Sonntagsbrief zum 32.Sonntag im Jahreskreis, 12. November 2023

10. November 2023 von Cristy Orzechowski

Wieviel Öl ist in unseren Lampen?

Strahlend und unverwelklich ist die Weisheit, 
leicht wird sie erblickt von denen, die sie lieben, 
und gefunden von denen, die sie suchen.
Denen, die nach ihr verlangen, kommt sie zuvor und gibt sich zu erkennen. 
Die früh aufstehen, um sie zu suchen, haben keine Mühe: 
Sie finden sie neben ihrer Türe sitzend. 
Über Weisheit nachzudenken, ist Vollendung der Klugheit; 
wer ihretwegen wach bleibt, wird schnell sorgenfrei sein. 
Denn sie geht selbst umher und sucht, wer ihrer würdig ist, 
freundlich erscheint sie jenen auf ihren Pfaden 
und begegnet ihnen bei jedem Vorhaben.
Ihr Anfang ist aufrichtiges Verlangen nach Bildung, 
das eifrige Bemühen um Bildung aber ist: LIEBE: 
Liebe ist Halten ihrer Gebote, 
Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit 
...und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe... 

Weish 6, 12-19 Bibel in gerechter Sprache
 

 

Gott, mein Gott bist du, dich suche ich. 
Nach dir dürstet meine Kehle, nach dir sehnt sich mein Körper, 
in einem Land, vertrocknet und verdorrt, ohne Wasser. 
 
Ja, du bist mir zur Hilfe geworden, 
im Schatten deiner Flügel kann ich jubeln. 
Mein verletzliches Leben hängt an dir, 
möge deine rechte Hand mich halten. 

 

Psalm 63, 2;8-9 Bibel in gerechter Sprache

 

Wieviel Öl ist in unseren Lampen?

 

Im heutigen Sonntags-Impuls widme ich mich dem Evangelium über die klugen u. törichten Jungfrauen... (Mt 25, 1-13) Doch zu der Bereitmachung dieser Klugheit schaue und höre ich mit Euch gemeinsam ins Buch der Weisheit hinein und stelle mich betend in den Lob-und-Dank-Psalm... 

 

Weisheit: „das eifrige Bemühen um Bildung ist LIEBE....“ Das ist der Ort des Heiligtums: „die ANDEREN“, im Sinne von Menschen, die in vielen Facetten anders sind, anders leben, sich anders zeigen...Stellung beziehen etc...Sie sind der Wohnort Gottes, der entdeckt werden will; nicht beurteilt, schon gar nicht verurteilt, auf den Gittern unserer Vorurteile. 

 

Auch als willkommener Sündenbock für alles und jedes, was uns Störung verursacht, - sollen sie nicht herhalten... Weiter heißt es im Text, dass wir, als „Frühaufsteher“,...die Weisheit gar nicht suchen müssen. Sie kommt uns entgegen..., sie selbst als Suchende nach Orten und Geschehnissen, an denen die Würde der Menschen noch lebt...erhalten und im wahrsten Sinne des Wortes, be-DACHT wird... 

 

Dieser Tage fragen wir uns, inmitten des Nicht-Mehr-Aushaltbaren Welten-Chaos, oft gegenseitig, nach dem: Was-können-wir-tun? Nur beten?“- Und vielen von uns bleibt tatsächlich „nur“ die Antwort „JA“ darauf, da wir im Älterwerden nach unseren unbändigen früheren Kräften suchen. Ich tausche mich mit einigen Gleichaltrigen aus, die je älter sie werden, feststellen: „Immer mehr setze ich auf die brennend-verändernde Kraft des Gebetes, mit der wir den Erdball umgeben und durchdringen können.“ Ich mache da mit.

 

Ebenso unterstütze ich auch die tatkräftigen Menschen, vernetzt in den Organisationen für Frieden und Friedensbewusstsein. Ich begleite ihre Arbeit des Hinterfragens: „Was bedeuten Milliarden für Rüstung: weil ZEITENWENDE...? 

 

Und was bietet die Weisheit in Bildungsmilliarden eingesetzt? Sie schafft LIEBE. Glauben wir das? So weit es uns gelingt, haben wir es einzufordern, national und international. Das heißt mit anderem Vokabular: 

 

EIN JEDER MENSCH IST GELIEBT UND HAT EIN RECHT AUF WÜRDE UND LEBEN. Was uns leider nicht erspart wird, ist das Leiden. Wie immer wir auch dem Rad noch in die Speichen fassen können: Wir leiden mit. Wir „agieren als Betroffene“ der Liebes- Verweigerung hinsichtlich von Milliarden von Menschen. 

 

Deshalb, und damit komme ich zum Psalm (63); suchen wir Gott als Begleiter, dürsten nach seiner Gegenwart inmitten der Welten-Entscheidungen für Krieg und Hunger...und Klima- Katastrophe... und...und...und... 

