Wir sind Kirche unterstützt die ökumenische Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“ zur Bundestagswahl 2025.
Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm er Petrus, Johannes und Jakobus und stieg auf einen Berg hinauf, um zu beten.Während des Betens veränderte sich die Erscheinung seines Gesichts und sein Gewand leuchtete hell wie ein Blitz. Und siehe, zwei Männer sprachen mit ihm, Mose und Elija.Sie zeigten sich im Glanz und sie besprachen seinen Auszug, den er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und die mit ihm waren, wurden schwer vom Schlaf; als sie erwachten, sahen sie seinen Glanz und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als diese sich von ihm wieder trennten, sagte Petrus zu Jesus: „Meister, es ist schön, hier zu sein. Lass uns drei Zelte machen! Eines dir und eines dem Mose und eines dem Elija.“ Er wusste nicht, was er sagte. Noch während er dieses sagte, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie in diesen Schatten hineinkamen. Eine Stimme ertönte aus dem Gewölk: „Dieser ist mein Sohn, mein Auserwählter, hört auf ihn!“ Als die Stimme ertönte, war Jesus allein. Sie aber schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem etwas von dem, was sie gesehen hatten.
Lk 9, 28-36 Bibel in gerechter Sprache
Berg Tabor
Der Tabor ist ein Gupf in der Landschaft, wie ein Vulkankegel. Ein Hügel – von wegen: „Er führte sie auf einen Berg.“ Da sucht sich Jesus im Tal drei Freunde aus und geht mit ihnen hinauf. Bergwandern war noch nicht üblich damals. Wird oben verklärt, plaudert mit Moses und Elias, sagt beim Heruntergehen: „Sagt niemandem, was ihr gesehen habt, bis….“ Die drei müssen ja außer Rand und Band gewesen sein. Das Ereignis ist ja nun wirklich nicht alltäglich. Sie müssen voller Glück gewesen sein. Wollten die Stelle nicht mehr verlassen. Reden vom Hüttenbauen. So verständlich! Wie sie das wohl geschafft haben, darüber den Mund zu halten? Oder haben sie das gar nicht?
Ich war an der Stelle dieser Verklärung. Gott sei Dank noch viel Natur, viele Bäume, aber auch viel verbaut, wie immer. Vermutlich gut so, so ist dieser Ort wenigstens eindeutig der Erinnerung an Jesus gewidmet. Die Kirche selber beeindruckt mich nicht, ich denke sie mir weg. Ich habe viele Fragen.
Was ist da wohl in dir vorgegangen, Jesus? Wie fühlt sich das an?
Hast du gewusst, was passieren wird?
Suchst dir die drei aus und gehst hinauf.
Weil du schon wusstest, dass du Moses und Elias treffen wirst?
Hast du das „gemacht“ oder ist es dir geschenkt worden?
Weil du den dreien was zeigen wolltest? Sie in ihrem Glauben stärken wolltest? Ihnen was Gutes tun wolltest?
Und warum nur die?
Was hat die Verklärung für dich bedeutet? Moses und Elias reden mit dir über deinen Tod (woher genau weiß das Lukas?). Bist du erschrocken?
War das „normal“ für dich, weil du schließlich den Himmel gewohnt bist? Oder hat es dich in dem Bewusstsein, Gottes Sohn zu sein, bestärkt?
„Wahrer Mensch und wahrer Gott“ – ich kann es einfach nicht fassen.
Ich verstehe jetzt besser, dass sich Menschen auf eine klare, nachvollziehbarere Variante verlegen in ihrem Glauben. Dass manche einfach sagen, Gott ist in Menschengestalt auf die Welt gekommen, nicht als wirklicher Mensch. Oder andere, die behaupten, Jesus war Mensch und ist dann von Gott als „Sohn“ angenommen worden.
Aber ich merke, dass ich das nicht kann. Weder noch. Ich mag mich auch gar nicht auf eine Seite schlagen, es mir leichter machen. Es ist, was es ist. Ich verstehe es nicht, in allen Einzelheiten: einfach NICHT. Ich muss es auch nicht verstehen, um es glauben zu können.
Aber natürlich bleibt mein ganzer Kopf voller Fragen.
Ich freu mich auf den Himmel, wo wir dann endgültig Hütten bauen und bleiben können. Verklärung als Dauerzustand erleben.
Ja, und dann gehen auch wir vom Berg wieder herunter. „Vor uns liegen die Mühen der Ebenen“. Verklärung, Ekstase, überschäumendes Glücksgefühl ist noch kein regulärer Zustand. Die Normalität greift sich wieder ihren Platz.
Martha Heizer
Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.
Lk4, 1-13 Einheitsübersetzung
Der Teufel in Person
Wo ist der Heilige Geist bei Jesus? Innerhalb oder ein Gegenüber? Es steht geschrieben, Jesus sei erfüllt vom Heiligen Geist. Doch dieser Geist führt Jesus auch, und zwar in die Wüste für 40 Tage. Er ist Wesenskern von Jesus und zugleich Führungskraft! ist er also innen und außen zugleich? Nein, die heilige Geistkraft ist innen und Jesus beugt sich ihr zu, gibt ihr Autorität über sein Verhalten. Jesus ist authentisch er selber nur mit dem Heiligen Geist als Mitte seines Wesens.
Jetzt kommt der Teufel ins Spiel. Hier stelle ich dieselbe Frage: ist der Teufel innerhalb von Jesus oder außerhalb? Das griechische Wort im Original ist hier diábolos. Das ist spannend! Der Begriff diábolos kann sowohl Adjektiv als auch ein Nomen sein.
Ein Adjektiv haben wir auch mit ‚Eigenschaftswort' übersetzt gelernt. Als Adjektiv bedeutet diábolos verleumderisch oder fälschlicher Weise beschuldigend oder verdächtigend oder auch jemanden ungerechtfertigter Weise verklagend. Diábolos als Nomen ist offensichtlich die substantivierte Form des Adjektivs. In der Übersetzung ist üblich, diábolos mit Teufel zu übersetzen, wenn es im Text als Singular benutzt wird, wird es dagegen im Plural verwendet, wird es als Adjektiv übersetzt. Seine Eigenschaft macht also den Teufel aus: verleumdend und anklagend ist er! Er ist nicht wie Jesus eine komplexe Persönlichkeit sondern hat eine einzige Eigenschaft, sie allein macht komplett sein Wesen aus.
Dieses Wesen Teufel wird stark, weil Jesus schwach wird. Hunger quält ihn. Die Israeliten hatten wegen ihres Hungers einst gegen Moses, Aaron und Mirjam aufbegehrt, wollten lieber wieder „Sklaven des Pharao“ sein.
So ging es jetzt auch Jesus: er war durch den Hunger aus seiner Mitte verschoben, war anfällig geworden für Verführung. Deshalb noch mal meine Frage: ist der Teufel innerhalb von Jesus oder außerhalb? Ist der Teufel wie Jesus eine eigenständige Person? Ein Absolutes gar, das völlig unabhängig von der menschlichen Perspektive existiert? In allen mir bekannten Jesus-Verfilmungen kommt der Teufel als Person zu Jesus in die Wüste und spricht von Außen zu ihm!
Den Teufel zu personalisieren, ihn nach Außen zu projizieren, hat schon viel Unheil hervorgebracht. Wer wurde nicht in der Menschheitsgeschichte schon zu einem Teufel gemacht: Juden, Zigeuner, Muslime, Migranten, Lesben und Schwule, Transsexuelle und sehr lange Zeit Frauen; Opfer wurden zu Tätern umgedeutet. Das angeblich Böse wurde und wird immer noch allzu gerne auf ein Außen verschoben und zur Ausrottung freigegeben. Ein Sieg der Verführung!
Der Mensch stilisiert sich selbst zum Opfer einer außerhalb von ihm existierenden absoluten Macht, ist als sein Spielball ihm ausgeliefert und deshalb selber unschuldig! Ein Sieg der Verleumdung!
Innen sollen unsere Schlachten gegen das Böse stattfinden, nur dann hat der Kampf Aussicht auf Erfolg!
Ich wünsche eine gelingende Fastenzeit!
Johannes Brinkmann / Essen
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Gespräche am Jakobsbrunnen
11. März 2025
Prof'in Dr. Dr. h.c. Dorotha Sattler,
Direktorin des Ökumenischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, neuestes Buch: Frauen im Amt. Ein Weg zu einer Erneuerung der Kirche (Herder 2024)
Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück;
so entdeckt man den Unrat eines Menschen in seinem Denken.
Der Brennofen prüft Töpferware
und die Erprobung des Menschen geschieht
in der Auseinandersetzung mit ihm.
Den guten Boden eines Baumes bringt seine Frucht zum Vorschein;
so das Wort die Gedanken des Herzens.
Lobe keinen Menschen,
ehe du nachgedacht hast;
denn das ist die Prüfung für jeden!
Jesus Sirach, Sir 27, 4–7 Einheitsübersetzung[nbsp
Splitter und Balken
Faschingsbrief zum 2. März 2025
Am Faschingssonntag ist es Brauch
und deshalb wollen wir es auch:
Ich halte heute keine Predigt,
die Sache ist für mich erledigt.
Und deshalb hört ihr heute hier
`ne Büttenpredigt ohne Bier.
Auch heuer sehn wir uns nicht um,
es geht ums Evangelium.
Und Lukas ist der fromme Dichter,
ich hoffe, Euch geh‘n auf die Lichter.
Das wünsch‘ und hoffe ich gar sehr-
doch fürcht‘ ich, manchem fällt es schwer.
Dem anderen ins Auge sehen
und dann das Gleichnis bald verstehen.
Wer hat den Balken; wer den Splitter?
Die Antwort, die ist für uns bitter.
Du kannst beim Nächsten lange suchen:
Du hast den Balken – Pustekuchen!
