Sonntagsbrief zum 21. Sonntag im Jahreskreis, 27. August

25. August 2023 von Cristy Orzechowski

Für wen halten die Menschen den Gottessohn?

 

Ich werde dich aus deinem Amt stoßen und von deiner Stellung herunterreißen.
An jenem Tag wird es sein, da werde ich Eljakim ben-Hilkija in meinen Dienst berufen.
Und ich werde ihm deine Kleidung anziehen, ihn mit deiner Schärpe gürten. 

Deine Herrschaft gebe ich in seine Hand. Er wird wie ein Vater oder eine Mutter sein
für die Einwohnerschaft Jerusalems und das Haus Juda.
Dann werde ich die Schlüsselgewalt des Hauses Davids auf seine Schultern legen,
und er wird öffnen und niemand wird schließen, und er wird schließen und niemand wird öffnen.
Ich werde ihn als Pflock an einem sicheren Ort einschlagen
und er wird ein Thron der Würde für das Haus seiner Herkunft sein.

 

 Jesaja  22, 19-23 Bibel in gerechter Sprache

 

 

Als Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und Jüngerinnen: „Was sagen die Menschen, wer der himmlische Mensch sei?“ Sie antworteten: „Manche sagen: Johannes der Täufer, andere: Elija, noch wieder andere: Jeremia oder noch eine andere prophetische Person.“ Er sagte zu ihnen: „Und für wen haltet ihr mich?“ Simon Petrus sagte: „Du bist der Messias, der Sohn Gottes, der Lebendigen.“ Jesus antwortete ihm: „Selig bist du, Simon Barjona, weil dir das nicht Fleisch und Blut offenbart hat, sondern Gott, für mich Vater und Mutter im Himmel. Und ich sage dir: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen. Die Tore der Totenwelt sollen sie nicht überwältigen. Ich gebe dir die Schlüssel zur Welt Gottes. Was du auf der Erde bindest, soll im Himmel gebunden sein, was du auf der Erde löst, soll im Himmel gelöst sein.“ Da trug er seinen Jüngern und Jüngerinnen auf, dass sie keinem Menschen sagen sollten, er sei der Messias.

 

Matthäus 16, 13-20

 

 

Für wen halten die Menschen den Gottessohn?

 

Von den heute empfohlenen Textstellen, wähle ich das Matthäusevangelium plus die Jesajas-Lesung, wegen ihrer Verbindung zum „Petrus-Fels-Text“. Wahrscheinlich würden viele LeserInnen sich den Disput über die Petrus-Stelle erwarten.Denn dieses Evangeliums haben sicher viele Christen, in der Biografie unseres Glaubenslebens, in seiner uns zugeteilten Deutung, als Ärgernis auf dem Weg zur Geschwisterlichkeit  im Reiche Gottes und in der strukturierten Kirche empfunden.

Kurzum: eine Schriftstelle, mit der man die Kirchengeschichte unter den Papstzeptern aller Couleurs festnagelte...und einfing. bzw. gefangen hielt: mit bodenlosen Glaubensinhalten, unverschämten Einklammerungen des Glaubensgutes und verklebten Bibel-Seiten im sogenannten Wort Gottes.

Gut zu wissen, wie es bei Jesajas deutlich gemacht wird, dass die Macht, die Petrus erhält, sich auf das Haus Davids bezieht. Es gibt deutliche Propheten-Worte, dass andere mit zum Dienst berufen werden können, weil sie sich als Vater und Mutter des Volkes (von Jerusalem ) zeigten. Sie werden  mit  der Schärpe der Macht gegürtet werden, und es wird ihnen die Schlüsselgewalt  (des Hauses David)verliehen werden.

 

Für wen halten die Menschen den Gottessohn? Dieser Frage möchte ich akzentuiert nachgehen und persönlich beantworten.

