigkeit und Unfreiheit des Menschen.
Im heutigen Evangelium finden wir aber eine Aussage vom Gericht in der Gegenwart, im Hier und Heute! Da setze ich mit meiner Überzeugung ein, dass der Mensch im Letzten doch frei ist. Ich kann jetzt, in diesem Moment, dieses oder jenes tun, mich für pro oder contra entscheiden! Dass meine Entscheidungen geprägt sind, ist natürlich nicht zu leugnen. Offensichtlich wird das besonders dort, wo ich hin und hergerissen bin, wo ich unsicher und im Zweifel bin, mir Entscheidungen schwer fallen. Tatsache ist jedenfalls, dass es von mir allein abhängt, welchen Weg ich schließlich einschlage. In Freiheit!
Die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht – es hat sie doch niemand dazu gezwungen! So kommt das Unheil über sie, sie richten sich selbst. Auch in der Lesung aus dem Buch der Chronik wird das deutlich: das Volk Israel endet in der Katastrophe des Exils in Babylon, weil es gegen die Ordnung Gottes gelebt hat. Der Ewige ist kein strafender Gott, denn trotz allem ist sein letztes Wort Vergebung, Neubeginn und Heil.
„Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man so gar nichts tun kann:Der eine heißt gestern, der andere heißt morgen. Also ist heute der richtige Tag, um zu lieben, zu glauben, zu handeln. Und vor allem zu leben!“
– eine Weisheit des Dalai Lama.
Für mich hat diese Aussage etwas Befreiendes. Wir sind oft so gefangen im Gestern und Morgen, im Vergangenen und Zukünftigen, dass wir komplett versäumen, das Heute, die Gegenwart wahrzunehmen! Das Jetzt ist so kostbar, weil ich es bin, der es gestalten darf, zu meinem Heil. Ich habe die Freiheit, jetzt Gelegenheiten zum Guten zu nützen, bevor sie vorbei sind. Denn Gott will nicht, dass wir verloren gehen, sondern ewiges Leben haben, das heute beginnt!
Barbara Dominguez
Bildnachweis: Foto© Barbara Dominguez