Sonntagsbrief zum 28. Sonntag im Jahreskreis, 13. Oktober 2024
12. Oktober 2024 von Anna Röder
Loslassen
Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer der eine Gott. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, gewann ihn lieb und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!
Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.
Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen. Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser und Brüder, Schwestern und Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.
Mk10, 17-30 Einheitsübersetzung
Loslassen
Den Mann und die Jünger kann ich gut verstehen. Auch ich bin bestürzt und tue mir mit Jesu Antwort schwer. Für Jesus scheinen die Gebote nur eine Minimalanforderung darzustellen, deren Befolgung wiewohl wichtig und richtig, jedoch nicht ausreichend.
Du sollst nicht töten,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht falsch aussagen,
du sollst keinen Raub begehen;
ehre deinen Vater und deine Mutter!
Das sind die Gebote, die das gute Zusammenleben von Menschen ermöglichen sollen. Aber für ein gutes Zusammenleben mit Gott braucht es mehr. Jesus verlangt unmögliches und das weiß er auch. Er verlangt das Ultimum, wohl wissend, dass schon ein Bruchteil davon die meisten Menschen vor echte Probleme stellt. Dass er es weiß zeigt seine Antwort:
„Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.“
Für Gott ist nichts unmöglich. Für Gott ist es möglich, uns alles zu schenken. Unser Sein, unsere Existenz kommen aus dem großen DU. Sind wir Beschenkte, sollen auch wir weitergeben, teilen. Nicht im Festhalten sondern im Loslassen, im uns selbst hergeben liegt unser Gewinn. Auch wenn wir das nur bruchstückhaft können, wenn wir immer wieder an uns und an den Umständen scheitern, im Bewusstsein, dass wir Beschenkte sind sollen wir leben und selbst schenken.
Anna Röder