Sonntagsbrief zum 26. April 2015, 4. Sonntag der Osterzeit

25. April 2015 von Cristy Orzechowski

Hirten, die den Duft des Evangeliums verbreiten...

4. Sonntag der Osterzeit

„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Bezahlte Angestellte, die nicht Hirtinnen oder Hirten sind, und denen die Schafe nicht gehören, die sehen den Wolf kommen und verlassen die Schafe und fliehen – und der Wolf raubt die Schafe und treibt sie auseinander. Dies geschieht, weil sie bezahlte Angestellte sind und ihnen nichts an den Schafen liegt. Ich bin der gute Hirte und ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, so wie mich Gott wie eine Mutter kennt und ich Gott kenne. Und ich gebe mein Leben für die Schafe. Aber ich habe noch andere Schafe, die nicht von diesem Hof stammen; auch diese muss ich führen und sie werden meine Stimme hören, und sie alle werden eine Herde mit einem Hirten sein. Deshalb liebt mich Gott, weil ich mein Leben gebe, um es wieder zu empfangen. Kein Mensch nimmt es von mir, sondern ich gebe es von mir selbst aus. Ich habe Macht, es zu geben, und ich habe Macht, es wieder zu empfangen. Diesen Auftrag habe ich von Gott, meinem Ursprung, empfangen.“

Joh 10,11-18
Bibel in gerechter Sprache

Vor einigen Monaten erhalte ich Post aus Peru, da heißt es: „nach 32 Jahren ist wieder ein Hirten- Bischof in Cusco eingesetzt worden“. Die Menschen vor Ort freuen sich darüber, nach den kargen Jahren der Liebe, der fehlenden Familiarität zwischen Hirte und den ihm anvertrauten Menschen… Mein Ideal ist nicht unbedingt, ein Schaf zu sein, doch die Tatsache eines gütigen Hirten- Begleiters ist anzustreben. - Zu lange wurde das Bild der Schafe interpretiert als unterwürfige Hufe scharrende Lebewesen und der Hirte als unbehelligter pfeifender Tonangeber.

Auch im Sur-Andino haben wir diese Situationen in den letzten 15 Jahren erlitten, unter Bischöfen, denen der Name und das Amt des HIRTEN nicht auf den Leib geschrieben war. Eher passte die Bezeichnung: Despot - Alleinherrscher oder Ähnliches. Das kennen wir leider allerorten an unseren „Oberhäuptern“.

Diesen o.g. Bischöfen des 20. Jahrhundert waren im peruanischen Anden-Hochland drei Generationen „Kerle—Kumpels—Hermanos-Hirten (Bruder-Bischöfe) vorausgegangen, die ihr Leben gaben für die Schafe. - Das war und ist in Latein-Amerika keine Einmaligkeit, eher „gewöhnliche“ Konsequenz eines Gute-Hirten-Verhalten, (es ist „evangelisch“ s.o).…

Heute möchte ich danken für diese Hirten, die ich kennen lernen durfte, die den Duft des Evangeliums unter uns verbreiteten…

Zu ihnen gehören auch die Hirten unter dem ganz normalen Fußvolk…, die bei den Menschen blieben, um zu begleiten… Es ist sehr passend an dieser Stelle Obispo Oscar Romero zu Gedenken, dessen 35. Todestag, herbeigeführt durch die Gewehrkugeln des El-salvadorianischen Militärs, sich am 24. März jährte mit der endlichen Neuigkeit, dass der Vatikan offiziell sein Martyrium anerkennt!

Ich erinnere auch die Christen, die sich gegenseitig im „multiplen Land der Gewalt „behirten“…Sie geben das gleichwertige Zeugnis eines Guten Hirten, einer Guten Hirtin, die wir alle fürs Leben brauchen..:
z. B..

HIRTENLIED IN DEN ANDEN VON HEUTE
Oh Gott, unser Göttchen,*
Apuyaya,
Hier sind wir.
Zähl uns, zähl uns – ob wir vollständig sind,
Alle die wir hier sein müssen.
Oh Gott, unser Göttchen,
Apuyaya
Ja, so Viele fehlen.
Wir wollten sie hegen, doch fiel der Wolf ein,
in wilder Überzahl, mit gefletschten Zähnen
und Waffen von draußen.
Zähl uns, zähl uns
Alle, die hier sein müssen,
Oh Gott, unser Göttchen,

Apuyaya
Ein Kerzchen für Sebastian.*
Ein Kerzchen für Severino.*
Ein Kerzchen für Augustin.*

Ach, zähl nicht!
Zähl uns nicht mehr!
Alle, die wir hier sein müssten,
Es fehlen so Viele,
sie sind verschwunden....
Oh Gott, unser Göttchen,
Apuyaya
Hilf uns nur, weinen und hoffen.

*Die Verniedlichungsform entspricht dem cariño der Campesinos= Der Zärtlichkeit der Indigenen Bevölkerung vor Ort.
*** Die Namen sind ermordete Autoritäten unseres Dorfes

Die drei Tode
unseres Bruders Bischof Romero

Die Kugel traf Dich,
traf Dein Volk;
fremder Hass
fraß sich
in Dein Leben,
um Dich zu vernichten,
und mit Dir das Volk.

Nicht genug,
dass sie die Nacht
über Dein Leben legten,
bereiteten die
Drahtzieher des Todes
sich ein weiteres
schwarzes Fest
an Deinem Grabe.

Seither
begleitende Kreuze Deines Volkes,
aufgerichtet wie zum
stillen Spalier
Deiner Lebensgabe.

Bischof O. Romero von San Salvador wurde im März 1980 in El Salvador ermordet während einer Messfeier. Bei dem Beerdigungsgottesdienst wurden weitere 41 Menschen von Tötungskommandos erschossen.

Cristy Orzechowski

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