Sonntagsbrief zum 21. Sonntag im Jahreskreis, 25. August 2019

24. August 2019 von Sigrid Grabmeier

Gott, wo bist Du?

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Ich kenne ihr Tun und ihre Gedanken, ich komme, um alle fremden Völker und alle Sprachen zu versammeln. Sie werden kommen und meinen Glanz sehen. 

Ich werde unter ihnen ein Zeichen setzen: von denen, die entronnen sind, schicke ich zu den Völkern von Tarschisch, Pul und Lud, die den Bogen spannen, Tubal und Jawan, zu den fernen Inseln, die noch nichts von mir gehört haben, die meinen Glanz nicht gesehen haben. Sie sollen unter den fremden Völkern von meinem Glanz erzählen. 

Und sie werden alle eure Geschwister aus allen fremden Völkern herbringen als Weihegabe für GOTT, auf Pferden und in Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Kamelen auf meinen heiligen Berg Jerusalem, spricht GOTT, wie die Kinder Israel die Weihegabe in reinen Gefäßen zum Haus GOTTES bringen. 

Auch von ihnen werde ich welche für die Priesterschaft und für den Tempeldienst nehmen, spricht GOTT.

Jes 66, 18-21 Bibel in gerechter Sprache

 

Gott, wo bist Du?

 Der heutigen Lesung, im letzten Kapitel des Buches Jesaja gehen diese Verse voraus: 

"Denn schau, GOTT wird kommen mit Feuer,
mit seinen Wagen, die wie ein Sturmwind sind,
um den Zorn in Glut zu wandeln und das Drohen in Feuerflammen.
Denn Gott wird mit Feuer richten, mit dem Schwert alle Lebendigen
und es wird viele von GOTT Getötete geben." 

Die Arktis brennt, Wälder in Sibirien verglühen, in Amazonien lodern die Feuer, Brandrodung in vielen Ländern Asiens. Die Welt in Flammen. - Nicht Gott hat die Feuer gelegt, es sind Menschen – als Folge des immer schneller wachsenden CO2 Ausstoßes, der Erderwärmung und zunehmenden Trockenheit oder ganz gezielt, um Gewinne zu maximieren. Die Ökosysteme unserer Erde kollabieren. All das kommt mir in den Sinn, wenn ich diesen uralten Text lese. 

Die Feuer in Amazonien werden bald nicht mehr kontrollierbar sein, schon verdunkeln die Rauchwolken die Sonne. Pflanzen, Tiere und Menschen werden vernichtet und sterben qualvoll. Am stärksten betroffen sind diejenigen, die seit Generationen in inniger Gemeinschaft mit der Natur leben, die sie lieben achten und ehren. Die Profiteure sind weit weg, sie wähnen sich in Sicherheit.

In Vers 17 werden sie genannt: 

„Die sich heilig machen und in den Gärten reinigen
dem einen Beispiel in ihrer Mitte folgend,
die Schweinefleisch essen, Abscheuliches und Mäuse,
sollen zusammen ein Ende finden, Spruch GOTTES." 

Gemeint sind Götzendiener in den Umländern Israels, die das Land mit Krieg überzogen, die Menschen dort verschleppten und knechteten. Auch heute gibt es diese Götzendiener. Und ihre Götzen sind, nicht erst heute, Macht und Geld. Der Dienst an ihnen erwächst aus Hab- und Machtgier, Erbarmungslosigkeit, Lüge, Betrug und Raub, Gewalttätigkeit und Mord. Ihre Unterstützer sind hemmungsloser Konsum, Ignoranz, Bequemlichkeit und der unbedingte Glaube an das Wirtschaftswachstum.

 Die dem Terror Entkommenen, so die Vision der heutigen Lesung, werden zu Friedensboten, sie gehen ausgerechnet zu den Völkern, durch die sie vorher bedroht waren und zu Völkern weit jenseits des Horizonts.

„Und sie werden alle eure Geschwister aus allen fremden Völkern herbringen als Weihegabe für Gott … Auch von ihnen werde ich welche für die Priesterschaft und für den Tempeldienst nehmen, spricht Gott.“ 

Eine Vision, der ich nur schwer Vertrauen schenken kann, so sehr ich das auch möchte. Mangelt es mir an Gottvertrauen? Ich sehne mich nach dieser anderen Welt, die Gott im Blick hat – im Doppelsinn.

 

Das Buch Jesaja endet mit dem folgenden Ausblick:

Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache,
vor mir bestehen, Spruch Gottes,
so werden eure Nachkommen und euer Name bestehen.
Einen Neumond nach dem anderen und einen Sabbat nach dem anderen
werden alle Lebendigen kommen,
um vor mir niederzufallen, spricht Gott.
Und sie werden hinausgehen und die Leichname der Menschen sehen,
die vor mir Unrecht begangen haben,
denn die Maden in ihren Leichen werden nicht sterben
und das Feuer, in dem sie verbrennen, wird nicht verlöschen,
und sie werden ein Abscheu sein für alle Lebendigen.
 

Will ich das?

Gott, wo bist Du?

Sigrid Grabmeier

Bildnachweis: Red canyon fire night

 

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