Sonntagsbrief zum 4. Sonntag im Jahreskreis, 3. Februar 2019

2. Februar 2019 von Magnus Lux

Liebe ist nicht nur ein Wort

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Setzt euch für diese wichtigen Aufgaben ein. Und ich kann euch auch noch einen wunderbaren Weg dazu zeigen

 

Wenn ich wie ein Mensch rede oder wie ein Engel und bin ohne Liebe, bin ich ein schepperndes Blech und eine gellende Zimbel. Und wenn ich die Gabe habe, die Zeichen der Zeit zu deuten, und alles Verborgene weißund alle Erkenntnis habe und alles Vertrauen, so dass ich Berge versetzen kann, und bin ohne Liebe, dann bin ich nichts. Und wenn ich alles, was ich kann und habe, für andere aufwende und mein Leben aufs Spiel setze selbst unter der Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu enden, und bin ohne Liebe, hat alles keinen Sinn. 

 

Die Liebe hat einen langen Atem und sie ist zuverlässig, sie ist nicht eifersüchtig, sie spielt sich nicht auf, um andere zu beherrschen. Sie handelt nicht respektlos anderen gegenüber und sie ist nicht egoistisch, sie wird nicht jähzornig und nachtragend. Wo Unrecht geschieht, freut sie sich nicht, vielmehr freut sie sich mit anderen an der Wahrheit. Sie ist fähig zu schweigen und zu vertrauen, sie hofft mit Ausdauer und Widerstandskraft. Die Liebe gibt niemals auf. Prophetische Gaben werden aufhören, geistgewirktes Reden wird zu Ende gehen, Erkenntnis wird ein Ende finden. Wir erkennen nur Bruchstücke, und unsere Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, ist begrenzt.

Wenn aber die Vollkommenheit kommt, dann hört die Zerrissenheit auf. Als ich ein Kind war, redete und dachte ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind. Als ich erwachsen wurde, ließich zurück, was kindlich war. Wir sehen vorläufig nur ein rätselhaftes Spiegelbild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Heute erkenne ich bruchstückhaft, dann aber werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt worden bin. Jetzt aber leben wir mit Vertrauen, Hoffnung und Liebe, diesen drei Geschenken. Und die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe.

1.Kor 12,31- 13,13 Bibel in gerechter Sprache

 

Liebe Ist nicht nur ein Wort

Wer kennt es nicht, „das Hohelied der Liebe“? Seit der Übersetzung durch Martin Luther ist es ein richtiger Gassenhauer: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“ Es ist aber auch ein Märtyrertext: je öfter wir es hören, desto belangloser wird es uns. Wo erfahren wir denn das, was Paulus sagt, im Alltag der Kirche?

Fangen wir mal bei der Kirchenleitung an und fragen nach. Da hapert es doch schon beim zweiten Satz: „wenn ich die Gabe habe, die Zeichen der Zeit zu deuten“. Was uns das Konzil eingeprägt hat, nämlich die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu deuten, wird als „dem Zeitgeist hinterherlaufen“ verunglimpft und damit ad acta gelegt. Nun, könnte man sagen, ist ja nicht so wichtig, es geht ja um die Liebe. Und dann geht es weiter: „und alles Vertrauen, so dass ich Berge versetzen kann“. Bitte nicht über das Wort „Vertrauen“ stolpern; so kann das griechische Wort „pistis“ auch übersetzt werden. Ich halte das sogar für viel besser. Denn wenn „Glaube“ gesagt wird, dann kommt die litaneiartige Aufzählung, welche Glaubenssätze denn christkatholisch zu glauben seien. Beim Wort „Vertrauen“ assoziieren wir: „auf jemand bauen, sich auf jemand verlassen können“; das meint nicht nur, „jemandem vertrauen, sondern auf jemand vertrauen, ganz gleich, was kommt und was die anderen sagen“. Nun, könnte man sagen, ist ja auch nicht so wichtig, es geht ja um die Liebe.

Da fragen wir doch mal, was Paulus so unter „Liebe“ versteht. „Die Liebe … spielt sich nicht auf, um andere zu beherrschen.“ Oh je, da muss ich, glaube ich, nichts dazu sagen, nur ein Stichwort: Klerikalismus, auch von Papst Franziskus als großes Übel der Kirche angesehen. „Sie handelt nicht respektlos anderen gegenüber und sie ist nicht egoistisch.“ Das klingt nach der Missbrauchsstudie wie ein Hohn. „Wo Unrecht geschieht, freut sie sich nicht, vielmehr freut sie sich mit anderen an der Wahrheit.“ Ja, das klingt doch gut, das erfahren wir tagtäglich, wem wollte man da etwas vorwerfen? Stopp! Nein, die meisten in der Kirche freuen sich nicht am Unrecht – aber sie halten daran fest und merken es nicht einmal oder sind sowas davon überzeugt, dass ihre Interpretation die alleinige Wahrheit ist. Nur ein paar Stichworte: „Frau in der Kirche“, „Homosexualität“, „Zölibat“. Wenn’s konkret wird, erweist sich auch Papst Franziskus als Verfechter überholter und biblisch nicht zu begründender Positionen, wie er sie auf dem Rückflug von Panama bekräftigt hat.

Also alles nur hohle Phrasen? Da fällt mir ein, was Petrus vor dem Hohen Rat gesagt hat: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Mag sich der Papst im Laufe der Jahrhunderte noch so viele Titel zugelegt haben bis zum „Stellvertreter Christi“ oder gar „Stellvertreter Gottes“ – er ist und bleibt Mensch, sündhaft, fehlerhaft, oft mit Scheuklappen versehen. Sein Wort hat Anspruch, gehört zu werden, aber es ist nicht automatisch das „Wort Gottes“, mögen es die Hardliner noch so sehr in diese Richtung emporheben.

Was sollen wir also tun? Hat Paulus vielleicht doch ein Wort, das unverbraucht ist? Ja: „Die Liebe gibt niemals auf.“ Wir alle sind Kirche, uns allen gilt dieses Wort: Wir leben „mit Vertrauen, Hoffnung und Liebe, diesen drei Geschenken. Und die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe“. Aber Liebe muss sich äußern, sonst ist sie nur ein hohles Geschwätz. Halten wir uns vor Augen, was wir gerne singen: „Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren, als Zeichen der Liebe für diese Welt.“

Magnus Lux

Bildnachweis

Wir sind Kirche trauert um Christian Lauer

Christian Lauer war einer der ersten Unterstützer des Projekts Sonntagsbriefe. Er hat es sowohl inhaltlich wie auch technisch gefördert, die IT-Unterstützung für die Veröffentlichung der Texte geleistet und war immer mit Rat und Tat dabei, wenn es Schwierigkeiten gab. Er hat trotz seiner langen schweren Krankheit mit seiner Kompetenz und Leidenschaft als Vorsitzender des Trägervereins und als IT -Fachmann aktiv mitgearbeitet. 

Wenige Tage nach unserem letzten Treffen von Bundesteam und Trägerverein Ende Januar hat er seinen Weg in die ewige Heimat angetreten.

Wir nehmen traurig und dankbar von ihm Abschied.

Wir sind Kirche

 

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