Nee, Lukas, das kann gar nicht sein,
ich steig bei Jesus Sirach ein.
In seinem Text da les‘ ich glatt,
dass jeder viele Fehler hat;
der And‘re aber immer mehr.
Das find‘ ich gut, gefällt mir sehr!
Da bin ich gerne die Instanz,
die urteilt über jeden ganz.
Und kann ich was von ihm erwarten,
dann hat er sicher gute Karten.
Wie gerne mag ich Richter sein
und schätze alle richtig ein!
Es ist ja auch nicht wirklich schwer,
die Dummheit scheint’s, wird immer mehr.
Ins höchste Amt wird der gewählt,
den sie am allermeisten quält.
Und noch ne Eigenschaft wär fein:
Er muss sehr egoistisch sein!
Das ist fast eine sich‘re Bank:
Lass deine Bildung ja im Schrank!
Am besten, wenn du keine hast,
dann bist du schnell der liebste Gast
im Radio und auch im TV
und zeigst: Es geht auch ohne sie.
Gut ist auch für die Karriere,
wenn da noch ein Vergehen wäre,
das unlängst unser Held begangen,
bevor er wieder angefangen.
Ein Spitzbube, den jeder kennt,
der wird ganz schnell mal Präsident.
Doch halt! Ich such‘ schon wieder Splitter
statt meiner Balken, das ist bitter.
Wie halte ichs mit dieser Welt?
Zuerst komm‘ ich mit meinem Geld.
Dann der, der handelt so wie ich.
Wer anders ist, der trolle sich.
Schick die Migranten schnell nach Haus‘,
beut‘ weiter stramm die Erde aus,
auch wenn wir sie ins Wasser treiben,
wenn wir nur selber trocken bleiben.
Erst kürzlich hab ich den gewählt,
der mich nicht mit Verzichten quält.
Solange ich das Urteil fälle,
sitz‘ ich natürlich an der Quelle,
wo jeden ich bewerten kann.
Was mich betrifft- geht keinen an!
So finde ich als edler Ritter
in Deinem Auge jeden Splitter-
und wäre er auch noch so klein.
Da kannst Du wirklich sicher sein?!
„Nein“, sagt da Jesus, „oh Ihr Blinden,
wie wollt Ihr denn den Splitter finden
bei dem, den Ihr den Bruder nennt,
wenn Euch der Balken von ihm trennt-
in Euerm Auge. Ach Du Tropf!
Damit stößt Du ihn vor den Kopf
und kommst gar nicht so dicht heran,
dass man den Splitter finden kann
in seinem Auge. Geh jetzt heim,
wir gehen Dir nicht auf den Leim!“
Da steh’n wir nun mit unsern Balken
Und hoffen, dass wir nicht verkalken,
bevor wir sie herausgezogen
und ihren Inhalt abgewogen:
Den Egoismus und den Frust,
dass irgendwas Du teilen musst.
Die Feigheit und Bequemlichkeit,
wenn jemand Hassparolen schreit;
was sind die Balken lang und dick!
Wir grollen unserm Missgeschick-
Wir sind doch meist recht gute Christen?!
Du kannst nicht Jesus überlisten!
Zieh tapfer Deinen Balken raus,
dann siehst Du gleich viel besser aus.
Und nachher, in der Fastenzeit,
da gibt es die Gelegenheit
aus Balken mal ein Haus zu baun
und abzureißen manchen Zaun,
der uns von unserm Nächsten trennt,
der uns bisher nur flüchtig kennt,
weil wir uns meistens abgeschottet
und unsre Habe eingemottet,
statt denen etwas abzugeben,
die nur mit unsrer Hilfe leben.
Denn wer das erst einmal versucht,
der ist der „Baum mit guter Frucht“.
Der kann sich freuen an den Gaben,
die wir von Gott empfangen haben;
und an der Schönheit der Natur,
die uns umfängt in Wald und Flur;
hat Zeit, mit anderen zu lachen,
was unvernünftiges zu machen;
zu feiern in der Faschingszeit.
Gott hält all das für uns bereit,
was wir für morgen nötig haben
für unser Wohl und für die Gaben,
die wir mit Freude weiter geben.
Und wenn wir Hass und Wut erleben,
wir finden uns nicht damit ab
und halten gegen, nicht zu knapp
in unserem und Gottes Namen!
Das wollt‘ ich heute sagen.
Amen
Dr, Reinhard Olma
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Dienstag, 4. März 2025, 19:00
Andacht mit Austausch
Gespräche am Jakobsbrunnen
11. März 2025
Prof'in Dr. Dr. h.c. Dorotha Sattler,
Direktorin des Ökumenischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, neuestes Buch: Frauen im Amt. Ein Weg zu einer Erneuerung der Kirche (Herder 2024)
8. März 2025 14:00 -18:00
52. Wir sind Kirche-Bundesversammlung online
"Wie Frauen die Kirche ändern..."
mit Birgit Mock, Vizepräsidentin des ZdK und Mitglied des Synodalen Ausschusses, Co-Leitung der Kommission zur Evaluation der Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs
Zu euch, die ihr zuhört, sage ich:
Liebet, die euch feindlich gegenüberstehen, und tut Gutes denen, die euch hassen. Heißt die willkommen, die euch fluchen, und betet für die, die euch schlecht behandeln.
Wenn dich jemand auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere Wange hin, und wenn jemand dein Obergewand wegnimmt, kämpfe nicht für das Untergewand. Gib allen, die dich bitten, und fordere von denen, die von dir nehmen, nichts zurück. Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so sollt auch ihr ihnen tun. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben – welchen Dank erhaltet ihr dann? Denn auch diejenigen, die Unrecht tun, lieben die, die sie lieben. Wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes getan haben, welchen Dank erwerbt ihr euch? Diejenigen, die Unrecht tun, verhalten sich auch so. Und wenn ihr denen ausleiht, von denen ihr hofft, zu erhalten, welchen Dank erhaltet ihr? Auch diejenigen, die in Unrecht verstrickt sind, leihen ihresgleichen, damit sie gleichermaßen auch erhalten.
Jedoch: Liebet eure Feinde und Feindinnen, tut Gutes und leiht aus, ohne etwas zu erhoffen! Dann wird eure Vergütung groß sein, und ihr werdet Söhne und Töchter des Höchsten, denn auch Gott wendet sich gütig den Ungütigen und Bösen zu. Habt Mitleid, wie auch Gott mit euch leidet. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet. Sprecht frei und ihr werdet freigesprochen! Gebt und Gott wird euch geben. Was dann in euren Schoß fallen wird, ist wie ein gutes Maß Getreide, voll gedrückt, gerüttelt, überfließend! Denn mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird Gott euch im Gegenzug abmessen.
Lk 6,27-38 Bibel in gerechter Sprache
Mit dem Maß, mit dem ihr messt…
Oje, was wird uns da zugemutet! „Liebt, die euch feindlich gegenüberstehen, und tut Gutes denen, die euch hassen.“ Na so weit kommt‘s grade noch! Wir haben doch nun wirklich genug damit zu tun, den Menschen Gutes zu tun, denen wir nahestehen.
Und weiter: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet. Sprecht frei und ihr werdet freigesprochen!“ Ja geht’s noch? Wir brauchen doch Gerichte, Verbrecher müssen doch bestraft werden! Wie soll denn menschliches Zusammenleben sonst gelingen?
Der tröstliche Spruch „Gebt und Gott wird euch geben“ klingt ja recht nett, aber das ist doch eine bloße Vertröstung, zu schön, um wahr zu sein! Es gibt genug Beispiele, wo der Gebende der Gelackmeierte ist und in die Röhre guckt. Es gibt genug Beispiele, wo der Freigesprochene sich eins ins Fäustchen lacht. Es gibt genug Beispiele, wo der mir feindlich Gesinnte erst recht zuschlägt, wenn ich ihm entgegenkomme.
Also lassen wir’s doch, das ganze christliche Gesums. Mit dieser Moral ist kein Staat zu machen!
So, damit wären wir in der Realität angelangt. Wer gegen mich ist, den werde ich niederzumachen versuchen, nur das hält ihn in Schranken. Wer mich schlägt, den haue ich kräftig zurück, nur dann hört er doch auf. Soll ich mich denn weiter verdreschen lassen? Und wenn mir jemand was wegnimmt, das geht gar nicht, dagegen werde ich mich mit allen Mitteln zur Wehr setzen. Und ja, ich habe genug mit mir und meiner Familie zu tun, als dass ich noch anderen was geben könnte; sollen sie doch selber schauen, wie sie zurechtkommen. Und natürlich muss der verurteilt werden, der mir Unrecht getan hat, das ist sozusagen mein gutes Recht; freisprechen? lächerlich!
Jetzt müssen wir uns freilich fragen: „Ist denn mit dieser Einstellung Staat zu machen?“ Dann sind wir doch beim Recht des Stärkeren, schließlich gar beim Unrecht der Autokraten und Diktatoren, die sich selber in den Vordergrund stellen, nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind und letztlich niedermachen, wer gegen sie ist. Es gibt auch hier genug Beispiele nicht nur aus der Vergangenheit, sondern leider auch aus unserer Gegenwart.
Und da fällt mein Blick auf den letzten Satz des heutigen Evangeliums: „Mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird Gott euch im Gegenzug abmessen.“ Oder, wie es in der Einheitsübersetzung heißt: „Nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.“ Wir müssen gar nicht Gott bemühen, um zu verstehen, was Sache ist.
