Sonntagsbrief zum 22. Sonntag im Jahreskreis, 30. August 2015

29. August 2015 von Eva-Maria Kiklas

Hören und Tun

Sonntagsbrief zum 22. Sonntag im Jahreskreis

Auf der Flucht

Grundsätzlich kommt ja gerade jedes gute Geschenk und jede vollkommene Gabe von oben herab, von der Quelle des Lichts, bei der es keine Veränderung gibt noch auch nur den Schatten eines Wandels. Aufgrund ihrer eigenen Entscheidung hat sie uns durch ihr Wort der Wahrheit geboren, damit wir wie besondere Geschöpfe leben, die Gott zum Heil bestimmt hat.


Deshalb legt jede Art von Schmutz und überhaupt alle Schlechtigkeit ab. Nehmt stattdessen besonnen das Wort an, das Gott euch eingepflanzt hat und das euch retten kann. Folgt dem Wort, das in euch wirkt, indem ihr es in die Tat umsetzt und euch nicht etwa mit dem Hören begnügt. Sonst betrügt ihr euch selbst.

Die Gottesgläubigkeit, die Gott akzeptiert, ist diese: die Waisen und Witwen in ihrer Not zu besuchen und sich nicht in die Ausbeutungsstrukturen der Welt verwickeln zu lassen.

Jakobus 1, 17-18, 21-22, 27
Bibel in gerechter Sprache

Als ich mir Gedanken um den Text zum Sonntagsbrief machte, stieß ich zufällig auf ein Wort von Marshall Rosenberg , dessen Lebenswerk die gewaltfreie Kommunikation ist.

„Weil ich glaube, dass die Freude am einfühlsamen Geben und Nehmen  unserem natürlichen Wesen  entspricht, beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren mit der Frage … : Was geschieht, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten?“

Ist nicht diese unsere einfühlsame Natur das, was Jakobus die Gabe von oben nennt, die Gabe, die wir unsere innere Stimme, das Gewissen, das Göttliche in uns nennen? Diesem Wort zu folgen bedeutet, es nicht beim Hören darauf zu belassen, sondern es in die Tat umzusetzen. Rosenberg spricht vom Nehmen und Geben.

Wenn wir die Bergpredigt Jesu und seine Abschiedsreden lesen, dann geht es immer nur um das Tun am Nächsten. Sind wir als `gute Christinnen und Christen´ nicht zu sehr nur Hörende, deren Christsein sich mit der `Sonntagspflicht´ erledigt hat, statt aktiv im Sinne Jesu zu werden?  Gibt es nicht genug zu tun, gerade in unserer heutigen Situation der Vereinsamung Einzelner und der Hilfsbedürftigkeit so vieler alter Menschen?

Eine große Herausforderung ist aber im Moment die Flüchtlingsproblematik in Europa. Die Hilfsbereitschaft, die hier von Einzelnen geleistet wird, aber auch die Worte der Bischöfe stehen unseren Kirchen gut zu Gesicht, auch im Sinne von Papst Franziskus.  Dieses Tun für „Witwen und Waisen in ihrer Not“  nennt Jakobus Gottesfürchtigkeit, also Glauben, den Gott akzeptiert.

Eva-Maria Kiklas
Dresden

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