Sonntagsbrief zum 25. Januar 2015

23. Januar 2015 von Georg Mollberg

Das Wort des Herrn erging zum zweiten Mal an Jona:

Mach dich auf den Weg und geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr all das an, was ich dir sagen werde.

Jona machte sich auf den Weg und ging nach Ninive, wie der Herr es ihm befohlen hatte. Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren.

Jona begann, in die Stadt hineinzugehen; er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört! Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an.

Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.

Jona 3,1-5.10
Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift

Ninive bekehrt sich; Gott leidet mit den Menschen und bereut seine Härte!

Jona erhält von Gott den Auftrag, die Riesenstadt Ninive wegen ihrer Schlechtigkeit ein Strafgericht anzudrohen. Er flieht, geht aber nach einem zweiten Anruf Gottes dorthin. Er warnt die Menschen. Erschrocken glauben sie der Drohung. Vom König bis zu den Tieren fasten alle. Bereuend wenden sie sich vom Unrecht ab. Die spontane Umkehr freut Gott. Er bereut, dass er so hart reagieren wollte. Ein wunderbar tröstendes Wort, das Gott, als Vater und Mutter, so menschlich, so begreifbar werden lässt: Ihm taten die Menschen leid! Er leidet mit ihnen!

Der Prophet hingegen ärgert sich über Adonajs Güte und Barmherzigkeit den Sündern gegenüber. Sie hätten es nicht verdient, dass man ihnen gut ist, denkt er.

Wird Gott auch Kirchenfürsten, die ihre Kritiker verbrennen ließen, gnädig behandeln? Oder die Naziverbrecher? Oder heutige IS-Krieger? Der Gedanke passt mir nicht! Doch er fragt mich persönlich: Ist es recht von dir zornig zu sein, weil ich gut bin?

Und wie ist es mit Adonajs Gnade mir selbst gegenüber? Auf vieles kann ich zurückgreifen, was mir einfach geschenkt wurde – nicht nur Materielles, sondern vor allem wunderbare menschliche Beziehungen. Wehe, es droht Verlust! Dann schreien wir: Mein Gott, warum lässt du das zu? Peinlich wäre dann die Frage: Ist es recht von dir, nun auf mich zornig zu sein? Hast du vergessen, wie gut es dir ging? Ich müsste wohl beschämt gestehen, eher dankbar sein zu sollen für die Zeit, die wir hatten, für das Leben in der Familie, für die Chance einen guten Beruf erlernen zu können u.v.m.!

Jona erzählt uns von der unfassbaren Güte und Nachsicht Gottes, aber auch von der Not des Menschseins, diese Liebe zu finden.

Georg Mollberg

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