Sonntagsbrief zum 29. Sonntag im Jahreskreis, 16. Oktober 2016

15. Oktober 2016 von Sigrid Grabmeier

Beten für die gerechte Sache

Donaugebet für eine freifließende Donau © (2016) Sigrid GrabmeierEr erzählte ihnen ein Gleichnis dafür, wie notwendig es ist, allezeit zu beten und nicht müde zu werden. Er sagte: „In einer Stadt lebte ein Richter, der weder Gott fürchtete noch einen Menschen achtete. Auch eine Witwe lebte in jener Stadt; die kam immer wieder zu ihm und sagte: ´Verschaffe mir Recht gegenüber meinem Gegner`! Eine Zeit lang wollte der Richter nicht. Dann aber sagte er sich: ´Wenn ich auch Gott nicht fürchte und keinen Menschen achte, werde ich doch dieser Witwe Recht verschaffen, weil sie mich belästigt; sonst kommt sie noch am Ende und schlägt mich ins Gesicht.`“  Da sagte Jesus: „Hört, was der ungerechte Richter sagt. Aber Gott sollte den Auserwählten, die Tag und Nacht zu Gott schreien, kein Recht schaffen und für sie keinen langen Atem haben? Ich sage euch: Gott wird ihnen Recht schaffen in kurzer Zeit! Wird der Mensch nun bei seinem Kommen Glaubenstreue finden auf der Erde?“

Lk 18, 1-8
Bibel in gerechter Sprache

„Wer betet, wendet sich einem Menschen oder eine Sache zu, macht sie sich zu eigen.“ Dieser Satz eines Pfarrers, den ich als junge Frau einmal in einer Predigt gehört und auch notiert habe, begleitet mich schon fast mein halbes Leben. Und das obwohl oder vielleicht auch weil sich mein Beten seit dieser Zeit sehr verändert hat. Insbesondere auch mein Verhältnis zum DU. Ich fand es in zunehmendem Maße schwierig Gebete so zu formulieren, dass sie mir nicht hohl oder oberflächlich vorkamen. Und in zunehmendem Maße machte ich mir Gedanken: was mache ich mir zu eigen? Wofür bitte ich da eigentlich? Mit wem bin ich überhaupt in Kontakt? Und dann begann irgendwann das Beten vor dem Beten.

Das ist eine Erfahrung, die wohl auch Paulus gemacht hat. Denn er schreibt im Römerbrief: „In unserer Ohnmacht steht uns die Geistkraft bei, wenn wir keine Kraft mehr haben, so zu beten, wie es nötig wäre. Die Geistkraft selbst tritt für uns ein mit wortlosem Stöhnen. Gott kennt unsere Herzensanliegen und versteht, wofür die Geistkraft sich einsetzt, weil sie im Sinne Gottes für die heiligen Geschwister eintritt.“ (Röm 8,26-27)

Ich habe erlebt -, erlebe noch immer, - dass über das Stillwerden, über das Hören Anliegen zu mir kamen, die ich eben nicht auf der Zunge trug sondern die mein Herz berührten. Das Beten veränderte meine Perspektive und ich merkte, wie sich Einstellungen zu Menschen oder auch Situationen veränderten. Es gibt Dinge, da kann ich „nur“ beten in dem ich das, was mich bedrückt oder freut dem DU hinbreite. Ich kann danken, ich kann loben und es gibt auch das Bitten um eine „gerechte“ Sache. Da gehört zu den Worten auch das Tun, mein Handeln, das den Worten Nachdruck verleiht. Der Satz des Pfarrers kann also auch heißen: „Wer betet, erlebt, wie das, wofür er, wofür sie sich einsetzt, den Menschen verändert.“

Sigrid Grabmeier

Bildnachweis: Donaugebet für eine freifließende Donau © (2016) Sigrid Grabmeier

Die Auseinandersetzungen um die Ausbaupläne der niederbayerischen Donau seit 1992 hat neben einem verstärkten ökologischen Bewusstsein und einer tieferen Liebe zum heimatlichen Fluss auch das Bewusstsein einer christlichen Schöpfungsverantwortung in der Bevölkerung wachsen lassen.

http://www.oekumenischer-aktionskreis-lebendige-donau.de/ueber-uns.html
http://www.deggendorf.bund-naturschutz.de/donau/aktuelle-entwicklungen.html

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