Sonntagsbrief zum 24. Sonntag im Jahreskreis, 15. September 2024

13. September 2024 von Tobias Grimbacher

Kirchenkaffee

Liebe Schwestern und Brüder, was nützt es zu glauben, aber nicht dem Gesetz entsprechend zu handeln? Der Glaube allein rettet im Gericht sicher nicht. Wenn Brüder oder Schwestern so arm sind, dass sie sich nicht ausreichend kleiden können und nicht genug zu essen haben, und einige von euch beim Abschied zu ihnen sagen: „Geht hin in Frieden! Wir wünschen euch, dass ihr euch ausreichend kleiden und euch satt essen könnt“, sie geben ihnen jedoch nicht das, was sie zum Überleben brauchen, dann nützt das weder den Bedürftigen noch denen, die dieses gesagt haben. So ist es mit dem Glauben: Wenn er nicht mit Taten verbunden ist, dann ist er tot. Es könnten nun einige verharmlosend einwenden: „Die einen haben eben Glauben, und die anderen haben Taten.“ Denen entgegne ich Folgendes: „Zeigt mir doch, dass euer Glaube ohne Taten rettet, und ich werde euch stattdessen zeigen, dass mein Glaube durchaus durch die Taten rettet.“ 

Jak 2,14-18 Bibel in gerechter Sprache

 

Kirchenkaffee

Was ist wichtiger: der Sonntagsgottesdienst, oder der Kirchenkaffee danach? Dass wir in der Messe beten „ich glaube“, oder dass wir nachher zusammensitzen bei einer Tasse Kaffee, die vielleicht preiswerter ist als im nahegelegenen Café, vielleicht sogar offeriert, und auf jeden Fall bezahlbar für diejenigen, die sich den Cafébesuch gar nicht leisten können? Der Jakobusbrief beantwortet diese Fragen nicht direkt, aber er setzt doch die Gewichtung: nur „ich glaube“, das wird nicht reichen.

Ich kenne zum Glück nicht viele Menschen, die nur auf Glauben ganz ohne Handeln setzen. Umgekehrt kenne ich erfreulich viele, die mit Glaube, Kirche, Religion nichts mehr anfangen können, sich aber trotzdem oder erst recht für eine lebenswerte Gesellschaft einsetzen und andere Menschen – im Bekanntenkreis oder auch ganz Fremde – unterstützen. Es braucht keinen Glauben, um die richtigen Taten zu machen. Umsomehr zählen die Taten bei denen, die vorgeblich glauben.

In der Schweiz jährt sich in diesen Tagen die Veröffentlichung der Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch in der Kirche. Die Studie wurde von den sechs schweizer Bistümern, den Ordnen und den staatskirchenrechtlichen Organisationen immerhin gemeinsam in Auftrag gegeben. Die Veröffentlichung war Anlass zu verschiedenen Forderungen und Zusagen. Einige Punkte wurden tatsächlich umgesetzt. Manches ist in Arbeit und braucht länger als gedacht, zum Teil aus nachvollziehbaren Gründen, zum Teil aus weniger verständlichen. Natürlich gibt es auch den Vorwurf der Verschleppungstaktik, der manchmal berechtigt ist, und es passieren weiterhin unverständliche Fehler, in der Aufarbeitung genauso wie in der Prävention. „Zeig mir Deinen Glauben durch die Taten“? Oft nicht einfach. Manchmal fraglich. Dazwischen mit positiven Erlebnissen zur Prävention und oder auch zur Anerkennung von Betroffenen. Es bleibt ein schwieriges Anliegen in einer ohnehin nicht gerade zukunftsfroh stimmenden Gesamtlage der Pfarreien und des Glaubens.

Und der Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst? Der rettet die Kirche auch nicht. Aber er ist immerhin ein Anfang. Eine Möglichkeit für ein warmes Getränk und ein persönliches Wort für jemanden, die oder der es gerade besonders nötig braucht.

Ich wünsche Ihnen Zuversicht, gute Erfahrungen und einen tätigen Glauben, vor allem aber einen gesegneten Sonntag!

Tobias Grimbacher

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