Sonntagsbrief zum 28. Sonntag im Jahreskreis, 15. Oktober 2017

14. Oktober 2017 von Cristy Orzechowski

Gastmahl

 Ölbild von Silvia Gerbrand

Dann wird Gott der Heere für alle Völker auf diesem Berg ein Gastmahl mit fetten Speisen bereiten, ein Gastmahl mit altem Wein, fett und gut gewürzt, mit altem, gereinigtem Wein. Gott wird auf diesem Berg den sichtbaren Schleier vernichten:
den Schleier, der über allen Völkern liegt, die Decke, die alle Nationen bedeckt.

Jes25, 6-7 (6-10) Bibel in gerechter Sprache

Und Jesus fuhr fort und sprach wieder zu ihnen in Gleichnissen: „Die gerechte Welt Gottes ist mit der Wirklichkeit in der folgenden Geschichte von einem Menschenkönig zu vergleichen, der ein Hochzeitsmahl für seinen Sohn veranstaltete. Und er schickte seine Sklaven, um die Eingeladenen zum Hochzeitsmahl zu rufen, und sie wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal andere Sklaven und sagte: ´Richtet den Eingeladenen aus: Hört her! Ich habe mein Mahl vorbereitet, meine Stiere und die gemästeten Tiere sind geschlachtet, und alles ist bereit. Kommt her zum Hochzeitsfest.` Sie aber gingen weg, ohne sich beeindrucken zu lassen, einer zu seinem eigenen Ackerland, ein anderer zu seinen Geschäften. Die übrigen Eingeladenen überwältigten die Sklaven des Königs, misshandelten sie und töteten sie. Da wurde der König zornig und schickte seine Truppen und vernichtete diese Mörder und verbrannte ihre Stadt. Dann sagte er zu seinen Sklaven: ´Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, doch die Eingeladenen waren es nicht wert. Geht zu den Stadtausgängen der Straßen und ladet alle, die ihr findet, zum Hochzeitsmahl ein.` Und diese Sklaven gingen hinaus auf die Straßen und sammelten alle ein, die sie fanden, böse und gute. Und der Hochzeitssaal war gefüllt mit Menschen, die zu Tisch lagen. Der König kam herein, um die zu Tisch Liegenden zu besichtigen, und sah dort einen Mann, der trug keine der Hochzeit angemessene Kleidung. Und er sagte zu ihm: ´Mein Lieber, wie bist du hier hereingekommen ohne festliche Kleidung?` Der aber blieb stumm. Da sagte der König zu seinen Bediensteten: ´Bindet ihm Füße und Hände zusammen und werft ihn hinaus an einen Ort, an dem absolute Finsternis herrscht. Dort wird er schreien und vor Todesangst mit den Zähnen knirschen.`Gott ruft alle Völker, und das schwächste liebt er besonders.“

Mt 22,1-14 Bibel in gerechter Sprache

Das >Festmahl< beschäftigt uns heute in den angegebenen Bibelstellen.…Ein anderes Bild ist im Psalm 23 benutzt: die Au, auf der wir in Ruhe, Freude und Genuss uns weiden…, nicht wie Schafe…sondern wie befreite Menschen unter der Sonne der Gerechtigkeit…,entkommen dem Gesetz der Sklaven erzeugenden Herrschaft--.Das Reich Gottes (Ort u. Geist der Gerechtigkeit…), verglichen mit einem Festmahl erster Güte, wo alle Völker als befreite, Sohn Gottes und „Tochter Zions“ ( Volk Gottes) teilnehmen dürfen, herzlichst Eingeladene sind.

Im AltenTestament wird uns dieses Mahl auf dem Berg Zion in den wunderbarsten Farben gezeichnet. Menschen mit Glaubens-Erfahrungen (Vgl. lateinamerik. Befreiungs-Theogie,) nehmen Platz „am Zion“ von heute und gedenken der Herausforderung ihrer Umkehr zum Leben und was dazu noch aussteht.

Wir haben leider Dämme—Berge vor die Abendmahls-Säle gestellt, Regeln und Gesetze vor das eucharistische Gastmahl…, und uns selbst damit der herrlichen Speise aller Völker entledigt. Genau auf diesem Berg der Befreiung und Verheißung ist das gemeinsame Gastmahl zu feiern. Dort ist der Tisch für alle Völker zu decken und zu entdecken: dass die Eine Welt allen gehört. (s. Laudato si)

Warum können wir nicht gemeinsam das Gastmahl feiern? Eine Antwort könnte sein:

Weil noch zu viele Sklaven ihre Geschichte der Befreiung nicht erinnern, sie haben das Gesetz groß gemacht und die Sohnschaft, bzw. unser aller, nicht von biologischen Geschlecht abhängige Gotteskindschaft „kleingeschrumpelt“ in die Ecke der Vergessenheit und der Verbotsschilder gestellt. So sind viele Menschen nicht bereitet, der Einladung zum Hochzeitsmahl "nachzukommen": Die einen vermeiden ihre Präsenz zu dieser Einladung, die anderen werden geholt, doch mitten im Alltag überrascht, kommen sie ohne Festtagskleid daher, sozusagen wie die törichten Jungfrauen, die nicht abschätzen können, wann die Zeit ist! – Das ist Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit, welche schlimme Konsequenzen nach sich zieht, wie das heutige Gleichnis im Evangelium berichtet. Wer es fassen kann, der fasse es! – Mit unserem Festkleid ist wohl das Herz der Umkehr gemeint.

