Sonntagsbrief zum 2. Sonntag im Jahreskreis, 19.Januar 2025
17. Januar 2025 von Sigrid Grabmeier
Synodalität
Es gibt Unterschiede in den geschenkten Fähigkeiten, doch sie stammen aus derselben göttlichen Geistkraft. Es gibt Unterschiede in den Arbeitsfeldern, doch der Auftrag dazu kommt von ein und derselben Ewigen.
Es gibt Unterschiede in den Fähigkeiten, doch es ist derselbe Gott, der in allen alles in gleicher Weise bewirkt; den Einzelnen offenbart sich die Geistkraft zum Nutzen aller.
Der einen wird durch die Geistkraft die Fähigkeit zum Denken und Reden in Weisheit gegeben,
einem anderen durch denselben Geist die Fähigkeit, Offenbarungen weiterzugeben.
Der nächsten wird Vertrauen gegeben – von derselben Geistkraft –,
einem anderen wiederum die Fähigkeit zu heilen – durch die eine Geistkraft –,
eine andere erhält die Fähigkeit, Wunder zu tun,
der nächste die Gabe zu prophezeien,
oder eine andere die Fähigkeit, kritisch zu prüfen, ob alles tatsächlich durch die Geistkraft bewirkt wird.
Andere bekommen die Fähigkeit, eine besondere Sprache Gott gegenüber zu sprechen,
und wieder andere können sie deuten.
Alles dieses wirkt eine und dieselbe Geistkraft, die sich den Einzelnen mitteilt, so wie sie es will.
Denn wie der Körper eine Einheit ist und doch viele Teile hat, alle Teile des Körpers also die Einheit des Körpers ausmachen, so verhält es sich auch mit Christus. Wir alle sind durch den einen Geist zu einer leiblichen Einheit getauft worden, ob wir jüdische oder griechische Menschen sind, oder ob wir Unfreie oder Freie sind – uns alle hat Gott eine Geistkraft trinken lassen.
1Kor, 12,4-13 Bibel in gerechter Sprache
Synodalität
Das heutige Evangelium die Hochzeit zu Kana, im Johannes-Evangelium (Joh 2,1-11) die erste Wundertat Jesu, ist sicher eine der bekanntesten Geschichte aus dem neue Testament. Sie illustriert auf sehr sinnfällige Weise, dass Jesus den Menschen nicht einfach nur eine Botschaft überbringt sondern ihnen mit dem Wein der Freude die göttliche Zuneigung erschließt. Das wäre ja ein trauriges Fest gewesen, wenn der Wein ausgegangen wäre und nur mehr das zwar lebensnotwendige aber eben auch alltägliche Wasser für die Gäste da gewesen wäre. Der Wein jedoch bringt die Ausgelassenheit, das Festliche, das Besondere zurück. Das Feiern geht weiter, das Göttliche hat in der Festgesellschaft wieder Einzug gehalten.
Paulus erinnert die Gemeinde in Korinth daran, was es heißt, dass das Göttliche in der Gemeinschaft gegenwärtig ist. In den Kapiteln vorher kritisiert er u.a. sexuelles Fehlverhalten, Anbetung heidnischer Götzen und Teilnahe an Opfermählern und unsolidarisches Verhalten bei den Agapefeiern, bei welche nicht mit denen geteilt wird, die eben nichts zum Mahl beitragen können. Und dann kommt er auf den Punkt. Er hat wohl mitbekommen, dass es in der Gemeinde in Korinth knirscht, weil einige meinen, etwas besseres zu sein und mehr zu sagen haben als andere.
Ich finde es erstaunlich, welche unterschiedlichen Gnadengaben Paulus aufzählt, mir persönlich würden auch noch so einige einfallen, wichtig ist aber das eine: sie alle wirken zum gegenseitigen Nutzen zusammen, keiner und keine ist geringer oder wichtiger und keiner und keine hat mehr zu sagen als die anderen. Das ist der Grundgedanke von Synodalität.
Synodalität ist anstrengend, denn es heißt, die Beteiligten müssen sich aufeinander einlassen. Gegenseitiges Zuhören, gegenseitige Achtsamkeit, gegenseitiges Verzeihen. Im nächsten Kapitel weist Paulus seinen Freundinnen und Freunden in Korinth den Weg dorthin:
Und wenn ich alles, was ich kann und habe, für andere aufwende und mein Leben aufs Spiel setze selbst unter der Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu enden, und bin ohne Liebe, hat alles keinen Sinn. Die Liebe hat einen langen Atem und sie ist zuverlässig, sie ist nicht eifersüchtig, sie spielt sich nicht auf, um andere zu beherrschen. Sie handelt nicht respektlos anderen gegenüber und sie ist nicht egoistisch, sie wird nicht jähzornig und nachtragend.
1 Kor 13, 3-5
Bei allen Defiziten, die die Weltsynode geprägt haben mögen, gerade diese Gedanken wurden auch im Abschlussdokument in verschiedenen Abschnitten immer wieder angesprochen und der ganze Vollzug hat sich bemüht Wege zu finden, auf dieser tatsächlich weltweiten Ebene Synodalität zu entwickeln. Ja, der Klerus war überproportional vorhanden, ja es waren zu wenig Frauen dabei, ja es wurde versucht Themen auszuklammern … Und ja, im Abschlussdokument wird immer noch zu viel Wert auf das Bischöfliche Lehramt der Hirten gelegt.
Trotzdem, gerade dieses Dokument erschließt an vielen Stellen und in Bezug auf viele Themen das synodale Weiterarbeiten in den Ortskirchen. Uns mag es in Deutschland oft viel zu langsam gehen. Und vieles, was an synodalen Strukturen in diesem Dokument angeregt wird, ist in Deutschland schon seit Jahrzehnten verwirklicht, so etwas wie ein Zentralkomitee der Katholiken gibt es tatsächlich nur bei uns. Das muss in anderen Teilen der Weltkirche eben erst entwickelt werden. Natürlich dürfen wir trotzdem ungeduldig sein und es war wohl auch der synodale Weg in Deutschland, der dazu geführt hat, dass Rom sich in das Abenteuer Weltsynode gestürzt hat. Dabei kam heraus, was wir als aktive Reformer und Reformerinnen ja schon längst in Erfahrung gebracht hatten, dass die angeblich so europäischen Themen wie Frauenordination oder Erneuerung der Sexuallehre auch in Asien oder Afrika aktuell sind.Ich möchte uns alle ermutigen, den gemeinsamen Weg weiter zugehen, nicht locker zu lassen, auch da wo wir gerade selbst sind. Zum einen, um den Transformationsprozess unserer Kirche voranzubringen und zum anderen, um in der Welt gemeinsam die göttliche Zuneigung und das Wirken der Geistkraft zu vergegenwärtigen
Ich wünschen Ihnen einen von göttliche Freude erfüllten Sonntag.
Sigrid Grabmeier
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