Sonntagsbrief zum 21. Sonntag im Jahreskreis, 21. August 2016

20. August 2016 von Johannes Brinkmann

Einheit in Vielfalt

Ohne Titel © 2016 Berthold GrabmeierIch kenne ihr Tun und ihre Gedanken, ich komme, um alle fremden Völker und alle Sprachen zu versammeln. Sie werden kommen und meinen Glanz sehen. Ich werde unter ihnen ein Zeichen setzen: von denen, die entronnen sind, schicke ich zu den Völkern von Tarschisch, Pul und Lud, die den Bogen spannen, Tubal und Jawan, zu den fernen Inseln, die noch nichts von mir gehört haben, die meinen Glanz nicht gesehen haben. Sie sollen unter den fremden Völkern von meinem Glanz erzählen. Und sie werden alle eure Geschwister aus allen fremden Völkern herbringen als Weihegabe für Gott, auf Pferden und in Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Kamelen auf meinen heiligen Berg Jerusalem, spricht GOTT, wie die Kinder Israel die Weihegabe in reinen Gefäßen zum Haus GOTTES  bringen. Auch von ihnen werde ich welche für die Priesterschaft und für den Tempeldienst nehmen, spricht GOTT.

Jes 66,18-21
Bibel in gerechter Sprache

GOTT selbst kommt, die Völker aller Sprachen zusammenzuführen! Was für eine wunderbare Verheißung! Hier wird das ZIEL des Glaubens an die eine einzige Gottheit, die Himmel und Erde und jeden Menschen nach Ihrem Bilde schuf, in aller Klarheit vor unsere Augen gestellt: Eine Menschheit im Glauben vereint an einen GOTT; Einheit soll werden!

Eine Einheit in dem Sinne, dass alle einer Meinung sind, kann diese Vision sicher nicht meinen. Diese Einheit muss bunt sein, muss versöhnte Vielfalt sein! Nicht mehr und nicht weniger als die Erfüllung der Schöpfung durch eine neue Schöpfung wird hier angekündigt! WIR MÜSSEN IHR ENTGEGEN GEHEN!

GOTT selbst glaubt an diese Verheißung, obwohl ER/SIE, wie hier geschrieben, die Taten und die Gedanken der Völker aller Sprachen kennt. GOTT will ein Zeichen aufstellen, das alle sehen und erkennen. Doch was soll das für ein Zeichen sein? Was anderes bleibt GOTT, als auf den guten Willen und die Einsicht der Menschen in Freiheit zu bauen? Eine gewaltsame Übernahme, die das Ziel erzwingt, ist ausgeschlossen; sonst würde sich GOTT selbst verraten! Denn GOTT hat ja schließlich den Menschen aus der Sklaverei in die Freiheit geführt!

Doch schauen wir uns die Gedanken von uns Menschen an: grenzenlos scheint die Bereitschaft, untereinander Schranken aufzubauen, und die einen halten sich für irgendwie besser als die anderen. Lieb gewordene Trennungen und Hierarchien werden gepflegt und im Konfliktfall Gewalt schürend unterstrichen. WIR gegen DIE!

Der Prophet Jesaja hat für diese Botschaft schon damals sicher nicht nur Applaus geerntet. Für die einen war und ist sie eine Befreiung, ein Geschenk unverhofft und aus Gnade aus GOTTES Händen gegeben, für die anderen narzisstische Kränkung; nicht Gabe, sondern Gift! Und doch: ein heilsames Gegengift!

Einen gesegneten Sonntag in die ganze Runde wünsche ich!
Johannes Brinkmann

Bildnachweis: Ohne Titel © 2016 Berthold Grabmeier

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