Sonntagsbrief zum 4. Fastensonntag, 31. März 2019

29. März 2019 von Sigrid Grabmeier

Gestaltet eure Zukunft

Sigrid Grabmeier

 

Zu jener Zeit sprach Adonaj zu Josua: „Mach dir Messer aus Stein und beschneide die Männer Israels wieder, zum zweiten Mal!“ Da machte sich Josua Messer aus Stein und beschnitt die Männer Israels am Hügel Aralot, das heißt ´Vorhäute-Hügel`. Josua beschnitt sie aus folgendem Grund: Das ganze Volk, das aus Ägypten ausgezogen war, alle Männlichen, alle Kriegsmänner, waren in der Wüste gestorben, auf dem Weg, als sie auszogen aus Ägypten; denn beschnitten war das ganze Volk, das auszog. Aber das ganze Volk, das in der Wüste auf dem Weg, auf dem das Volk aus Ägypten zog, geboren worden war, war unbeschnitten. 

 

Da sprach Adonaj zu Josua: „Heute habe ich die Schmach und Schande Ägyptens von euch abgewälzt.“ Darum heißt dieser Ort bis heute Gilgal, das heißt: ´Wälzplatz`. Dort in Gilgal lagerten also die Israelitinnen und Israeliten. Und dort feierten sie Pessach am Abend des 14. Tages des ersten Monats auf den Ebenen Jerichos. Am Morgen nach dem Pessach aßen sie vom Überschuss des Landes: ungesäuerte Brote und geröstetes Korn – an eben diesem Tag. Und am nächsten Tag hörte das Manna auf, weil sie vom Überschuss des Landes essen konnten; es gab kein Manna mehr für die israelitischen Frauen und Männer, Mädchen und Jungen: Sie aßen von der Ernte des Landes Kanaan in jenem Jahr. 

 

 Jos 5, 2-5, 9-12 Bibel in gerechter Sprache

 

Gestaltet eure Zukunft

Das heutige Evangelium erzählt das hinlänglich bekannte Gleichnis vom „Verlorenen“ Sohn oder „Barmherzigen“ Vater. (Lk 15, 11-32) Diese Geschichte begleitet mich seit meine Kindheit und ich hatte zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Sympathien zu den handelnden Personen. Inzwischen regt sich mein Widerstandsgeist, weder die beiden jungen Männer noch der liebende Vater finden so ganz meine Zustimmung. Der Ausreißer hat nicht wirklich Mumm, der Nesthocker hat kein Format und der Vater – jedenfalls wenn die Geschichte da aufhört wo sie aufhört – tut zu wenig, um seine Jungs zur Selbständigkeit zu ermutigen.

Eine andere Perspektive eröffnet dagegen die 1. Lesung aus dem Buch Josua. Dieses Buch beschreibt die Eroberung und frühe Besiedlung Kanaans durch die israelitischen Stämme nach dem Tod des Moses bis zum Tod Josuas. Josua, griechisch bzw. lateinisch Jesus, „JHWH ist Hilfe“, hatte nach Mose dessen Aufgabe übernommen. Er war sowohl Sprachrohr Gottes wie geistlicher Führer. 

Über 40 Jahre hinweg wurde das Volk von Gott durch die Wüste begleitet und versorgt. Jeden Tag wurde Manna geschickt. Nun hat das Volk Israel gerade den Jordan überschritten, unter kräftiger Unterstützung Adonais. Ähnlich wie bei der Durchquerung des Roten Meeres war das Wasser aufgehalten worden, so dass ein sicherer Weg entstand. 

Jetzt aber zieht Gott andere Saiten auf. Durch die geforderte Beschneidung der Männer, die an den Bundesschluss mit Abraham (Gen 17,11f) erinnert, wird ein Zeichen gesetzt für einen erneuten Bundesschluss zwischen zwei Vertragspartnern. Mehr noch, nach der Feier des Pessach werden die Mannalieferungen eingestellt. Botschaft: Ihr seid jetzt erwachsen. - Schluss mit dem Träumen vom verheißenen Land: ihr sei jetzt da, macht was draus, gestaltet euere Zukunft. 

Es ist eine Geschichte des Erwachsenwerdens, des Selbständigwerdens und der Verantwortungsübernahme. - Es ist auch eine kriegerische Geschichte, der Auseinandersetzung und der Unterwerfung. Keine heile Welt. In dieser Welt leben wir. - 

 

Schluss mit dem Träumen, Aufwachen, Erwachsen werden, Zukunft gestalten, so heißt es auch in der 4. Strophe des Liedes von Bob Dylan „The Times They are A-Changin’ ”von 1963, ein Lied, das nichts an Aktualität verloren hat.

 Als Kind kommst du an
dem man Märchen erzählt.
Stets gewinnen die Guten,
kein Mensch wird gequält.
Dann erwachst du
und läufst deinen Eltern davon
um ein Stück vom Glück
zu bekommen.


Stellt euch nicht in den Weg
Packt frisch mit an
Eine Neue Zeit ist im Kommen

(Übersetzung Günther Doliwa) 

Bei der KirchenVolksVersammlung an diesem Wochenende in Würzburg, die unter der Überschrift „The Times They Are A‐Changin‘ “ steht, geht es um die Zukunft von Kirche und von Wir sind Kircheund wie wir diese gestalten wollen und können. - 

 

Stellt euch nicht in den Weg

Packt frisch mit an

Eine Neue Zeit ist im Kommen

 

Sigrid Grabmeier

 

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