Sonntagsbrief zum 27. Sonntag im Jahreskreis, 7.Oktober 2018
5. Oktober 2018 von Johannes Brinkmann
Hartherzigkeit ist nicht im Sinne GOTTES!
Dann sprach Gott, der Herr:
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.
Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht. Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.
Und der Mensch sprach:
Das endlich ist Bein von meinem Bein
und Fleisch von meinem Fleisch.
Frau soll sie heißen, denn vom Mann ist sie genommen.
Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau und sie werden ein Fleisch.
Gen 2,18-24 (Einheitsübersetzung)
Hartherzigkeit ist nicht im Sinne GOTTES!
Im heutigen Evangelium (Mk 10,2-16) wird Jesus von Männern bedrängt mit der Frage, ob es erlaubt sei, dass der Mann die Frau aus der Ehe entlässt. Mose hätte das schließlich auch erlaubt. Damit wollten sie Jesus auf die Probe stellen, ob er die Autorität Mose unterstreicht oder untergräbt. Jesus stellt sich mit seiner Antwort demonstrativ auf die Seite der Frau und stellt fest, dass Moses das nur wegen ihrer Hartherzigkeit erlaubt hätte. Dass Moses menschliche Missstände geregelt hatte, sollten sie doch bitte nicht mit dem Willen GOTTES verwechseln. Und Jesus verweist auf den Anfang der Schöpfung, in dem die Welt, wie GOTT sie erschaffen und gewünscht hatte, noch deutlich präsent war: GOTT schuf den Menschen als Mann und Frau, sie sollen ein Fleisch sein und nicht getrennt. Dieser erste Mann und diese erste Frau stehen für die Menschheit als ganzes, sind "der Mensch", und stehen auch für das Verhältnis von Mann und Frau in GOTTES Geist.
Dieses Verhältnis sollte sich auch im Zusammenwirken von Mann und Frau in der Ehe widerspiegeln. Jesus kritisiert also hier den Mann, der die Macht an sich riss und sich eigenmächtig und hartherzig über die Frau gestellt hatte und folglich nun meint, die Frau entlassen zu dürfen.
In Genesis wird in der deutschen Übersetzung die Frau als „Gehilfin/Hilfe, die ihm (dem Mann) entspricht“ beschrieben.
Was bedeutet das? Für den in der rkK als Heiliger verehrter Augustinus konnte es sich bei dieser Hilfe nur um Fortpflanzung handeln, denn für alles andere, wie Arbeit und Krieg oder auch nur zur Unterhaltung, wäre doch der Mann für den Mann eine viel viel bessere Hilfe gewesen. Zu einem ähnlichen Urteil kam auch der Heilige Augustinus.
Im Hebräischen heißt das benutzte Wort, das wir mit „Hilfe“ übersetzen "ezer kenegdo“. Wörtlich übersetzt, hat es eine verblüffende und viel aussagekräftigere Bedeutung. Im biblischen Hebräisch trägt „ezer" die Bedeutung eines interaktiven Einschreitens für jemanden, insbesondere im militärischen Kontext! Es ist kein Geheimnis, dass gute Ehen diejenigen Verbindungen sind, in denen die Ehepartner aneinander ergänzen und in den Aspekten, die dem anderen fehlen, vollkommen machen. In einer guten Ehe steht die Ehefrau beispielsweise vollkommen hinter ihrem Ehemann, aber sie stimmt ihm nicht in allem zu, was er äußert. Die Ansichten des Ehemanns werden von der Weisheit dieser Agierenden (Gehilfin), die ihm gegenübersteht und ihn zugleich liebt, getestet, auf die Probe gestellt und zuweilen auch gemäßigt.
Deshalb wurde Eva auch aus der „Seite“ des Mannes genommen, um zu zeigen, dass Mann und Frau Seite an Seite durchs Leben gehen sollen. Wäre die Frau zum Herrschen gemacht, wäre sie aus dem Kopf genommen (vgl. Athene, die Zeus aus dem Kopf springt), wäre sie zum Beherrschtwerden gemacht, wäre sie aus den Füßen genommen worden.
Hartherzigkeit ist nicht im Sinne GOTTES!
Ich wünsche einen gesegneten Sonntag
Johannes Brinkmann / Essen
Bildnachweis:
Zacharias Hegewald (1596-1639): Adam und Eva als Liebespaar, um 1530, Elfenbein. Kunstkammer Würth. Fotografiert im Bode-Museum Berlin, 2007 von Andreas Praefcke