Beispielsweise kann ich guten Zugang zu einem Kosmischen Christus finden. Gäbe es selbst von hier noch einen Weg und Zugang zu einem KOSMISCHEN CHRISTUS?  In der 2. Vorgesehenen Lesung für heute  kann ich es orten, wenn auch nicht ausdrücklich festmachen:

 

Alles hat seinen Ursprung in Gott, alles existiert durch Gott und auf Gott hin. Ehre sei Gott durch Zeiten und Welten, Amen.

Röm 11, 36

 

Doch dieses erreichte uns nicht in kirchlicher Verkündigung — sondern vielmehr verwaltete Enge, gezügelter Christus.

 

Dazu ein Text :

 

Christus ist größer

als das

Seine Kirche von

IHM

wahrhaben will.

Seine EIN-malige

Überraschung ist die

Aufhebung jedweder

Trennung zwischen:

Himmel und Erde

Beten und Tun

Angst und Mut

Glaube , Leben und Politik

Menschenvater Gott 

und den Menschen.

 

 

Um der Unruhe

vorzubeugen

machte die Kirche

jedoch

davon kein

Aufheben.

 

Die Antwort der Campesinos - der Kleinbauern von Peru -zu dieser Frage ist mir wichtig und in meinem Herzen eingraviert. Die `Theología Indígena´, zu deren Entwicklung und Wiedergeburt ich sehr viel beitragen konnte, ist die Blaupause dieser, von Leonardo Boff artikulierten Idee.

Seit geraumer Zeit haben wir in diesem Sinne Christus und Gott begrüßt-gelobt-gedankt. Nun erst schaut die westliche Welt dahin.  So formuliere ich mit den Indigenen Quechua-Campesinos aus dem Hochland Peru, mit denen ich 30 Jahre gelebt, gearbeitet, gefeiert habe, den Gesang ihrer Herzen: 

 

„–Ay Tatitu.. >qan huj ventanilla hina, Dios alcazananchispaq.“

ach Gott, Du bist Väterchen — carino  = zärtliche Offenbarung Gottes…

 

ein unzählige Male:  „Fenster zu Gott“—-, eine Tür, ein Licht an Orten,  an denen  sonst Verdunkelung herrscht und Verleumdung, wie auch tatenloses Glaubens-Dasein.

Wie oft machen wir uns gleich mit dem Nebel der Unwahrheiten und der Hoffnungs-Askese. Dabei ist uns aufgetragen: der  Anrufung gemäß: „DU LEBENDIGE® “, in eben solcher  Lebendigkeit,  unser Dasein, Erden-und-Welten-Lauf zu gestalten. Und das in immer größerer Ganzheit mit der Schöpfung, „Tatitu..!“.

Deshalb sehen und bemerken wir Dich in den Katzen, den LLamitas, den Schafen ... --Wir nehme Dich wahr  in unseren Felsenden  `Apus´, wo du wohnst; wir erkennen und loben Dich im segnenden Fliessen  unserer `Mayus´, den Flüssen, in denen Du ein tiefes Zuhause für die Geheimnisse unserer Existenz geschaffen hast. Wir hören Deine Weisheit im Gesang des Pampa-Grases u. im hoch-tiefen Gesumme der Alpakas,  wenn sich die abrupte frühe Dämmerung auf unsere Pampas senkt,  gleich nach dem Fortgang der Sonne.

.Wir bekennen winay-winaykama (ohne Unterlass—ewiglich), ja du bist da,  um uns herum.. in uns drin, zwischen uns und neben uns, über uns und unter uns. Tatitu---Diospaq Churin—Sohn Gottes „-Christus in unserem Kosmos-presente.“

In dieser Weise  könnte ich die Endlos-Stimmgabel dieser indigenen Lebensgesänge sein.

