Sonntagsbrief zum 28. Sonntag im Jahreskreis, 11. Oktober 2015

10. Oktober 2015 von Magnus Lux

Das Unmögliche möglich machen?

Sonntagsbrief zum 28. Sonntag im Jahreskreis

Gerhard Mester aus Gerhard Mester: Mensch, Franziskus (Cartoons). Benno-Verlag 2014, ISBN 978-3-7462-3937-8, 32 S., € 6,95

Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Mk 10,17-27
Einheitsübersetzung

Das ist schon starker Tobak, was uns das heutige Evangelium auftischt. Da befolgt jemand alle Gebote. Aber das langt nicht, wenn er ins Reich Gottes kommen will. Er soll alles verkaufen und das Geld den Armen geben. Ja und dann? Dann ist er selber arm, aber im Reich Gottes. Ist denn das Reich Gottes nur etwas für die Armen? Für die, die nichts haben außer ihrer Hoffnung auf Gott? Kein Wunder, dass der junge Mann traurig weggeht, hat er sich’s doch anders vorgestellt. Kein Wunder, dass die Jünger bestürzt sind. Kein Wunder, dass wir heute erst recht nichts damit anfangen können.

Wir fragen sehr provokativ: Wer ist denn eigentlich „reich“? Das ist doch alles relativ. Natürlich, wenn wir uns mit den Flüchtlingen vergleichen, die heute zu uns kommen und deren ganze Habe in dem besteht, was sie am Leibe haben oder tragen können, dann sind wir in Deutschland alle reich. Wir haben genug zum Anziehen, genug zu essen, ein Dach über dem Kopf. Wer etwas wohlhabender ist, hat ein Auto oder gar zwei und vermutlich auch ein eigenes Haus und kann sich auch sonst einiges leisten. Aber sind wir deshalb „reich“? Fängt nicht das, was „reich“ zu nennen ist, erst bei den Millionären und Milliardären an? Da sind wir dann gleich dabei, zu sagen, dass die es schwer haben, ins Reich Gottes zu kommen, weil sie fest auf ihrem Geldsack sitzen. Und wer weiß schon, wie sie zu solch horrendem Vermögen gekommen sind.

Ja, so sind wir. Wenn es mit einem Wort Jesu schwierig wird, dann sind wir schnell dabei zu sagen: Das gilt nicht für uns, damit sind andere gemeint. Das hat Tradition. Das Wort Jesu „Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich gern grüßen und von den Leuten Rabbi (Meister) nennen“ gilt eben nur für die Schriftgelehrten und Pharisäer damals, doch nicht für uns heute, sagen die Kleriker.

Papst Franziskus sieht das freilich ein wenig anders. Er denkt radikaler, das heißt: er geht an die Wurzel zurück. Kirche muss sich neu gestalten, will sie bestehen. Kirche muss sich wieder am Wort Jesu orientieren und nah beim Menschen sein, wenn sie die Kirche von Jesus, dem Christus sein will. Das Kamel muss durch das Nadelöhr der Reform, so sieht es der Karikaturist Gerhard Mester. Wir müssen unseren Lebensstil ändern, weil es Arme gibt, fordert Franziskus. Und die Probleme der Menschen werden nicht gelöst werden können, wenn wir uns nicht den Armen zuwenden.

Sollen wir das Unmögliche möglich machen? Nein, darum geht es Jesus nicht. Er sieht, dass für Menschen vieles nicht möglich ist – und er gibt uns eine Antwort: Für Gott ist alles möglich. Und damit hält er uns vor Augen, in allem auf Gott zu vertrauen, nicht auf die menschliche Machbarkeit.

Ich wünsche Euch allen einen gesegneten Sonntag
Magnus Lux
Schrotberg

Karikatur mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Mester, weitere Karikaturen finden Sie in dem Büchlein von Gerhard Mester: Mensch, Franziskus (Cartoons), erschienen im Benno-Verlag 2014, ISBN 978-3-7462-3937-8, 32 S., € 6,95

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