Worum geht es also? „Liebt, die euch feindlich gegenüberstehen.“ Ich muss einen Menschen, der mir feind ist, nicht überschwänglich umarmen, aber ich muss ihm die Stelle zugestehen, die ihm als Mensch zusteht, auch wenn er ganz andere Vorstellungen hat als ich – das ist Liebe. Tu ich das nicht, dann bin ich nicht besser als er. Vergeltung oder gar Rache schmälern auch die eigene Lebensqualität. Wie soll das Leben ohne Vergebung und Versöhnung weitergehen? „Gib allen, die dich bitten, und fordere von denen, die von dir nehmen, nichts zurück.“ Den Menschen in der dritten Welt, die wir aus der ersten Welt jahrhundertelang ausgebeutet und darauf unseren Wohlstand gegründet haben, zu geben, was sie heute brauchen, ist eine selbstverständliche Wiedergutmachung – und kostet uns weniger, als wenn sie zu uns kommen und hier ein gesichertes Leben einfordern; ohne Schuldenerlass werden viele Länder aber auf keinen grünen Zweig kommen. „Verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet.“ Wir sind schnell dabei, andere zu verurteilen, die sich nicht an unsere Regeln halten, aber wir fordern für uns, dass wir uns frei entfalten können und dass das jede*r akzeptiert; schließlich haben wir ja recht.
Lassen wir uns doch einmal darauf ein, darüber nachzudenken, mit welchem Maß wir messen – und was und blüht, wenn wir an diesem Maß gemessen werden… Ja, was uns der Mann aus Nazaret zumutet, ist eine Utopie, also etwas, was nirgends verwirklicht wird. Wir alle sehnen uns aber danach, dass diese Utopie wenigstens ein Stückweit Wirklichkeit wird; denn dann könnte Leben besser gelingen. Es ist ein Traum, den wir träumen, es ist eine Hoffnung, die uns im Innersten hält. Träumen wir doch gemeinsam!
„Wenn eine*r alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit“ (Dom Hélder Câmara, Bischof aus Brasilien).
Magnus Lux
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Ulrich Lüke, Priester, Lehrer, Biologe und emeritierter Theologie-Professor, Münster:
"In Gottes Hand.Glaube in Krankheit und Leid - Erfahrungen eines Krankenhauspfarrers"
8. März 2025 14:00 -18:00
52. Wir sind Kirche-Bundesversammlung online
"Wie Frauen die Kirche ändern..."
mit Birgit Mock, Vizepräsidentin des ZdK und Mitglied des Synodalen Ausschusses, Co-Leitung der Kommission zur Evaluation der Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs
Anlässlich des besonderen Festes "Kathedra Petri" ein Sonntagsbrief außer der Reihe
Die Ältesten unter euch möchte ich nun um etwas bitten. Ich selbst bin auch Ältester, bin Zeuge des Leidensweges Christi geworden und ich habe teil an dem Glanz Gottes, der offenbar wird. Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, ohne eure Obhut aus Pflichterfüllung auszuüben, sondern freiwillig, weil es Gott gefällt. Ihr sollt diese Aufgabe auch nicht übernehmen, weil ihr euch einen Gewinn versprecht, sondern aus innerem Antrieb heraus. Ihr sollt nicht Aufsicht führen wie die, die über ihr Eigentum gebieten, sondern ihr sollt eure Aufgabe so ausführen, dass ihr Vorbilder werdet für die Herde. Und wenn der erste Hirte von allen für alle sichtbar geworden ist, werdet ihr den glänzenden Siegeskranz erlangen, der nie verwelkt.
1 Petr 5, 1-4 Bibel in gerechter Sprache
Als Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und Jüngerinnen: „Was sagen die Menschen, wer der himmlische Mensch sei?“ Sie antworteten: „Manche sagen: Johannes der Täufer, andere: Elija, noch wieder andere: Jeremia oder noch eine andere prophetische Person.“ Er sagte zu ihnen: „Und für wen haltet ihr mich?“ Simon Petrus sagte: „Du bist der Messias, der Sohn Gottes, der Lebendigen.“ Jesus antwortete ihm: „Selig bist du, Simon Barjona, weil dir das nicht Fleisch und Blut offenbart hat, sondern Gott, für mich Vater und Mutter im Himmel. Und ich sage dir: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen. Die Tore der Totenwelt sollen sie nicht überwältigen. Ich gebe dir die Schlüssel zur Welt Gottes. Was du auf der Erde bindest, soll im Himmel gebunden sein, was du auf der Erde löst, soll im Himmel gelöst sein.“
Mt 16, 13-19 Bibel in gerechter Sprache
Kathedra Petri
Das Fest Kathedra Petri – Petri Stuhlfeier. Wie bitte? Ja, richtig gehört! Der „Heilige Stuhl“ ist ein völkerrechtliches Subjekt der besonderen Art: keine Staatsmacht, kein Staatsgebiet, kein Staatsvolk, sondern die Verkörperung der obersten Leitungsorgane der katholischen Kirche mit ihrem Zentrum, dem Papst. Und der Papst ist ja der Nachfolger des Petrus, des ersten Papstes, des „Apostelfürsten Petrus“ – über diesen Titel hätte sich der kleine Fischer aus Betsaida wohl sehr gewundert. Wehe, es denkt bei der Festlichkeit jemand an „heiligen Stuhlgang“! So freilich hat es ein früherer Pfarrer in unserer Gemeinde immer genannt. Und wer der Kathedra Petri bewundernd und andächtig begegnen möchte, kann das im Petersdom tun. Dort sitzt Petrus als Bronzefigur auf einem Marmorthron über einem Marmorsockel, wohl um den Machtanspruch der Päpste sehr augenscheinlich darzustellen. Aber bitte den linken Fuß streicheln, der rechte ist im Laufe der Jahrhunderte bis zur Unkenntlichkeit verstreichelt worden.
Heiliger Bimbam, Patron der Glocken! Wer kennt sie nicht, diese „feierliche Anrufung“, wenn es wieder einmal darum geht, sich über die Inflation des Heiligen in der Kirche lustig zu machen. Ist in Rom doch alles „heilig“, angefangen vom „Heiligen Vater“ – verstörend, denn im NT steht: „Niemand von euch soll sich Vater nennen, denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel“ (Mt 23,9). Macht nichts, so genau nehmen wir’s nicht. Es heißt ja im Hochgebet schließlich auch: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken…“ Ach so, damit ist Gott gemeint – ursprünglich jedenfalls. Interessant ist, dass beim Schreiben des Begriffs „heiliger Vater“ in diesem Zusammenhang das Wort „heilig“ doppelt blau unterstrichen ist; es wird also korrekterweise erwartet: „Herr, Heiliger Vater…“ Und der „Heilige Vater“ hat wieder einmal die „Heilige Pforte“ für ein „Heiliges Jahr“ geöffnet. Und Rom war „not amused“, dass in einigen Diözesen auch eine „Heilige Pforte“ geöffnet wurde, das steht offenbar nur dem Heiligen Vatikan zu. Und der nennt den Beichtstuhl „Heilige Pforte für die Seele“. Na wenn das nichts ist! Da fällt mir der alte Buchtitel ein: Vorwärts, Kameraden, wir müssen zurück!“
Und da bin ich beim Thema: Wir müssen zurück! – aber nicht bis 1870 zur Verkündung (nicht zu verwechseln mit dem Wort Verkündigung!) der Unfehlbarkeit, wo sich ein Mensch anmaßt, in Glaubens- und Sittenfragen unfehlbar zu sein – entgegen der Lehre vom sensus fidei fidelium, dem Glaubenssinn der Glaubenden, wie sie schon Paulus vertritt: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt“ ( 1Kor 12,7). Wir müssen zurück – aber nicht bis 1870 zur Verkündung des Primats: Der Papst besitzt die volle, höchste, unmittelbare und universelle Gerichtsbarkeitsgewalt zur Leitung der Kirche. Und so werden die Diözesen weltweit gern „Teilkirchen“ genannt. „Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, der Fall ist entschieden.“ Basta, Widerspruch zwecklos! Die Bischöfe werden damit als austauschbare Abteilungsleiter des Papstes gesehen – und so behandelt. Da denke ich an ein Wort von Shakespeare: „Cäsar wär kein Wolf, wenn ernicht säh, die Römer sind nur Schafe.“
Doch die Weltkirche setzt sich aus den verschiedenen „Ortskirchen“ mit ihrem jeweiligen Bischof zusammen, dessen Leiter der Bischof von Rom ist. Jaja, römische Weltkirche, aber erst, seit die lateinische Kirche sich als die einzig wahre bezeichnet und der Papst somit der verbleibende Patriarch des Westens ist. Die Alte Kirche kannte seit dem Konzil von Chalcedon 451 eine Rangfolge der fünf wichtigsten Patriarchate: Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem. Es ist doch immer gut, die Geschichte der Kirche nicht aus dem Auge zu verlieren. Darauf weist eine Anekdote hin: Ein katholischer Theologe und ein Rabbi unterhalten sich. Fragt der Rabbi: Was macht ihr Katholiken eigentlich mit jemandem, der anderer Meinung ist? Strikte Antwort: Anathema sit! (der sei ausgeschlossen, wörtlich: verflucht). Fragt der Katholik: Und was macht ihr? Der Rabbi darauf verschmitzt: Oh, wir heben die andere Meinung auf; vielleicht brauchen wir sie ja später noch einmal.
Stimmt! Vielleicht brauchen wir sie noch. Wie heißt es im 1. Petrusbrief: „Hütet die Herde Gottes ... Ihr sollt nicht Aufsicht führen wie die, die über ihr Eigentum gebieten, sondern ihr sollt eure Aufgabe so ausführen, dass ihr Vorbilder werdet für die Herde.“ „Hierarchie = heilige Herrschaft“ – wie verträgt sich diese Bezeichnung mit dem Begriff „ministerium = Dienst?“ Ist der von Franziskus verwendete Begriff „synodale Kirche“ nicht eher zutreffend: eine Kirche, die Gemeinde des Herrn, die sich gemeinsam auf den Weg macht? Ein Vergleich der Einheitsübersetzung mit der Bibel in gerechter Sprache gibt uns einen weiteren Hinweis. Dort heißt es: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Und hier: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ „Ecclesía kyriaké“ ist die „Gemeinde des Herrn“; aber als „Kirche“ wurden jahrhundertelang die Kleriker verstanden (obwohl im NT alle Getauften Kleriker, d.h. von Gott Erwählte sind), zu den „Laien = Mitglieder des Volkes Gottes“ rechneten sie sich nicht; die Laien waren plebs sancta, der heilige Pöbel. Es war schon ein Fortschritt, als von „lehrender“ und „hörender“ Kirche die Rede war.
