Sonntagsbrief zum 22. März 2015
21. März 2015 von Georg Mollberg
Es muss in mir brennen, was ich in anderen anzünden will. So werden auch ohne Maßgaben von oben die Menschen Gott erkennen.
5. Sonntag der österlichen Bußzeit
Gebt Acht, die Zeit wird kommen, – so Gottes Spruch – da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen. Dieser Bund gleicht nicht dem Bund, den ich mit ihren Eltern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie an ihrer Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen: diesen meinen Bund konnten sie brechen, obwohl ich über sie geboten habe – so Gottes Spruch.
Sondern so wird der Bund aussehen, den ich mit dem Haus Israel nach jener Zeit schließen will: – so Gottes Spruch – Ich werde meine Weisung in ihr Inneres legen, in ihr Herz werde ich sie schreiben. Ich werde ihnen Gott und sie werden mir Volk sein.
Sie werden einander nicht mehr belehren und weder zu den Mitmenschen noch unter den Geschwistern sagen: Lerne Gott kennen! Denn sie alle werden mich kennen, alle von Klein bis Groß – so Gottes Spruch. – Denn ich werde ihre Vergehen verzeihen und an ihre Unrechtstaten nicht mehr denken.
Jeremia 31, 31-34
Bibel in gerechter Sprache
Keiner wird den anderen mehr belehren!
Der alte Bund mit seinen 10 Geboten - den Israeliten am Sinai geschenkt - reicht doch aus, um mit Gott und den Menschen in guter Verbindung zu bleiben. Im Grunde genügt sogar das allem zugrunde liegende Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe. Wozu dann aber ein neuer Bund?
Als Christen denken wir dabei sofort an den Bund, den Gott in Christus mit uns geschlossen hat. Uns ist der Auftrag erteilt, die Botschaft von Tod und Auferstehung weiterzusagen, die sich in dem Satz „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ kristallisiert. Wir sollen den Menschen von der froh machenden Botschaft unseres Gottes erzählen, sie aber nicht darüber belehren, als wären sie arme, unwissende Kinder.
Die Realität in der katholischen Kirche sieht anders aus. Hier legt das Lehramt von oben herab fest, was wir zu tun und zu glauben haben. Da maßen sich ein paar wenige Menschen an, alle anderen über den rechten und wahren Glauben zu belehren. Nicht nur das, sie grenzen sogar alle aus, die von dieser Lehre abweichen oder sie anders auslegen.
Ist dieses Lehramt überflüssig? Der Prophet Jeremia würde das bejahen. Gott selber sei im neuen Bund der einzige Lehrer, meint er, keiner brauche den anderen mehr zu belehren. Das römische Lehramt, als Wächter über Glauben und Moral, wie es nach wie vor verstanden werden will, dürfte demnach keine Berechtigung mehr haben. Denn moralische Appelle, Dogmen, Kirchengesetze, ein noch so geschliffener Katechismus können keinen Glauben entfachen oder bewahren. Es muss in mir brennen, was ich in anderen anzünden will. So werden auch ohne Maßgaben von oben die Menschen Gott erkennen.
Seinem aus Ägypten befreiten Volk versprach Gott am Sinai unbedingte Freundschaft, sie gilt auch uns. So könnten wir den alten und den neuen Bund in eins sehen, denn wie unsere jüdischen Brüder und Schwestern, tragen auch wir das Zeichen des Gottesbundes in unseren Herzen!
Georg Mollberg