Sonntagsbrief zum 4. Sonntag im Jahreskreis, 28.Januar 2024

26. Januar 2024 von Luise Mayr-Hendl

Störenfried

Sie kamen in Kafarnaum an, und er lehrte am nächsten Sabbat in der Synagoge. Die Leute waren überwältigt von seiner Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie manche toragelehrte Frauen und Männer. In ihrer Synagoge stand eine Person mit einem unreinen Geist und schrie auf: „Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus aus Nazaret? Bist du gekommen, um uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: Du bist von Gott geheiligt.“ Jesus bedrohte ihn: „Schweig und gib diese Person frei.“ Da riss der unreine Geist die kranke Person hin und her, kreischte mit lauter Stimme und gab sie frei. Alle waren schockiert, so dass sie miteinander diskutierten und sagten: „Was ist das? Eine neue Lehre, ganz vollmächtig. Sogar den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm.“ In Windeseile verbreitete sich durch Hörensagen überall diese Kunde von ihm, in ganz Galiläa.

Mk 1, 21-28 Bibel in gerechter Sprache

 

Störenfried 

„Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus aus Nazaret?“

Du bringst unser Leben durcheinander.
Verdrehst uns den Kopf.
Wir sollen unsere Nächsten lieben? 
Womöglich auch noch unsere Feinde?
Sollen vergeben?
Sollen auf Versöhnung setzen?
Sollen anderen was abgeben?
Sollen anderen nichts wegnehmen?
Sollen nicht auf unseren Vorteil schauen?
Sollen uns um die kümmern, die schwach sind und Unterstützung brauchen?
Wir sollen uns ändern? Ein anderes Leben führen?

 „Bist du gekommen, um uns zu vernichten?“ 

So ein Dahergelaufener wie du! 
Du willst uns sagen, was gut für uns ist?
Wir sollen auf unseren Lebensstandard verzichten.
Und was ist mit der Wirtschaft? 
Die muss umgebaut werden? 
Soll nicht mehr gewinnorientiert funktionieren?
Soll gerecht sein?
Soll auf die „Umwelt“ Rücksicht nehmen?
Ja hast du sie noch alle?
Geh doch dahin, wo du hergekommen bist.
Solche wie dich brauchen wir hier nicht.
 

„Ich weiß, wer du bist: Du bist von Gott geheiligt.“

Du meinst wohl, du wärst was besseres?
Wir sollen uns an die Liebe Gottes erinnern?
Das Reich Gottes! 
Dass ich nicht lache. 
Als ob der sich um uns schert. 
Wenn es den überhaupt gibt!
Lass uns doch in Ruhe!
Dein Gesülze von Vergebung und Versöhnung.
Vergiss es. Bei uns gilt das Recht des Stärkeren.
Einer gegen den Anderen.
Ein Volk gegen das andere.
Wer hat, der nimmt sich noch mehr.
Wer nichts hat, ist selber schuld.

Jesus bedrohte ihn: „Schweig und gib diese Person frei.“

Was anderes hast du mir nicht zu sagen?
Deine abgedroschenen Phrasen?
Halt doch den Mund! 
Wohin hat uns deine Lebenseinstellung gebracht?
Ungerechtigkeit. Hass. Kriege. Zerstörung. Flucht. Hunger. Vernichtung. 
Schluss damit, geh!
Weg mit dir!
Hau bloß ab! 
 

Marie-Luise Mayr-Hendl

 

Zurück