Nun, welche Bedeutung hat nach jahrhundertelangem Streit in der Kirche die Rede von Petrus als dem Felsen, als dem ersten Papst für uns heute? Auch da tun wir gut daran, uns nicht auf die Machtansprüche, ja Weltmachtansprüche vieler Päpste durch alle Jahrhunderte zu beschränken, sondern zurückzugehen bis in die urchristliche Zeit. Schon die Rede von Petrus als dem ersten Papst ist anachronistisch, weil heutiges Verständnis in die damalige Situation übertragen wird. Den Titel „Papst“ trägt seit alters der Leiter der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten, für den Bischof von Rom ist er von Gregor VII. 1075 festgelegt worden. Päpste und Gegenpäpste lagen immer wieder im Wettstreit; 1414 setzte das Konzil von Konstanz drei Päpste ab und wählte Martin V. Mit Benedikt XVI. trat nach vielen Jahrhunderten wieder einmal ein Papst freiwillig zurück; er entzauberte den Mythos, den Johannes Paul II. bis zu seinem Tod aufrechterhalten hat: auch Jesus sei nicht von seinem Kreuz herabgestiegen.
Die Antwort auf die Frage: Brauchen wir heute überhaupt noch einen Papst? ist eindeutig: Ja! Auf Petrus, den Felsen, baut Jesus, den wir als den Christus bekennen, seine Kirche auf: seine Kirche, seine Gemeinde. Und so ist der Petrusdienst immer ein Dienst an den Menschen; denn „der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mk 10,45). Petrus, der Petrusdienst „bindet“ uns an die Notwendigkeit der Umkehr und Buße und „löst“ uns von Schuld. Der Papst ist der Diener, ja der Garant der Einheit aller Christen und Christinnen. Wie kann er vom „Stolperstein“ zum „Eckstein der Ökumene“ werden? Bei katholisch.de können wir am 2.1.2025 lesen: Das vatikanische Dokument „Der Bischof von Rom“ wirbt für ein neues Verständnis und eine andere Ausübung des Papstamtes, mit der der Papst künftig von anderen christlichen Kirchen als Ehrenoberhaupt akzeptiert werden könnte. Es hebt drei Prinzipien für den weiteren ökumenischen Dialog hervor: Erstens den „Primat der Ehre, ähnlich wie im ersten Jahrtausend“. Ein weiteres Prinzip: „Synodale Entscheidungsprozesse“ als Gegengewicht zur zentralisierten Autorität. Und ein drittes: die „Subsidiarität“: Entscheidungen sollten so weit wie möglich auf lokaler Ebene getroffen werden, wobei der Primat nur eine vermittelnde und unterstützende Rolle spielt.
Der Petrusdienst könnte ein neues Gesicht bekommen, ja, er muss es bekommen, wenn Kirche im 3. Jahrtausend eine Zukunft haben soll. Nicht „Ein Haus voll Glorie schauet“ kann das Leitmotiv sein, sondern vielmehr: „Geh mit uns auf unserm Weg“.
Magnus Lux
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Ulrich Lüke, Priester, Lehrer, Biologe und emeritierter Theologie-Professor, Münster:
"In Gottes Hand.Glaube in Krankheit und Leid - Erfahrungen eines Krankenhauspfarrers"
8. März 2025 14:00 -18:00
52. Wir sind Kirche-Bundesversammlung online
"Wie Frauen die Kirche ändern..."
mit Birgit Mock, Vizepräsidentin des ZdK und Mitglied des Synodalen Ausschusses, Co-Leitung der Kommission zur Evaluation der Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs
Als er mit ihnen hinuntergestiegen war, stellte er sich auf einen ebenen Platz. Da war eine große Schar seiner Jüngerinnen und Jünger und viel Volk aus ganz Judäa und Jerusalem, sowie aus dem Küstenstreifen von Tyrus und Sidon. Die waren gekommen, um ihn zu hören und um geheilt zu werden von ihren Krankheiten. Die von unreinen Geistern Gequälten wurden geheilt, und die ganze Menge wollte ihn berühren, denn Kraft strömte aus ihm und heilte alle. Er richtete seinen Blick auf seine Jüngerinnen und Jünger und sprach:
„Glücklich seid ihr Armen, denn die Herrschaft Gottes ist auf eurer Seite!
Glücklich seid ihr Hungrigen, denn ihr werdet satt werden!
Glücklich seid ihr Weinenden, denn ihr werdet lachen!
Glücklich seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und euch ausgrenzen, euch beschimpfen und meinetwegen eure Namen aus der Gemeinschaft streichen.
Freut euch an jenem Tag und jubelt, seht: Euer Lohn wird groß sein im Himmel, denn so haben eure Vorfahren stets an den Propheten und Prophetinnen gehandelt!
Jedoch: Euch Reichen wird es schlecht ergehen, ihr verliert euren Trost!
Ihr, die ihr euch jetzt voll gestopft habt: Euch wird es schlecht ergehen, ihr werdet noch hungern.
Ihr, die ihr jetzt lacht: Euch wird es schlecht gehen, ihr werdet noch trauern und klagen!
Euch wird es schlecht ergehen, wenn alle Menschen gut von euch reden, denn so haben eure Vorfahren stets von den Lügenpropheten gesprochen."
Lk7, 17-26 Bibel in gerechter Sprache
Solidarität nach unten provoziert die Hartherzigen
Ich bewundere, was diese Frau wagt. Die erste Bischöfin der Kirche von Washington, Mariann Budde, Tochter schwedischer Eltern, geboren in Indiana, herausgekämpft aus schwierigen Verhältnissen, liest dem allmächtigsten Mann sanft, klar und überzeugt die Leviten. Der glaubt, von Gott gerettet und gesandt zu sein, um sein Land großartig zu machen. Sie hält eine moderne „Feld-Predigt“. Zuerst gelte, Einheit beruht auf Würde, Ehrlichkeit, Bescheidenheit. Sie bittet den grimmig schauenden Präsidenten um Erbarmen mit immigrierten Armen, die ernten, reinigen, putzen, tellerwaschen, pflegen, Steuern zahlen und überwiegend gute Nachbarn seien. Sie bittet um Gnade und fällt - in Ungnade. Wie 2020, als sie sich empörte, dass der nach dem Tod von George Floyd durch einen Polizisten mit der Bibel posierte, während er erwog, Black-Lives-Matter-Protest mit Tränengas zu bekämpfen. Konflikte haben Offenbarungscharakter. Immer wenn Prophetische auf Falschmünzer stoßen, wird im Zusammenprall der Gegensatz von Wahrheit und Lüge offenbar. Nur braucht es dazu Menschen, die keine Konflikte scheuen. Sie solle sich entschuldigen für ihren „bösen Ton“, sagt ausgerechnet der Trampel Trump.
In seiner „Feld-Rede“ tritt Jesus eindeutig auf die Seite der Schwächeren. Als Zeichen seiner Volksnähe steigt er vom Berg herab, redet auf Augenhöhe mit Menschen aus Judäa, Jerusalem, von der Küste. Die große Schar seiner Jünger*innen wird Augenzeuge seiner Solidarität nach unten. Nichts anderes lebt die Bischöfin Mariann Budde. Würde sie damit nicht Anstoß erregen, könnte sie gleich den Evangelikalen beitreten, die kritiklos einen Schwall Segen herabrufen auf einen Krawall-Präsidenten, der großspurig eine „Goldene Ära“ auf Kosten der Ärmsten verspricht. Prophet*innen sind anstößig im guten Sinn des Wortes. Jesus ist die Quintessenz dessen, was das Magnificat als Umsturz falscher Ordnungen ankündigt. Was Gott missfällt, wird keinen Bestand haben. Soziale Kälte darf nicht regieren.
Erst im Nachhinein begreifen die Jünger Jesu, wem sie da gefolgt sind: „Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk (Lukas 24,19). Das Prophetische hat bei Jesus Vorrang vor dem Priesterlich-Liturgischen. Wer sich an ihm orientiert, darf kein Leisetreter sein. Harmonie darf nicht zum Höchstwert avancieren. Jesu Mut hat den höchsten Preis zu zahlen. Da reihen sich Jesu Sätze ein vom Schwert und von der Scheidung der Geister. Das redet nicht Gewalt und Spaltung das Wort, sondern greift genau Gewalt und Spaltung auf als Dissonanzen mit Gottes Hauptgeboten, die durch „Erbarmen“, „Liebe“ und „Vergebung“ glänzen. Dissonanzen können nur durch Güte und Gerechtigkeit beseitigt werden. Ich liebe das Prophetische im Christentum.
Jesus macht Hoffnung, dass die Verabredungen geltender Rangordnungen und Werte vor Gott hinfällig sind. Er schneidet Ressentiments den Weg ab in den Traum von finaler Revanche. Gotteszorn-Tendenzen schlagen (leider) in Fluch-Psalmen und in der johanneischen Apokalyptik durch. Jesus hält keine Drohreden, weil er nicht vom Zorn Gottes ausgeht. Stattdessen wirbt er für Feindesliebe, die Goldene Regel (Lk 6,31), Verzicht auf Verurteilen, Erbarmen. Selig zu preisen seien also die im Dunklen: Arme, Hungernde, Trauernde, Außenseiter. Verfolgten Propheten ähnlich, die Jesus anführt, um die Herrschaftsclique in ihrer Verachtung für das Volk zu entlarven. Ein Wehe schleudert der Provokateur der Hartherzigen Reichen, Satten, (Sich-ins-Fäustchen-) Lachenden, fälschlich Hymnisch-Gelobten hin. Diese glichen bigotten Propheten, welche die Interessenpolitik der Mächtigen unterstützen und dafür gut und profitabel wegkommen. Sie werden bei Hof, bei Tisch, im Kapitol geduldet. Kritik am System ist Narrensache. Propheten sind Narren, stets in Lebensgefahr, wenn sie nicht rechtzeitig fliehen.
