Sonntagsbrief zum 34. Sonntag im Jahreskreis, 20. November 2016, Christkönig

19. November 2016 von Magnus Lux

Christus: Weltenherr oder Jesus: Menschensohn und Diener?

Fusswaschung © (2007) By Vassil (Own work) [Public domain], via Wikimedia CommonsDas Volk stand dabei und sah es. Die Oberen aber spotteten und sagten: „Andere hat er gerettet. Er rette sich selbst, wenn er der Gesalbte Gottes, der Auserwählte ist!“ Aber auch die Soldaten verspotteten ihn, wenn sie zu ihm hintraten, um ihm Essig zu bringen, und sagten: „Wenn du der König über das jüdische Volk bist, rette dich selbst!“ Über ihm war nämlich eine Schrifttafel angebracht worden mit den Worten: ´Dieser ist der König des jüdischen Volkes`. Einer der Übeltäter, als sie am Kreuz hingen, verhöhnte ihn mit den Worten: „Bist du nicht der Christus? Rette dich und uns!“ Der andere aber entgegnete ihm ärgerlich: „Fürchtest du denn Gott überhaupt nicht? Du bist ja genauso verurteilt. Wir sind gerechterweise verurteilt, denn was wir empfangen, wiegt gleich schwer wie das, was wir getan haben. Aber er hat keinen Verstoß begangen.“ Und er sagte: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Königreich kommst!“ Jesus sagte zu ihm: „Amen, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Lk 23, 35-43
Bibel in gerechter Sprache

Christkönig? Was soll ich als eingefleischter Demokrat mit dem Titel „König“ anfangen? Das Fest ist erst 1925 eingeführt worden, als die meisten König- und Kaiserreiche nach dem Ersten Weltkrieg verschwunden waren. Dass Jesus vor Pilatus sagt „Ja, ich bin ein König“ hilft mir da auch nicht recht weiter.

Dennoch muss ich zugeben, dass der royale Glanz auch in der heutigen Zeit nicht verschwunden ist. Da gibt es die Weinkönigin und die Königin der Popmusik. Aber sind diese Titel wirklich ernst gemeint oder nicht eher als Folklore? Auch unsere noch amtierenden Königinnen und Könige sind weit davon entfernt, wirklich die Herrscher und Herrscherinnen über ihr Volk zu sein; selbst die Queen liest die Regierungserklärung vor, die ihr 10 Downing Street in die Hand gedrückt hat.

„Christus ist Sieger, Christus ist König, Christus ist Weltenherr“ singen wir. Ist das auch nur eine folkloristische Verbrämung? Wie ernst nehmen wir solche Aussagen noch? Es geht uns doch heute mehr um den „Mann aus Nazaret“ und was der uns noch zu sagen hat. Und da fällt mir auf, dass der immer wieder vom „Reich Gottes“ spricht, das schon begonnen hat und das heranwächst, vom kleinen Senfkorn zu einem großen Baum. Was meint er wohl damit? Ein Schüler antwortete mir einmal auf die Frage, was er denn unter dem Reich Gottes verstehe: Das Reich Gottes ist da, wo uns Gott erreicht. Hm. Gott erreicht uns doch immer, denke ich. Die Frage ist vielmehr die: Lassen wir uns von ihm erreichen?

Kommt da Papst Franziskus der „Sache Jesu“ nicht wieder näher? Er handelt, wie wir es von diesem Mann aus Nazaret kennen: Er geht auf die Menschen zu, gerade die armen und die von der Gesellschaft und auch von der Kirche ausgegrenzten. Er ist sich nicht zu schade, vom hohen Ross des „Stellvertreters Christi“ und des „Pontifex Maximus“ herabzusteigen und in die Favelas Südamerikas zu gehen. Er ruft dazu auf, sich nicht mit den Ungerechtigkeiten der Welt abzufinden, sondern für eine barmherzigere und gerechtere Welt einzutreten.

Und so gefällt mir ein anderes, weniger triumphales Lied zum Fest viel besser: „Jesus, der Menschensohn, kam nicht, sich bedienen zu lassen. Er diente anderen und setzte sein Leben ein uns zu befrein.“ Wie sagt Jesus? Nicht wer zu mir sagt „Herr, Herr“, wird ins Reich Gottes eingehen, sondern wer den Willen meins Vaters tut.

Magnus Lux

Bildnachweis: Le lavement des pieds: chapiteau du cloître de Notre-Dame-en-Vaux, 12ème siècle. Ce cloître roman, détruit au 18ème siècle, a été en partie reconstitué à partir des fragments retrouvés. Musée du cloître de Notre-Dame-en-Vaux, Châlons en Champagne (51), France © (2007) By Vassil (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ND-en-Vaux_Chapiteau_4.jpg#/media/File:ND-en-Vaux_Chapiteau_4.jpg

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