Das Abendmahl, die Eucharistie – das Festmahl auf dem Berg und im Hochzeitssaal verfolgen dieselbe Richtung: Umkehr zur Befreiung aller Völker auf dem Weg zu ihrer Quelle, zu ihrem Ursprung, der als Brot der Gerechtigkeit beim Festmahl gegenwärtig zeichnet.Dieses beanstandete Fest-Kleid, muss gewendet sein: im Sinne von Anerkennen des Reiches Gottes als >Gerechtigkeit< im Leben. Ein solches Umdenken hat in uns allezeit präsent zu sein, nicht zurechtgemacht, sondern DA!!!

Der gute Hirt, „der mir die Weide bereitet auf grüner Au“ und die Ausschlagung der Einladung zum Hochzeitsmahl, sind mit unserer aktuellen eucharistischen Situation in der Ökumene zu vergleichen. Wir diskutieren miteinander, tauschen aus.umarmen uns,…doch versagen einander die Mahlgemeinschaft. Zum Beispiel im September 2017 in Bochum: Zum Ökumenischen Fest, das ebenfalls ohne eucharistisches Mahl verlief, mussten wir uns von dem Politiker Norbert Lammert sagen lassen: --„ Die ausgegebene Losung zum aktuellen Luthergedenken:„Erinnerung heilen-Christus bezeugen“ ist nicht komplett. - Es fehlt: „Spaltung überwinden“!“

Das Ärgernis des verweigerten und verhinderten und verdeckten Liebes-Erinnerungs-Mahl –ohne zwingenden unterscheidenden theologischen Grund, nur aufgrund des anderen Amts- u. Kirchenverständnis lässt mich fragen: in welcher Welt leben wir denn? Und wir brauchen Lammert zu Folge nicht zu beten um Vereinigung, „denn Jesus hat die Kirche weder gegründet noch gespalten und er wird sie auch nicht einen. Das ist unsere Aufgabe!“ - Warum wir nicht gemeinsam essen dürfen, wie ist da zu antworten?

Wiederholen wir das „RechtsAußen…“? —nehmen wir es gar voraus…? und kommen deshalb nicht sonderlich schwungvoll weiter, trotz aller Ökumenischen Feste! Verwandeln wir ein Gebot in unsere eigene Version: Du sollst keine fremden Nachbarn mit Dir am Tisch haben??? Weiden wir auf grüner Au…? Lassen wir andere mit auf grüner Au weiden? Sind wir engagiert im Tischdecken EINER WELT?

Im Psalm 23 gibt es einen weiteren Hinweis:

„Auf grüner Wiese lässt Gott mich lagern, zu Wassern der Ruhe leitet Gott mich sanft.
Gott lässt meine Lebendigkeit zurückkehren.
Gott führt mich auf gerechten Spuren –so liegt es im Namen Gottes.“

Zu so einer Rückkehr gehört die Wiederherstellung der göttlichen Gerechtigkeit … dann ist der Tisch bereitet

„Du bereitest einen Tisch vor mir, direkt vor denen, die mich bedrängen.“

Und: ich beteilige mich daran, den Tisch für alle Völker zu bereiten…

… Mein Schrift-Kommentar soll nicht nur Vision und Verheißung anschauen…sondern unser HERZ-Auge auch auf die Veränderung jetziger Realitäten lenken…Das Wichtigste in der Kirche ist die WANDLUNG… so heißt es einmal bei einer erzählten fiktiven Meinungsumfrage von L. Zenetti.

Cristy Orzechowski

HIRTEN-RAT

Wenn Kirche

auch nur

ein Körnchen

EVANGELIUM

wahr MACHTE

statt es zu

zerreden

 

Hätten

die Elenden

wieder etwas

zu beißen

 

NICHT:

„ Friß Vogel

und stirb

hier ist die

Gute Nachricht
irgendwo verborgen“

 

SONDERN: „Iß SEIN Wort“

 

NICHT: Trockene Worte

über einen Happen Brot

 

SONDERN:

„Lass es dir

Wohlsein.

Schmecke es!“

 

auch nur

des Heiligen Geistes

und die Bemäntelung

des gröbsten Unrechts

 

SONDERN: hülle Dein
hungriges Volk

in Wohlergehen

in Lebens-Stoff

 

NICHT: den Abklatsch

vom Himmel

herunterbeten

 

SONDERN:

den zu IHM

freizuräumenden

Guten Ausgang

AUF-zeigen

 

NICHT: leeres Geschwätz
über dies und jenes

was kommen mag

 

SONDERN:

Lass Dein Volk

kosten

was in IHM steckt

FESTMAHL-GASTMAHL !

aus: >Kirchenbild mit uns<-S.68-Dr. Cristy Orzechowski

Foto: (C.0.) Ölbild von Silvia Gerbrand -

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