Was für einen Mut bieten unsere Bischöfe? Sie schweigen kleinlaut, selbst wenn sie vom Papst um „mutige Vorschläge“ zur Reform gebeten werden. Fällt ihnen am Ende nichts ein? Am Ärgsten finde ich, wenn sie, wie bei sexuellem oder spirituellem Missbrauch, nur aktiv werden, um ihren Laden zu hüten anstatt sich um die Opfer zu kümmern. Solche „Ladenhüter“ - bitte im doppelten Wortsinn! - braucht die Welt wirklich nicht. Darüber scheinen Bischöfe im Amt vergessen zu haben, dass sie sich ihre Autorität im Volk erst verdienen müssen. Mit liturgischen Hochämtern verfehlt man allerdings das Prophetische Jesu. Das provoziert eine kalte, unsoziale Machtpolitik mit einem glühenden Eifer für sein ganz anderes Reich. Wir sind mit einer angstmildernden Hoffnung über den Tod hinaus beschenkt.
Wir sehen, wie Predigt und Segen vereinnahmt, politisch missbraucht werden, wenn etwa ein Patriarch Kyrill den Kriegstreiber Putin oder Schwalllobhudler den Populisten und notorischen Lügner Trump als „Erlöser“ preisen. An ihren Früchten werden sie erkannt werden. Wer Städte verwüsten oder Menschen massenhaft deportieren oder normieren will und auf Rachefeldzug geht, gleicht eher dem kahlen Strauch auf Wüstenboden als dem gut verwurzelten Baum am Wasser, grün, fruchtbar und ein Segen für die Bewohner des Landes. Wir aber sind jederzeit eingeladen, Solidarität nach unten zu leben - im Sinn der Seligpreisungen. Hoffnung hört auf die Seufzer der kleinen Leute.
Einen schönen solidarischen Sonntag wünscht
Günther M. Doliwa, 24.1./2.2.2025
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Wolfgang Beinert (Foto: Dr. Christian Eckl), emeritierter Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg, war Assistent bei Joseph Ratzinger und hat sich bei ihm habilitiert.
Thema: Die Form der Reform - Anmerkungen zur Lage und Lehre der Kirche
Sein aktuelles Buch: "Die Form der Reform"
Auch die Tage ihrer Reinigung vollendeten sich nach der Tora des Mose, und sie brachten ihn nach Jerusalem in den Tempel, um ihn der LEBENDIGEN vorzustellen, – wie in der Tora der LEBENDIGEN geschrieben steht: „Alle männliche Erstgeburt soll der LEBENDIGEN heilig heißen.“ – und um ein Opfer zu bringen nach der Bestimmung in der Tora der LEBENDIGEN: „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.“
Und seht, in Jerusalem war ein Mann mit Namen Simeon. Er war gerecht und treu, denn er erwartete Trost für Israel, und immer wieder kam heilige Geistkraft über ihn. Von der heiligen Geistkraft war er darin bestärkt worden, dass er nicht sterben werde, bevor er Christus, den Gesalbten der LEBENDIGEN, gesehen hätte. Und er ging immer wieder voller Geistkraft in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus hereintrugen, um zu tun, was die Tora in Bezug auf das Kind verlangte, nahm er es auf die Arme und lobte Gott mit den Worten:
„Jetzt lässt du deinen Sklaven
in Frieden ziehen, Herr, gemäß deinem Wort.
Meine Augen haben das Rettende gesehen,
das du vor allen Stämmen Israels bereitet hast:
Licht zeigt sich den Völkern
und Glanz deines Volkes Israel.“
Sein Vater und seine Mutter staunten darüber, was über ihr Kind gesagt wurde. Simeon segnete sie und sprach zu Maria, der Mutter des Kindes: „Siehe, dieser ist bestimmt, viele in Israel zum Fallen und zum Aufstehen zu bringen, und zu einem Zeichen, das Widerspruch herausfordert – auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen – damit die Gedanken aus vielen Herzen enthüllt werden.“
Hanna war eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war sehr alt. Als junge Frau war sie sieben Jahre verheiratet gewesen, danach blieb sie Witwe bis ins hohe Alter von 84 Jahren. Sie ging nicht vom Tempel fort, sondern tat kultischen Dienst mit Fasten und Beten, Tag und Nacht. Und genau zu dieser Stunde stand sie da, pries Gott und sprach darüber zu allen, die die Befreiung Jerusalems erwarteten. Nachdem sie alles nach der Tora der LEBENDIGEN erfüllt hatten, kehrten sie zurück nach Galiläa, in ihre Stadt Nazaret. Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und die Gnade Gottes lag auf ihm.
Lk 2,22-40, Bibel in gerechter Sprache
Mir geht ein Licht auf!
Mir geht ein Licht auf / jetzt sehe ich klarer / ich blicke es jetzt.
Wir kennen das aus eigener Erfahrung, dass sich plötzlich etwas ereignet, dass alles in einem anderen Licht erscheint.
Eine Frau, Hannah, und ein Mann, Simeon, kommen zum gleichen Ergebnis. Ihnen geht ein Licht auf, sie sehen Veränderungen kommen. Und das geht nicht ohne Reibereien. Es wird zu Konflikten mit der Obrigkeit kommen und die Führung des Landes wird zurückschlagen. „– ein Schwert wird auch dein Leben durchdringen“ lässt Lukas Simeon zu Maria sagen.
Dabei ist doch vermeintlich alles geklärt. Wir alle sind doch gleich.
Jesus ein Mensch wie Du und ich, deshalb nennt er uns Schwestern und Brüder. Da gibt es keine Unterschiede: weiblich, männlich, divers, schwarz, weiß, gelb rot, arm, reich, Geflüchtete, Einheimische, Gläubige, Ungläubige, :Geschwister eben.
Bleibt die Frage: Warum dann diese Konflikte und diese Abgrenzungen?
Wir konnten es letzte Woche life verfolgen: Die Vereidigung von Donald Trump zu 49. Präsidenten der USA. Mir ging dabei ein Licht auf in Form von vielen Alarmlampen.
Und am Mittwoch im Bundestag: Feierstunde für die Opfer des Holocaust und unmittelbar danach Debatte und Abstimmung über Anträge, die mit Stimmen der AFD eine Mehrheit fanden. Und meine Alarmlampen sind nicht weniger geworden.
Und dann dagegen dieser Text von der Darstellung des Herrn. Wie passt das zusammen?
„Immer wieder stoßen wir auf die Tatsache, dass die Evangelien eben nicht historisch exakte Daten vortragen wollen. Sie haben eine Verkündigungsabsicht. Sehen wir dies, so lösen sich die Probleme.“ So Antonio Alvarez Waldes in „Neues aus der biblischen Schatzkiste“ Teil 1.
Und diese Verkündigung begeistert, sie öffnet die Augen. Diese gute Nachricht ist so überzeugend, dass, Hannah eine alte Frau und Simeon, ein alter Mann, überzeugt sind, dass sich etwas bewegen wird in der Gesellschaft.
Heute nennen wir so etwas „Transformation“.
In der Wirtschaft,
in der Energieerzeugung,
in der Sicht auf Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung,
in der Akzeptanz, dass Wohlstand nur Bestand hat, wenn er geteilt wird
in der Kirche, wo weltweit immer klarer wird, dass Mitbestimmung, dass Mitwirkung, dass Synodalität der einzige Weg der Zukunft ist.
Jimmy Carter, am 29.12.24 gestorben hat 2018 ein Buch herausgegeben: „Glaube: eine Reise für alle“ Darin schreibt er, dass Christen aufgefordert sind „sich in das Leben der Welt einzumischen.“
Ich glaube, ohne EINMISCHEN geht es nicht und dabei dürfen wir der Kraft des Heiligen Geistes trauen. Das sind positive Aussagen für die Zukunft. Sonst hätte es Lukas nicht aufgeschrieben. Und 2025, ungefähr 2000 Jahre später, lesen wir immer noch diese Texte.
Mischen wir uns „in das Leben der Welt“ ein, weil wir alle Brüder und Schwestern sind.
Weil wir frei, gleich und geschwisterlich sind.
Wenn das nicht Grund zum Leuchten ist.
Deshalb können wir auch „Lichtmess“ feiern.
Machen wir uns auf und werden wir Licht.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten, lichterfüllten Sonntag.
Hans Bürgstein
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 4. Februar 2025
Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe, römisch-katholischer Priester, Theologe und Kirchenrechtler in München. Autor u.a. von "Missbrauchte Kirche" und "Gewollt. Geliebt. Gesegnet". seit Dezember 2024 Mitglied des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Wolfgang Beinert (Foto: Dr. Christian Eckl), emeritierter Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg, war Assistent bei Joseph Ratzinger und hat sich bei ihm habilitiert.
Thema: Die Form der Reform - Anmerkungen zur Lage und Lehre der Kirche
Sein aktuelles Buch: "Die Form der Reform"
Nächste Online Andacht: Dienstag, 11. Februar 2025, 19:00 Uhr
Es geschah aber: Als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennesaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; 1ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
Lk 5,1-11 Einheitsübersetzung
Menschen fangen!
„Von jetzt an sollst du Menschen fangen.“ lässt Lukas Jesus zu Simon sagen. Markus spricht in seiner Jesus-Erzählung einfach nur von Menschenfischern (Mk 1,17), statt der Fische fischen diese Fischer, die ersten Jünger, nun Menschen.
