Sonntagsbrief zum 3. Sonntag der Osterzeit 15. April 2018
14. April 2018 von Sigrid Grabmeier
Die Liebe braucht keine Beweise
Und sie selbst erzählten, was auf dem Weg geschehen war und wie er beim Brotbrechen von ihnen erkannt worden war.
Während sie aber dies erzählten, trat er selbst mitten unter sie und sagte: „Friede sei mit euch!“ Da gerieten sie in Bestürzung und Furcht und meinten, einen Geist zu sehen. Er sagte zu ihnen: „Was seid ihr erschrocken, und warum steigen Bedenken in eurem Herzen auf? Seht meine Hände und meine Füße: Ich bin es selbst! Rührt mich an und seht: ein Geist hat weder Fleisch noch Knochen, wie ihr seht, dass ich habe.“ Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße. Da sie aber in ihrer Freude noch nicht glaubten und staunten, sagte er zu ihnen: „Habt ihr etwas zu essen hier?“ Da reichten sie ihm ein Stück von einem gebratenen Fisch. Er nahm es und aß vor ihren Augen.
Er sagte zu ihnen: „Dies sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss erfüllt werden, was in der Tora des Mose und in den prophetischen Schriften und Psalmen über mich geschrieben steht.“ Da öffnete er ihnen den Sinn, damit sie die Schriften verstanden, und er erklärte ihnen, was geschrieben stand, dass nämlich der Christus auf diese Weise leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen werde, und dass auf seinen Namen hin Umkehr unter allen Völkern ausgerufen werden solle, um vom unrechten Tun abzulassen. „Fangt an in Jerusalem; und seid dafür Zeuginnen und Zeugen.“
Lk 24, 35-48 Bibel in gerechter Sprache
Bedenken und Zweifel – wie nur umgehen mit Unerklärlichem und Unfassbarem? Diesmal habe ich vor dem Schreiben zuerst ein Bild gesucht. Das Mädchen ist fasziniert von diesem wunderbaren Instrument, der Harfe. Sie hat keine Ahnung, wie man auf ihr spielt. Doch ganz unbekümmert nähert sie sich dem fremden Wunder. Intuitiv versucht sie es mit der roten Saite, sie scheint eine besondere zu sein …
Unfassbar. Christus ist auferstanden. Das ist der Kern unseres Glaubens. Unbekümmert damit umgehen fällt schwer. Wir sind immer wieder versucht, Beweise zu suchen, zu argumentieren, uns selbst und andere zu überzeugen. Beweise passen jedoch nicht zum Glauben. Bedenken und Zweifel schon, wenn wir nicht „leicht“fertig und „leicht“gläubig sein wollen. Jesus nimmt Thomas, seine Jünger und Jüngerinnen und auch uns darin ernst, weil er uns bedingungslos liebt. Er geht auf uns zu, lässt uns erleben, dass er wirklich da ist, mitten unter uns. Im Grunde geht es um die Liebe. Die Liebe braucht keine Beweise.
Dazu möchte ich eine Geschichte anführen, die für Andrea Schwarz einmal zu ihrer Ostergeschichte geworden ist:
Ein kleines Mädchen hatte eine Puppe, ganz zerzaust und zerlumpt. Eines Tages sagte eine Dame zu dem Mädchen: „Aber mein liebes Kind, wie kannst du nur eine solche Puppe aufheben, die ist doch wirklich nicht mehr schön!“ Die Kleine, ganz überrascht und erstaunt, sah ihre Puppe an, schloss sie plötzlich fest in ihre Arme und drückte sie ganz lieb an sich. Dann drehte sie sich zu der Dame um und sagte mit strahlenden Augen zu ihr: „Guck mal, jetzt ist sie aber wieder ganz schön …!“ Warum das für mich eine Ostergeschichte ist? (Aus: Andrea Schwarz, Eigentlich ist Ostern ganz anders)
Es geht um die Liebe. Trotz aller Ängste und Zweifel lässt Jesus die Seinen – und uns – nicht im Stich. Er ist einfach da. Er ist der gleiche, der für seine Liebesbotschaft gekreuzigt wurde. Er lebt!
Seid dafür Zeuginnen und Zeugen! Das ist ja ein Auftrag, der mir auf einmal richtig bewusst wird! Wahrscheinlich tauchen hier Vorstellungen auf, wie öffentlich konkret zu unserem Glauben stehen, dafür Diskriminierung oder gar Verfolgung in Kauf nehmen. Bezeugen können wir aber jeden Tag, dass Jesus heute und hier mitten unter uns lebt, wenn wir bewusst seinem Beispiel folgen: auf die Menschen zugehen, ihnen in die Augen schauen, trösten, umarmen, für sie da sein, vergeben, … sie lieben.
Barbara Dominguez
Bildnachweis: Die rote Saite © Barbara Dominguez