Sonntagsbrief zum 4. Sonntag der Osterzeit, 12. Mai 2019
9. Mai 2019 von Magnus Lux
Wem gehört die Botschaft vom Reich Gottes?
Sie aber gingen von Perge weiter und gelangten nach Antiochia in Pisidien. Am Sabbat gingen sie in die Synagoge und nahmen dort Platz.
Nachdem sich die Synagogenversammlung aufgelöst hatte, folgten viele von den jüdischen Mitgliedern und auch von den konvertierten, die Israels Gott ehrten, Paulus und Barnabas. Die sprachen mit ihnen und redeten ihnen zu, bei Gottes Freundlichkeit auszuharren. Am nächsten Sabbat war fast die ganze Stadt versammelt, um Gottes Botschaft zu hören. Als aber die jüdischen Autoritäten die vielen Leute sahen, wurden sie eifersüchtig; sie widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten darüber. Unerschrocken sprachen Paulus und Barnabas: „Euch musste Gottes Botschaft zuerst gesagt werden. Da ihr sie zurückweist und euch des ewig lebendigen Lebens nicht für würdig haltet, so wenden wir uns nun an die Völker. So nämlich hat es uns der Herr geboten: Ich habe dich zum Licht für die Völker bestimmt, damit du Hilfe seiest bis ans Ende der Erde.“
Als das die Menschen aus den Völkern hörten, freuten sie sich und priesen das Wort ADONAJS und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, kamen zum Glauben. In der ganzen Gegend breitete sich das Wort ADONAJS aus. Die jüdischen Autoritäten aber hetzten vornehme Frauen auf, die Israels Gott ehrten, sowie die führenden Personen der Stadt; sie zettelten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas an, so dass man sie aus ihrem Gebiet vertrieb. Die aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen ab und gingen nach Ikonion. Die Schülerinnen und Schüler jedoch waren von Freude und heiliger Geistkraft erfüllt.
Apg 13,14.43-52 Bibel in gerechter Sprache
Wem gehört die Botschaft vom Reich Gottes?
Eine schöne Geschichte. Da wird’s den Juden, den Widersachern Jesu, wieder mal so richtig gegeben! Die jüdischen Autoritäten werden eifersüchtig, weil so viele den Worten des Paulus und des Barnabas folgen, heißt es. Und so hetzen sie Leute auf, so dass man Paulus und Barnabas vertreibt. Und dennoch: Das Christentum hat sich durchgesetzt; die Schüler und Schülerinnen waren von Freude und heiliger Geistkraft erfüllt.
Eine schöne Geschichte. Sieg auf der ganzen Linie. „Euch musste Gottes Botschaft zuerst gesagt werden. Da ihr sie zurückweist und euch des ewig lebendigen Lebens nicht für würdig haltet, so wenden wir uns nun an die Völker.“ Und die Völker, das sind wir, die Christen und Christinnen, zum „Licht für die Völker bestimmt“.
Eine schöne Geschichte. Darauf können wir uns heute noch ausruhen. Wir haben die Zusage Gottes, so wollen wir uns daran festhalten.
Eine schöne Geschichte? Ja, für die Leute, die sich im Besitz der Wahrheit wähnen und das im Laufe der Jahrhunderte aufgebaute Lehrgebäude für den wahren Glauben halten.
Eine schöne Geschichte? Nein, wenn wir sie mit den Ohren von heute hören. „Euch musste Gottes Botschaft zuerst gesagt werden. Da ihr sie zurückweist und euch des ewig lebendigen Lebens nicht für würdig haltet, so wenden wir uns nun an die Völker.“ Die Botschaft des Mannes aus Nazaret, den wir als den Christus bekennen, ist uns jahrhundertelang verkündet worden – aber leben wir sie? Wir hören sie, aber biegen sie nach Gutdünken zurecht. Erweisen wir uns der Botschaft vom ewig lebendigen Leben für würdig? Sind wir denn noch Licht und Hilfe für die Menschen von heute?
Eine schöne Geschichte? Müsste es uns nicht kalt den Rücken hinunterlaufen, wenn wir sie hören? Für den Machterhalt setzen sich die Kirchenleitungen weit mehr ein als für die befreiende Botschaft vom Reich Gottes, die allen Menschen gilt. Sind vielleicht die „Völker“ heute diejenigen, die sich von der Kirche abgewendet haben, aber die Botschaft des Christentums in einer säkularen Welt säkular leben? Vielleicht Avaaz, ein weltumspannendes Netz von Menschen, die sich für die Menschenrechte überall und auf allen Ebenen einsetzen, während der Vatikan der Erklärung der Menschenrechte der UN immer noch nicht beigetreten ist? Nein, er hält weiterhin an der Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen fest und an der Verweigerung von Ehe und Familie für die sogenannten Kleriker. Die jahrhundertelange Vertuschung von Verbrechen ist immer noch Richtschnur, allen Beteuerungen zum Trotz.
Dennoch: eine schöne Geschichte. Vor einiger Zeit habe ich einen treffenden Satz gelesen: „Jesus hat versprochen, bei uns zu sein bis ans Ende der Welt – von einer Bestandsgarantie für die Kirche hat er nichts gesagt.“ Hören wir also auf seine Botschaft und lassen uns die Freude und die Geistkraft nicht von Leuten streitig machen, die sie längst nicht mehr besitzen!
Magnus Lux
Bildnachweis: "Lehrgebäude" Stift Admont, Bibliothek, Österreich © Jorge Royan