Doch bei Lukas sagt Jesus „Menschen fangen“. Hier wählt Lukas das griechische Wort zogréo, das soviel bedeutet wie Menschen lebendig fangen. Das ist bemerkenswert, denn Fische an die Luft gezogen, schnappen nach Luft und sterben. Lukas ist wichtig, dass die Menschen lebendig gefangen werden. Sie sind keine tote Beute, keine tote Masse, die man verkaufen kann, mit der man Handel treiben kann.
Die Menschen werden bei Lukas lebendig gefangen. Ihr Leben findet kein Ende. Was findet es statt dessen? Es findet zum ureigenen Lebenskern, wird dadurch vollständig lebendig gemacht.
Die Menschen werden nicht unterworfen, werden nicht zum Besitz eines Fischers, werden nicht zu seiner Verfügungsmasse! Sie werden gefangen zu neuem Leben, es gibt nun ein vorher und ein nachher, vorher war weniger Leben, jetzt ist es mehr. Das gilt auch für den Fischer Petrus, denn auch er wurde lebendig gefangen in der Begegnung mit Jesus, genauso wie für die von ihm gefangenen Menschen: „ein lebensnot-wendiger Dienst am Menschen.“*
Ich wünsche einen gesegneten Sonntag
Johannes Brinkmann / Essen
* „ein lebensnot-wendiger Dienst am Menschen“ dieses wunderbar geistliche Sprachbild stammt von Peter Köster SJ und bezieht es auf die Nachfolge Jesu.
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Nächste Online Andacht: Dienstag, 11. Februar 2025, 19:00 Uhr
Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 18. Februar 2025
Prof. Dr. Wolfgang Beinert (Foto: Dr. Christian Eckl), emeritierter Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg, war Assistent bei Joseph Ratzinger und hat sich bei ihm habilitiert.
Thema: Die Form der Reform - Anmerkungen zur Lage und Lehre der Kirche
Sein aktuelles Buch: "Die Form der Reform"
Jesus kehrte voller Geistkraft nach Galiläa zurück und man redete von ihm in der ganzen umliegenden Landschaft. Er lehrte in ihren Synagogen, und alle schätzen ihn sehr. Als er nach Nazaret kam, wo er aufgewachsen war, ging er wie immer am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Und es wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gegeben, und als er sie auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben stand:
Die Geistkraft der Lebendigen ist auf mir, denn sie hat mich gesalbt, den Armen frohe Botschaft zu bringen. Sie hat mich gesandt, auszurufen: Freilassung den Gefangenen und den Blinden Augenlicht! Gesandt, um die Unterdrückten zu befreien, auszurufen ein Gnadenjahr der Lebendigen!
Als er die Buchrolle geschlossen hatte, gab er sie dem Diener und setzte sich. Die Augen aller Menschen in der Synagoge waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Und er begann zu ihnen zu reden: »Heute hat sich diese Schrift in euren Ohren erfüllt.«
Lk 4,14-21 Bibel in gerechter Sprache
Programm
Dieser Sonntagsbrief ist der erste nach der Inauguration von Donald Trump, die manche als Beginn einer neuen Zeitrechnung bezeichnen. Zu seinem Programm gehört, dass Superreiche durch Steuererleichterungen entlastet werden, dass die Freiheit der Libertären noch weniger durch Rücksichtnahme tangiert wird, dass Strafverfolger und politische Gegner inhaftiert werden, dass Menschen aus dem Land vertrieben werden, dass das bestehende politische System in einer grossen Disruption erneuert wird, und einiges andere mehr.
Wie anders das Programm, das der Evangelist Lukas an den Beginn der Wirkungszeit Jesu stellt, direkt nach die Berichte von der Taufe im Jordan und der Versuchung in der Wüste. Auch hier geht es um Freiheit, aber für die Unterdrückten, es geht um Gefängnisse, die aber geöffnet werden sollen, und natürlich und zuallererst um Besitz, aber als Botschaft, dass diejenige in den Blick kommen und sich freuen werden, die nichts haben. Jesus will auch nichts disruptiv hinwegfegen. Sein Programm steht schon bei Jesaja, und davor sinngemäss in den fünf Büchern Mose, und ebenso bei vielen Theologinnen und Theologen der zweitausendjährigen Kirchengeschichte. Es ist das Programm Gottes, seit Menschen miteinander glauben und füreinander beten. Seit jeher sollen wir unsere Zeit – unseren heutigen Tag und unser Jahr – zu einer Gnadenzeit Gottes, der Lebendigen, machen.
Mit Blick auf das politische System in Deutschland und die Bundestagswahl ist es richtig und wichtig, dass die Kirchen keine Wahlempfehlung abgeben. Als Christinnen und Christen haben wir aber das Programm Gottes, dessen Schwerpunkte Lukas, Jesaja, Jesus und andere formuliert haben. Es handelt immer von Armen, Ausgegrenzten und Unterdrückten – und es liegt mit an uns, dass „heute“ ein Gnadenjahr werden kann.
Einen segensreichen Sonntag wünscht Ihnen
Tobias Grimbacher
Wir sind Kirche unterstützt die ökumenische Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“ zur Bundestagswahl 2025.
Für Demokratie und Menschenwürde
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 28. Januar 2025
PD Dr. phil. Dr. theol. Michael Rasche, war katholischer Priester und Professor für Philosophie, Autor des Buches "Bekenntnisse. Auflösung eines katholischen Lebens"
Dienstag, 4. Februar 2025
Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe, römisch-katholischer Priester, Theologe und Kirchenrechtler in München. Autor u.a. von "Missbrauchte Kirche" und "Gewollt. Geliebt. Gesegnet". seit Dezember 2024 Mitglied des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz
Nächste Online Andacht: Dienstag, 11. Februar 2025, 19:00 Uhr
Es gibt Unterschiede in den geschenkten Fähigkeiten, doch sie stammen aus derselben göttlichen Geistkraft. Es gibt Unterschiede in den Arbeitsfeldern, doch der Auftrag dazu kommt von ein und derselben Ewigen.
Es gibt Unterschiede in den Fähigkeiten, doch es ist derselbe Gott, der in allen alles in gleicher Weise bewirkt; den Einzelnen offenbart sich die Geistkraft zum Nutzen aller.
Der einen wird durch die Geistkraft die Fähigkeit zum Denken und Reden in Weisheit gegeben,
einem anderen durch denselben Geist die Fähigkeit, Offenbarungen weiterzugeben.
Der nächsten wird Vertrauen gegeben – von derselben Geistkraft –,
einem anderen wiederum die Fähigkeit zu heilen – durch die eine Geistkraft –,
eine andere erhält die Fähigkeit, Wunder zu tun,
der nächste die Gabe zu prophezeien,
oder eine andere die Fähigkeit, kritisch zu prüfen, ob alles tatsächlich durch die Geistkraft bewirkt wird.
Andere bekommen die Fähigkeit, eine besondere Sprache Gott gegenüber zu sprechen,
und wieder andere können sie deuten.
Alles dieses wirkt eine und dieselbe Geistkraft, die sich den Einzelnen mitteilt, so wie sie es will.
Denn wie der Körper eine Einheit ist und doch viele Teile hat, alle Teile des Körpers also die Einheit des Körpers ausmachen, so verhält es sich auch mit Christus. Wir alle sind durch den einen Geist zu einer leiblichen Einheit getauft worden, ob wir jüdische oder griechische Menschen sind, oder ob wir Unfreie oder Freie sind – uns alle hat Gott eine Geistkraft trinken lassen.
1Kor, 12,4-13 Bibel in gerechter Sprache
Synodalität
Das heutige Evangelium die Hochzeit zu Kana, im Johannes-Evangelium (Joh 2,1-11) die erste Wundertat Jesu, ist sicher eine der bekanntesten Geschichte aus dem neue Testament. Sie illustriert auf sehr sinnfällige Weise, dass Jesus den Menschen nicht einfach nur eine Botschaft überbringt sondern ihnen mit dem Wein der Freude die göttliche Zuneigung erschließt. Das wäre ja ein trauriges Fest gewesen, wenn der Wein ausgegangen wäre und nur mehr das zwar lebensnotwendige aber eben auch alltägliche Wasser für die Gäste da gewesen wäre. Der Wein jedoch bringt die Ausgelassenheit, das Festliche, das Besondere zurück. Das Feiern geht weiter, das Göttliche hat in der Festgesellschaft wieder Einzug gehalten.
Paulus erinnert die Gemeinde in Korinth daran, was es heißt, dass das Göttliche in der Gemeinschaft gegenwärtig ist. In den Kapiteln vorher kritisiert er u.a. sexuelles Fehlverhalten, Anbetung heidnischer Götzen und Teilnahe an Opfermählern und unsolidarisches Verhalten bei den Agapefeiern, bei welche nicht mit denen geteilt wird, die eben nichts zum Mahl beitragen können. Und dann kommt er auf den Punkt. Er hat wohl mitbekommen, dass es in der Gemeinde in Korinth knirscht, weil einige meinen, etwas besseres zu sein und mehr zu sagen haben als andere.
Ich finde es erstaunlich, welche unterschiedlichen Gnadengaben Paulus aufzählt, mir persönlich würden auch noch so einige einfallen, wichtig ist aber das eine: sie alle wirken zum gegenseitigen Nutzen zusammen, keiner und keine ist geringer oder wichtiger und keiner und keine hat mehr zu sagen als die anderen. Das ist der Grundgedanke von Synodalität.
