Sonntagsbrief zum 2. Sonntag in der Fastenzeit, 8. März 2020

6. März 2020 von Eva-Maria Kiklas

Steh auf und geh!

Ameen

Da sprach Adonaj zu Abram: „Geh los! Weg aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft, aus deinem Elternhaus in das Land, das ich dich sehen lasse. Ich werde dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen. Werde so selbst ein Segen! Ich will segnen, die dich segnen; wer dich erniedrigt, den verfluche ich. In dir sollen sich segnen lassen alle Völker der Erde.“

Da ging Abram, wie Adonaj ihm gesagt hatte, und Lot ging mit ihm. 

Gen 12,1-4a Bibel in gerechter Sprache

 

Steh auf und geh!

Nachdenkenswert und aktuell an diesem Text aus dem ersten Buch Moses finde ich die Aufforderung Gottes an Abraham, seine Seßhaftigkeit aufzugeben, aufzustehen und ins Ungewisse zu gehen. Er weiß nicht, was ihn erwartet, aber er vertraut der Weisung Gottes und seiner Verheißung und macht sich auf den Weg. Auch im neuen Testament finden wir diese Aufforderung: aufzustehen und sich auf den Weg zu machen, sich nicht mit dem scheinbar Unabänderlichen abzufinden, sondern aktiv zu werden. So sind die Heilungswunder Jesu, ja auch die Totenerweckungen oft mit der Aufforderung verbunden: Steh auf und geh !

Diese Worte sind auch das Thema des diesjährigen Weltgebetstages, den wir vor diesem Sonntag auf der ganzen Welt feiern, und den Frauen aus Simbabwe gestaltet haben. Im Mittelpunkt steht auch hier die Heilungsgeschichte im Johannesevangelium: Der Kranke am Teich Betesda, der geheilt ist nach der Aufforderung Jesu: Steh auf und geh! Jesus reißt die Menschen, die zu ihm kommen, aus ihrer Lethargie, aus ihrer Passivität und ihrer Hoffnungslosigkeit. Wie Gott dem Abraham, so traut Jesus den Heilungsuchenden den Mut und die Kraft zur Veränderung ihrer Lage zu. Daraus erwächst ihr Vertrauen auf Gott, auf Jesus. Auch in den Texten des Weltgebetstages ist immer wieder von Veränderung die Rede: "Wir brauchen Veränderung", die Frauen bitten um " Mut zur Veränderung " und sie gestehen : " Wir haben viele Ausreden, um Veränderungen zu umgehen. Stärke uns in unserer Suche nach Heilung und Versöhnung-". Diese Frauen wissen: Heilung, Veränderungen fordern unser Mittun und unser Vertrauen , wenn wir uns auf den Weg machen . Auch in Kirche (Maria 2.0 ) und Gesellschaft (me Too- Bewegung ) sind Frauen nach jahrhundertlangem Dulden und Stillschweigen aufgestanden und stellen ihre Forderungen nach Teilhabe, Mitverantwortung , Gerechtigkeit und Menschenwürde - vor Kirchen und auf den Straßen . 

Wie anders wäre die Geschichte Gottes mit seinem auserwählten Volk verlaufen, wenn Abraham die Sicherheit des Status quo dem Weg ins Ungewisse vorgezogen hätte. Hätte Gott ihn dann zu einem "großen Volk" machen können und zum Segen für "alle Völker der Erde " ?

Die Kirche in Deutschland hat sich auch auf den Weg, den "Synodalen Weg" , gemacht, um nach den Erschütterungen der letzten Jahre wieder Vertrauen, Versöhnung und Heilung zu finden. Vom Ergebnis dieses Weges wird das Schicksal der Kirche, vielleicht nicht nur für Deutschland, abhängen. Die Kirche ist existenziell gefordert, grundlegende Reformen anzugehen. Da gilt auch das Wort : Steh auf und geh! Auch ins Ungewisse, wie Abraham.

 

Aus China

Ich sagte zu dem Engel , 
der an der Pforte des neuen Weges stand:
Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes 
der Ungewißheit entgegengehen kann. 
 
Aber er antwortete:
Geh` nur in die Dunkelheit,
und leg` deine Hand in die Hände Gottes.
Das ist besser als Licht
und sicherer als ein bekannter Weg.

 

Mit dieser leicht abgewandelten Hoffnung wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag!

Eva- Maria Kiklas

 Bildnachweis. Ameen © Cature Queen

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