 

Wir erkennen uns als trocken-dürres Land und bieten schließlich unsere Leben, unsere Lebenshaltung, unser Mit-Tun für das „Gute Leben“, unsere Gebete, ja UNS SELBST ALS SEGEN AN. Wir segnen mit unseren Leben und bieten unsern Geist und unsere Hände an.

 

Auf diesem Weg erkennen wir unser aller Verletzlichkeit. „...wir können nur jubeln im Schatten „SEINER FLÜGEL“ sagt der Psalmist. 

Diese Flügel sind für mich:

  • Flügel der Gerechtigkeit UND Barmherzigkeit; 

  • Weitsicht UND zugelassene Nähe. 

  • Wahrnehmung mit all unseren Sinnen und ganzem Herzen... 

(Vgl. eines meiner ersten Bücher: MACHE MEINE AUGEN HELL...geschrieben nach der ersten Begegnung mit den Indigen Lateinamerikas . (1968-Bolivien...) 

 

Zum Evangelium. Mt 25, 1-13 Es ist ausreichend narrativ, um es sich erschließen zu können: Da geht es um die Aufgeweckten und die Naiven, um die Vorsorgenden und um die Gleichgültigen. Es geht um jene, die das nötige Öl auf die Lampen gießen, und um die, die ihre Möglichkeit, aus der Finsternis herauszukommen und außergewöhnlichen Begegnungen entgegen zu gehen, weder vorbereiten, noch als aktuelle Chance wahrnehmen. Das erleben wir im Alltag, wie auch im Weltgeschehen! 

 

Dennoch tendiere ich dazu, weniger abweisend und streng zu sein als der Erzähler des Textes. Ich wollte nicht von einem Gott sprechen, der da sagt: „ICH KENNE EUCH NICHT“ Ich nehme es auf meine Kappe zu hoffen, dass Gott, der sogar die Entschlafenen zu sich nimmt, (1.Thess, 4ff.); auch eine offene Tür für die Verschlafenen bereithält, ja sie regelrecht ER-Finden wird.- 

 

Ich reihe mich recht fraglos ein in die Schar der „klugen Jungfrauen“. Bin Ich´s ? - Weiß ich überhaupt von der Menge des Öls in meiner Lampe ? Mein Gebet für die der Realität Entrückten, ist vielleicht auch ein Gebet für mich selbst. Doch wie dem auch sei, bin ich auch bereit, Öl abzugeben -- weil wir alle Kräfte brauchen, um Licht auf der Welt zu wirken... (s. Mein folgendes Gedicht...aus Erfahrungen in Bolivien..) 

 

Auch mit der gefüllten Öllampe ist noch ein weiter Weg zu gehen. 

 

...Leichten Fußes, in prickelnder Vorfreude, 
gehe ich meiner Einladung zum Festtagsessen entgegen. 
Da sehe ich Dich auf der Straße 
im Schneidersitz vor dem Abfall sitzen.
Du wählst aus,--Nebenbei isst Du davon..., verschämt. 

 

Auf hergerichteten Plastikunterlagen 
sortierst Du das Sortiment, welches der auf 
die Straße geworfene Supermarkt für Dich bereithält: 
Nudeln und Kartoffeln, Sortiment eins; 
Fruchtschalen und Gemüsereste, Sortiment zwei; 
Brot und Gebäckreste, Sortiment drei;
Knochen und Fleischfetzen, Sortiment vier;

 

Ein Fläschchen steht am Bürgersteig,
da hinein gewinnst Du Öltropfen 
aus zerquetschten Plastikflaschen, Sortiment fünf. 
„Cochina" (= Schwein) zischt ein Vorübergehender. 
Doch ich denke: „Gute Familienmutter, bitte für uns, 
verzeih uns, vergib uns, verdamm` uns nicht!" 
Wie, Dir nun noch die Hand geben? 
Wie das ausreichend vorhandene Öl in unseren Krügen loben???-- 
Wie unsere reinen Hände hervorheben, 
die nicht im Abfall wühlen mussten..?

 

Du legst noch ein Extrapapier zur Seite, 
darauf streust Du die Reste aus Seifenpulvertüten, 
Sortiment sechs; 
um Dich und Deine vielköpfige Familie sauberzuhalten, 
denn das ist die Regel der Gesellschaft, die Dich ausstößt: 
„Wenigstens sauber können sie sein,
arm sein, heißt nicht schmutzig."
Vielleicht sollten auch wir solche Reste sammeln, 
um uns rein zu waschen von unserer Schuld, 
einfach so weiterzuleben, 
auch wir, die wir auf Eurer Seite stehen wollen 
und von Partnerschaft reden. 
Und von zur rechten Zeit gefüllten Ölkrügen. ? 
                  ©Cristy Orzechowski HOFFNUNGSTRÄNEN Otto Müller– Verlag 

Cristy Orzechowski 

 
 
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