Synodalität ist anstrengend, denn es heißt, die Beteiligten müssen sich aufeinander einlassen. Gegenseitiges Zuhören, gegenseitige Achtsamkeit, gegenseitiges Verzeihen. Im nächsten Kapitel weist Paulus seinen Freundinnen und Freunden in Korinth den Weg dorthin:
Und wenn ich alles, was ich kann und habe, für andere aufwende und mein Leben aufs Spiel setze selbst unter der Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu enden, und bin ohne Liebe, hat alles keinen Sinn. Die Liebe hat einen langen Atem und sie ist zuverlässig, sie ist nicht eifersüchtig, sie spielt sich nicht auf, um andere zu beherrschen. Sie handelt nicht respektlos anderen gegenüber und sie ist nicht egoistisch, sie wird nicht jähzornig und nachtragend.
1 Kor 13, 3-5
Bei allen Defiziten, die die Weltsynode geprägt haben mögen, gerade diese Gedanken wurden auch im Abschlussdokument in verschiedenen Abschnitten immer wieder angesprochen und der ganze Vollzug hat sich bemüht Wege zu finden, auf dieser tatsächlich weltweiten Ebene Synodalität zu entwickeln. Ja, der Klerus war überproportional vorhanden, ja es waren zu wenig Frauen dabei, ja es wurde versucht Themen auszuklammern … Und ja, im Abschlussdokument wird immer noch zu viel Wert auf das Bischöfliche Lehramt der Hirten gelegt.
Trotzdem, gerade dieses Dokument erschließt an vielen Stellen und in Bezug auf viele Themen das synodale Weiterarbeiten in den Ortskirchen. Uns mag es in Deutschland oft viel zu langsam gehen. Und vieles, was an synodalen Strukturen in diesem Dokument angeregt wird, ist in Deutschland schon seit Jahrzehnten verwirklicht, so etwas wie ein Zentralkomitee der Katholiken gibt es tatsächlich nur bei uns. Das muss in anderen Teilen der Weltkirche eben erst entwickelt werden. Natürlich dürfen wir trotzdem ungeduldig sein und es war wohl auch der synodale Weg in Deutschland, der dazu geführt hat, dass Rom sich in das Abenteuer Weltsynode gestürzt hat. Dabei kam heraus, was wir als aktive Reformer und Reformerinnen ja schon längst in Erfahrung gebracht hatten, dass die angeblich so europäischen Themen wie Frauenordination oder Erneuerung der Sexuallehre auch in Asien oder Afrika aktuell sind.Ich möchte uns alle ermutigen, den gemeinsamen Weg weiter zugehen, nicht locker zu lassen, auch da wo wir gerade selbst sind. Zum einen, um den Transformationsprozess unserer Kirche voranzubringen und zum anderen, um in der Welt gemeinsam die göttliche Zuneigung und das Wirken der Geistkraft zu vergegenwärtigen
Ich wünschen Ihnen einen von göttliche Freude erfüllten Sonntag.
Sigrid Grabmeier
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Gespräche am Jakobsbrunnen
Dienstag, 21. Januar 2025
Dr. Claudia Lücking-Michel, Mitglied im ZdK : „Einfach Machen“
(2005 bis 2021 Vizepräsidentin) und im Synodalen Weg, Ko-Leitung Forum "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche", zahlreiche Mitgliedschauften u.a. beim KDFB
Dienstag, 28. Januar 2025
PD Dr. phil. Dr. theol. Michael Rasche, war katholischer Priester und Professor für Philosophie, Autor des Buches "Bekenntnisse. Auflösung eines katholischen Lebens"
Dienstag, 4. Februar 2025
Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe, römisch-katholischer Priester, Theologe und Kirchenrechtler in München. Autor u.a. von "Missbrauchte Kirche" und "Gewollt. Geliebt. Gesegnet". seit Dezember 2024 Mitglied des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz
Nächste Online Andacht: Dienstag, 11. Februar 2025, 19:00 Uhr
Und Johannes ging in alle umliegenden Gebiete des Jordans und machte dort ein Tauchbad bekannt, ein Tauchbad der Umkehr, um von den Sünden loszukommen.
Die Scharen von Frauen und Männern fragten ihn immer wieder: „Was sollen wir nun tun?“ Er antwortete ihnen dann folgendermaßen: „Die zwei Umhänge haben, sollen jenen geben, die keinen haben. Und die zu essen haben, sollen ebenso handeln!“
Auch Zöllner und Zöllnerinnen kamen, um sich eintauchen zu lassen, und sie sagten zu ihm: „Lehrer, was sollen wir tun?“ Er gab ihnen zur Antwort: „Seid nicht auf mehr aus, als es Vorschrift ist!“ Es fragten ihn aber auch Soldaten: „Was sollen wir tun?“ Und zu ihnen sagte er: „Keine Gewalttaten, keine Erpressungen – und begnügt euch mit eurem Sold!“
Da das Volk aber Hoffnungen hatte, und alle sich in ihren Herzen Gedanken darüber machten, ob Johannes vielleicht der Gesalbte sei, sagte Johannes zu allen: „Ich tauche euch in Wasser ein. Es kommt aber einer, der ist stärker als ich. Ich bin nicht gut genug, ihm den Riemen seiner Schuhe zu lösen. Er wird euch mit heiliger Geistkraft und Feuer eintauchen. Er hält die Worfschaufel in seiner Hand, um seine Tenne zu reinigen und das Getreide in seiner Scheune aufzuhäufen. Die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ Er mahnte noch vieles andere an, und das Volk bekam die frohe Botschaft zu hören. Der Fürst Herodes aber, der von ihm wegen Herodias zurechtgewiesen wurde, der Frau seines Bruders, und wegen all der Verbrechen, die Herodes getan hatte, fügte zu allem noch dies hinzu: Er ließ den Johannes ins Gefängnis sperren.
Als aber das ganze Volk eingetaucht wurde, wurde auch Jesus eingetaucht. Und als er betete, öffnete sich der Himmel und die heilige Geistkraft kam in leiblicher Gestalt auf ihn herab – wie eine Taube – und eine Stimme aus dem Himmel rief: „Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Freude!“
Lk 3, 3; 10-22 Bibel in gerechter Sprache
Tauferneuerung
Die wenigsten von uns haben sich selbst für die Taufe entschieden. Diese Entscheidung wurde uns abgenommen. Viele von uns haben aber die Entscheidung für die uns anvertrauten Kinder getroffen und sie laufen lassen oder vielleicht sogar selbst getauft. Warum? Weil es so üblich ist? Oder weil wir so gute Erfahrungen gemacht haben als Getaufte?
Die Sakramentenlehre der Kirche sagt uns, dass wir nur einmal getauft werden können. Ansonsten gibt es noch die sogenannte Tauferneuerung, regelmäßig in der Osternacht und bei einigen Gelegenheiten wie Erstkommunionfeiern und Tauffeiern. Die Taufe als Zeichen der Umkehr und des radikalen Neubeginns, wie sie von Johannes dem Täufer verkündet wurde ist damit eigentlich sozusagen verwässert. - Oder haben wir die Tauferneuerung vielleicht gar nicht nötig?
Im heutigen Evangelium kommt einer zum Täufer, von dem wir annehmen können, dass er die Umkehr gar nicht braucht, weil er ja schon in die richtige Richtung läuft. Bei Lukas und Markus geht die Taufe trotzdem ohne Einwände seitens Johannes von statten, Matthäus hingegen erzählt das Ereignis folgendermaßen:
Da kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes versuchte ihn davon abzuhalten und sagte: „Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?“ Jesus antwortet ihm: „Lass es zu, jetzt! Denn auf diese Weise erfüllen wir die ganze Gerechtigkeit Gottes.“ Da gab Johannes nach.
Mt 3, 13-15 Bibel in gerechter Sprache
Ich verstehe das so: erstens, Jesus wollte keine Sonderbehandlung und zweitens, auf diese Art und Weise erklärte er seine volle Solidarität mit Johannes und dessen Aufruf zur Umkehr. - Johannes war zwar der, der ihm voraus ging, aber er, der Mann aus Nazareth war derjenige, der das was der Täufer begonnen hatte, fortsetzte. Die Botschaft des Täufers wird zur Botschaft Jesu. Und so, wie die Botschaft des Täufers nach seiner Ermordung weiterlebt, lebt auch die Botschaft Jesu nach seiner Hinrichtung weiter, durch die, die ihn mit der Taufe, wie es im Brief an die Galater heißt „wie ein Kleid angezogen haben“. (Gal 3,27)
Tauferneuerung – etwas was wir also durchaus ernst nehmen sollen. Nicht eine liturgisch angeordnete Tauferneuerung, sondern eine von uns selbst ausgehende, in der wir uns bewusst machen, was uns mit der Botschaft an-vertraut ist. Am Anfang eines Jahres vielleicht eine gute Übung?
Was mir bei der Beschäftigung mit dem Thema noch so eingefallen ist:
Der geöffnete Himmel |
Eintauchen |
Auf geht er über allen auf der Himmel träufelt aus Höhe, Wolken regnen den Erwarteten den Gerechten den Retter den Richter den der alles richten soll damit das Krumme gerade wird auf alle über geht er der Himmel bleibt nicht stehen bei dem einen unerwartet geht er weiter träufelt nicht mehr strömt durchdringt lässt wachsen Himmel auf Erde Menschen nicht mehr krumm aufgerichtet gerecht gemacht aus Glauben umgekehrt geöffnet |
Das Trockene das Feste das Gewohnte verlassen
grundlos werden atemlos berührt sein umflossen getragen
auftauchen frisch sein ein neuer Mensch |
Einen gesegneten Tauf-Sonntag
Marie-Luise Mayr-Hendl
Steh auf, werde licht, denn dein Licht kommt
und der Glanz GOTTES strahlt über dir auf!
Schau nur: Finsternis bedeckt die Erde
und dunkle Wolken die Völkerschaften,
aber über dir wird GOTT aufstrahlen, GOTTES Glanz wird über dir sichtbar.
Die fremden Völker werden zu deinem Licht gehen,
königliche Herrschaften zu dem Lichtschein, der über dir aufstrahlt.
Erhebe deine Augen ringsum und schau!