 

Ein weitere persönlicher Zugang zur Beantwortung dieser Frage ist für mich der Prophetische Christus, den ich aus meinem unterwegs entstandenen „Sichtfenster“—erkenne. Meine Lehrmeister: die Strasse, die Realität, die Katastrophen, die Kriege und Frieden, — das Festgefahrene und die Er-LÖSung: 

die Schöpfung zwischen Lob-Ehre-Dank und Missachtung, wie auch der Mensch; erdrückt und erhöht.

 

Auch dazu ein Text aus meiner Feder... die kleinen „christusse“:

 

sie sitzen

zu unseren füßen

auf den gehsteigen

mit kleinen zangen,

draehten und leder

und bieten armbänder feil.
sie haben namen,

sie sind kinder,

sie sind arbeiter,

sie sind Christus.
 
Paco
 hält seine Hose

um den dürren
 kinderleib mit

einem strick in benötigter höhe;

einen dickeren 
hält er in den händen,

um damit lasten zu tragen
 
auf Pedros kopf

thronen pfiffig

türme von küchlein,

er pfeift die

strophen an

und fällt selbst ein

mit seiner piepsig

rauhen stimme:
 "Keeekseeeeeee

kauft Kekseeeeeee, leute, 
drei billiger als eins.“ 
 
Bleibt die erfolgsrate niedrig,
eilt Pedro zu seinen Kollegen: 
Tonio, Eitel-Washington, Luis,
um den alltag zu durchlöchern mit etwas
licht, statt brot.--- 

 Krapp (gekürzt)

 

Die fußballspiele mit korken, lumpen und flaschenkronen suchen ihresgleichen... 

währenddessen staubt die Ware langsam ein.

...Ein zweiter versuch des kleinen verkaufsheers beginnt, wenn die nächtlichen bars und restaurants ihre knusprig-würzigen und hungrigmachenden gerüche über die straßen senden. 

Sofort werden sie überschwemmt von kleinen und großen angeboten: postkarten, zigaretten, 
rosen, toilettenpapier,  rasierpinsel, pfannen und shampoos....
 

Damit soll noch die letzte lebenschance ausgeschöpft werden.
Danach beginnt der "run" auf die stammbänke, um den schlafplatz zu sichern...
tiefer im dunkeln steht die etwas ältere garde, schnüffelt an pattex 
und lügt sich so eine letzte hoffnung zu... 
auch angebotene liebesdienste gehören zum repertoire der kleinen Christusse, 
die zu leise weinen, um uns zu erreichen.*
 

*In Peru sind es mehr als 50 000 Kinder, die so arbeiten, um zu überleben. 11 000 von ihnen tragen zu 30% zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei. wie oft sind sie Thema unserer Wirtschafts-konferenzen und Predigten?

 

Um einen solchen Christusweg zu spuren, können uns auch zwei Zitate unserer  Päpste Francisco und Benedikt XIV; Impulse setzen..

 

Papst Franziskus

„Wer bin ich für dich, der du den Glauben angenommen hast, aber immer noch Angst hast, auf mein Wort hin, aufzubrechen? Wer bin ich für dich, der du schon so lange Christ bist, aber, von der Gewohnheit ermattet, deine erste Liebe verloren hast? 

Wer bin ich für dich, wenn du eine schwierige Zeit durchmachst und dich aufrütteln musst, um neu anzufangen? Das ist es, was den Herrn interessiert: im Zentrum unserer Gedanken zu stehen, der Bezugspunkt unserer Zuneigung zu werden; kurz gesagt, 

die Liebe unseres Lebens zu sein. „

 

Worte von Benedikt XVI. 

So spornt die Frage Jesu die Jünger dazu an, hinsichtlich der Beziehung zu ihm eine persönliche Entscheidung zu treffen. Glaube und Nachfolge Christi hängen eng zusammen. „

 

 

Auf dass wir,  dieser uns  gestellten Frage nachgehend, unsre Berufung entdecken.

Allen einen schönen Sonntag.

© Cristy Orzechowski Fotos u. alle Texte aus SEINE KLEINE GEGENWART –

 

Zurück