Sonntagsbrief zum 3. Sonntag im Jahreskreis, 26.Januar 2025 (Kopie)
31. Januar 2025 von Hans Bürgstein
Mir geht ein Licht auf!
Auch die Tage ihrer Reinigung vollendeten sich nach der Tora des Mose, und sie brachten ihn nach Jerusalem in den Tempel, um ihn der LEBENDIGEN vorzustellen, – wie in der Tora der LEBENDIGEN geschrieben steht: „Alle männliche Erstgeburt soll der LEBENDIGEN heilig heißen.“ – und um ein Opfer zu bringen nach der Bestimmung in der Tora der LEBENDIGEN: „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.“
Und seht, in Jerusalem war ein Mann mit Namen Simeon. Er war gerecht und treu, denn er erwartete Trost für Israel, und immer wieder kam heilige Geistkraft über ihn. Von der heiligen Geistkraft war er darin bestärkt worden, dass er nicht sterben werde, bevor er Christus, den Gesalbten der LEBENDIGEN, gesehen hätte. Und er ging immer wieder voller Geistkraft in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus hereintrugen, um zu tun, was die Tora in Bezug auf das Kind verlangte, nahm er es auf die Arme und lobte Gott mit den Worten:
„Jetzt lässt du deinen Sklaven
in Frieden ziehen, Herr, gemäß deinem Wort.
Meine Augen haben das Rettende gesehen,
das du vor allen Stämmen Israels bereitet hast:
Licht zeigt sich den Völkern
und Glanz deines Volkes Israel.“
Sein Vater und seine Mutter staunten darüber, was über ihr Kind gesagt wurde. Simeon segnete sie und sprach zu Maria, der Mutter des Kindes: „Siehe, dieser ist bestimmt, viele in Israel zum Fallen und zum Aufstehen zu bringen, und zu einem Zeichen, das Widerspruch herausfordert – auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen – damit die Gedanken aus vielen Herzen enthüllt werden.“
Hanna war eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war sehr alt. Als junge Frau war sie sieben Jahre verheiratet gewesen, danach blieb sie Witwe bis ins hohe Alter von 84 Jahren. Sie ging nicht vom Tempel fort, sondern tat kultischen Dienst mit Fasten und Beten, Tag und Nacht. Und genau zu dieser Stunde stand sie da, pries Gott und sprach darüber zu allen, die die Befreiung Jerusalems erwarteten. Nachdem sie alles nach der Tora der LEBENDIGEN erfüllt hatten, kehrten sie zurück nach Galiläa, in ihre Stadt Nazaret. Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und die Gnade Gottes lag auf ihm.
Lk 2,22-40, Bibel in gerechter Sprache
Mir geht ein Licht auf!
Mir geht ein Licht auf / jetzt sehe ich klarer / ich blicke es jetzt.
Wir kennen das aus eigener Erfahrung, dass sich plötzlich etwas ereignet, dass alles in einem anderen Licht erscheint.
Eine Frau, Hannah, und ein Mann, Simeon, kommen zum gleichen Ergebnis. Ihnen geht ein Licht auf, sie sehen Veränderungen kommen. Und das geht nicht ohne Reibereien. Es wird zu Konflikten mit der Obrigkeit kommen und die Führung des Landes wird zurückschlagen. „– ein Schwert wird auch dein Leben durchdringen“ lässt Lukas Simeon zu Maria sagen.
Dabei ist doch vermeintlich alles geklärt. Wir alle sind doch gleich.
Jesus ein Mensch wie Du und ich, deshalb nennt er uns Schwestern und Brüder. Da gibt es keine Unterschiede: weiblich, männlich, divers, schwarz, weiß, gelb rot, arm, reich, Geflüchtete, Einheimische, Gläubige, Ungläubige, :Geschwister eben.
Bleibt die Frage: Warum dann diese Konflikte und diese Abgrenzungen?
Wir konnten es letzte Woche life verfolgen: Die Vereidigung von Donald Trump zu 49. Präsidenten der USA. Mir ging dabei ein Licht auf in Form von vielen Alarmlampen.
Und am Mittwoch im Bundestag: Feierstunde für die Opfer des Holocaust und unmittelbar danach Debatte und Abstimmung über Anträge, die mit Stimmen der AFD eine Mehrheit fanden. Und meine Alarmlampen sind nicht weniger geworden.
Und dann dagegen dieser Text von der Darstellung des Herrn. Wie passt das zusammen?
„Immer wieder stoßen wir auf die Tatsache, dass die Evangelien eben nicht historisch exakte Daten vortragen wollen. Sie haben eine Verkündigungsabsicht. Sehen wir dies, so lösen sich die Probleme.“ So Antonio Alvarez Waldes in „Neues aus der biblischen Schatzkiste“ Teil 1.
Und diese Verkündigung begeistert, sie öffnet die Augen. Diese gute Nachricht ist so überzeugend, dass, Hannah eine alte Frau und Simeon, ein alter Mann, überzeugt sind, dass sich etwas bewegen wird in der Gesellschaft.
Heute nennen wir so etwas „Transformation“.
In der Wirtschaft,
in der Energieerzeugung,
in der Sicht auf Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung,
in der Akzeptanz, dass Wohlstand nur Bestand hat, wenn er geteilt wird
in der Kirche, wo weltweit immer klarer wird, dass Mitbestimmung, dass Mitwirkung, dass Synodalität der einzige Weg der Zukunft ist.
Jimmy Carter, am 29.12.24 gestorben hat 2018 ein Buch herausgegeben: „Glaube: eine Reise für alle“ Darin schreibt er, dass Christen aufgefordert sind „sich in das Leben der Welt einzumischen.“
Ich glaube, ohne EINMISCHEN geht es nicht und dabei dürfen wir der Kraft des Heiligen Geistes trauen. Das sind positive Aussagen für die Zukunft. Sonst hätte es Lukas nicht aufgeschrieben. Und 2025, ungefähr 2000 Jahre später, lesen wir immer noch diese Texte.
Mischen wir uns „in das Leben der Welt“ ein, weil wir alle Brüder und Schwestern sind.
Weil wir frei, gleich und geschwisterlich sind.
Wenn das nicht Grund zum Leuchten ist.
Deshalb können wir auch „Lichtmess“ feiern.
Machen wir uns auf und werden wir Licht.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten, lichterfüllten Sonntag.
Hans Bürgstein
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