Sie alle sammeln sich, kommen zu dir!
und deine Töchter werden sicher an deiner Seite sein.
Da wirst du schauen und strahlen,
dein Herz wird erbeben und weit werden,
denn zu dir hin wenden sich die Schätze der Meere,
der Reichtum der fremden Völker kommt zu dir.
Scharen von Kamelen werden dich bedecken,
junge Kamele aus Midian und Efa.
Aus Saba werden alle kommen, Gold und Weihrauch werden sie bringen,
die Ruhmestaten GOTTES verkündigen sie.
Jesaja 60, 1-6, Bibel in gerechter Sprache
Welcher Stern?
Wie war das denn eigentlich mit der Geburt Jesu? Johannes erwähnt davon gar nichts, Matthäus fängt mit dem Stammbaum an und erzählt dann, dass Joseph, der Verlobte der Maria, von einem Engel erfährt, dass sie gemäß der Schrift, durch „das Wirken dey Heiligen Geistes“ einen Sohn gebären wird. Bei Markus kündigt Johannes der Täufer „den Herrn“ an, wie es auch im Buch Jesaja geschrieben steht. Jesu Gottessohnschaft zeigt sich erst bei der Taufe Jesu vor seinem öffentlichen Wirken und wird dann durch dem Stammbaum Jesu ergänzend erläutert. Matthäus hingegen fängt mit dem Stammbaum Jesu an, und nur er und Lukas erzählen genauer über die Geburt und die Zeit um die Geburt des Jesuskindes.
Unsere Krippendarstellungen richten sich hauptsächlich nach dem Lukasevangelium. Zum Fest "Erscheinung des Herrn" werden dann noch der Stern mit einem Kometen-Schweif, die drei Könige, einer davon stammt aus Afrika, und ein Kamelergänzt. * „Anleitung“ dazu gibt wiederum die Erzählung des Matthäus, der dabei auf die Propheten zurückgreift. Im Alten Testament wird Jesus als der kommende Retter angekündigt, und in seinem Leben erfüllen sich die Voraussagen der Propheten. Das herauszustellen, ist für Matthäus wichtig. Beim Propheten Jesaja heißt es (60, 1-6): Der Herr "geht strahlend auf, Nationen (von fern) wandern zu deinem Licht und Könige“ - das ist eine Anspielung auf König Salomon - „zu deinem strahlenden Glanz." „Eine Menge von Kamelen …“ Dies wurde nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil geschrieben. Gott wird Jerusalem besuchen, und das wird wie ein Licht sein. Von der arabischen Halbinsel und aus Äthiopien kommen Karawanen mit Kamelen, die Stadt wird für alle Völker und Nationen heilig werden, nicht nur für das jüdische Volk. Die Heiden werden, so Paulus, Miterben und haben Zugang zu Jesu Leib, ohne vorher jüdisch und beschnitten werden zu müssen. (Darüber hat er sich mit Petrus heftig gestritten, und er, der Pharisäer Paulus, hat schließlich „gewonnen“.)
Bei Matthäus folgen also Weise aus dem Morgenland einem Stern, der nach damaliger Auffassung auf etwas Besonderes, Neues hinweisen könnte. Er fasziniert die heidnischen Sterndeuter, die sich wohl gefunden haben, und sie lassen sich von ihm ins Ungewisse führen. Sie kommen, wie bei Jesaja vorausgesagt, nach Jerusalem und geraten an König Herodes, der gleich um seine Herrschaft fürchtet, als er etwas von einem neugeborenen König hört. Die von ihm befragten Pharisäer und Schriftgelehrten können ihm aus ihrer Kenntnis der Schriften Auskunft geben, wo dieser neue König zu finden ist. Matthäus zitiert den Propheten Micha: "Du Betlehem ... Aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt des Volkes Israel." Herodes will hinterhältig und scheinheilig den genauen Ort wissen, um ihn zu töten.
Bemerkenswert ist bei einem Blick nach vorn, dass diese religiösen Führer später Jesus nicht als den Messias und Sohn Gottes erkennen, sondern sie bekämpfen ihn, weil er sie kritisiert und in Frage stellt und lassen ihn schließlich als Gotteslästerer kreuzigen. Matthäus macht deutlich, dass man dem Messias schon als Kind nach dem Leben trachtete.
Am Ziel bleibt der Stern stehen, und übergroße Freude überfällt sie: Sie haben das göttliche Kind gefunden und fallen, ihn erkennend und glaubend, ehrfürchtig vor ihm nieder, diese „hohen Herren“. Soeben erscheint ihnen, den Heiden, stellvertretend für alle Völker, das wahre Licht der Welt, der Herr. Ein absolut bedeutungsvoller Moment, der die gesamte Menschheit mit Gott verbindet und umgekehrt. Sie schenken ihm sinntragend Gold, das Wertvollste, das es gab und das auf die Königswürde hinweist. Den ebenfalls wertvollen Weihrauch bekommt das Kind, das von göttlicher Herkunft ist. Symbolisch soll in der Verehrung und Anbetung der Rauch zu Gott aufsteigen als Verbindung von Himmel und Erde. Die in Afrika wachsende Myrrhe weist schon auf den Tod Jesu hin, denn der Pharisäer Nikodemus spendete bei der Grablegung Jesu hundert Pfund Aloe und Myrrhe. Als Bestätigung, dass die Verbindung zu Gott besteht, erhalten die Drei im Traum Seine Mitteilung, einen anderen Heimweg zu nehmen.
Während sich bei Lukas der Gottessohn bemerkenswerterweise den verachteten Hirten, denen man nichts glaubte, offenbart, wird bei Matthäus die Universalität der Geburt Jesu deutlich. Gott „erfindet“ Möglichkeiten, dass sich Menschen aufmachen – im wahrsten Sinne des Wortes – und ihn finden können. Der Weg ist nicht immer einfach, er kann weit und beschwerlich sein, der Stern kann auch von Wolken verdeckt werden, aber schließlich gibt es, auch nach Umwegen, den Grund zur Freude – nicht erst am Ende des Lebens, sondern auf dem Lebensweg hin zum Licht der Welt.
Welcher Stern kann es sein, der immer wieder aufleuchtet, der aber auch manchmal verborgen zu sein scheint, wenn nichts mehr geht? … Z. B. das Lesen und Befragen der Heiligen Schrift, Gespräche, Antworten, Meditation, Gebet, Gottesdienste, die Eucharistie, gute Begegnungen mit Menschen, Feste, gemeinsame Unternehmungen, Trost bekommen oder geben, passende Geschenke machen oder bekommen, Hilfe bekommen oder geben . Hilfreich ist es, wenn möglich, Weggefährten zu haben und auch Wegbegleiter zu sein. Und zu vertrauen. Sich aufmachen, also aufbrechen und sich öffnen, auch andere nach dem Weg fragen ... Ergänzen Sie für sich selbst.
Es kann, wie auch Matthäus erzählt, überall in Kirche oder Gesellschaft oder im Privaten passieren, dass man auch mal an den Falschen gerät, der etwas Schlechtes im Schilde führt und einen ausnutzen möchte für seine eigenen niederen, machtgierigen Zwecke. Auch gibt es Menschen, die sich zu Sternen erheben, sich selbst zu Stars, Anführern machen und Menschen auf den oder dem falschen Weg ver – führen.
Da hilft der Blick „nach oben“ auf einen vertrauenswürdigen, richtigen Stern, auf das wahre Licht der Welt, den Hirten Jesus, seine Worte und Taten. Auch Hinweise von anderen oder von der „inneren Stimme“ können wieder auf den richtigen Weg führen, weg von dieser falschen Person.
Und ganz lichtvoll ist es, Jesus im Mitmenschen zu begegnen.
Was schenken wir ihm? Wir können ihm alles hinlegen, anvertrauen, auch das Bittere, Schwere … Es lässt sich Neues, ein Neuanfang finden, wenn es um Jesus geht.
Papst Franziskus hat an Heiligabend das Heilige Jahr ausgerufen mit dem Motto: „Pilger der Hoffnung.“ Gehen wir miteinander voran, folgen wir unserem guten Stern. Unser Hirte Jesus möge uns auf vielfältige Weise in unserem Leben erscheinen, uns mit dieser großen Freude aus Vers 10 lichtvoll erfüllen, damit wir das Neue und Hinweise darauf entdecken und je nach Möglichkeiten in die Welt bringen und auch selbst Sterne sind.
Vamos caminando, buen camino oder guten Weg miteinander!
In diesen Tagen gehen Kinder als „Sternsinger“ von Haus zu Haus und sprechen den Segen Gottes für das Haus und die Bewohner aus. Auf dem Aufkleber für die Tür steht 20*C*M*B*25 und bedeutet: Christus Mansionem Benedicat, Christus segne dieses Haus. In diesem Jahr sammeln sie für das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ „Für Kinderrechte“ *“Erhebt eure Stimme!“ Mehr Informationen unter www.sternsinger.de
Brigitte Karpstein, Sinzig
* Das Fest am 6. Januar wird heute "Fest der Erscheinung des Herrn" oder "Dreikönig" oder "Fest der Heiligen drei Könige" genannt, früher „Epiphanie“.
Im Anfang war das Wort
und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
Dieses war im Anfang bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden
und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis
und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt;
sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen
für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
Er war nicht selbst das Licht,
er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet,
kam in die Welt.
Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden,
aber die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen aber, die ihn aufnahmen,
gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an seinen Namen glauben,
die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches,
nicht aus dem Willen des Mannes,
sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt
und wir haben seine Herrlichkeit geschaut,
die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft:
Dieser war es, über den ich gesagt habe:
Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben,
die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
Niemand hat Gott je gesehen.
Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht,
er hat Kunde gebracht.
Joh 1, 1-18 Einheitsübersetzung
Ein Mensch trat auf - aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Wie können es die Seinen sein, wenn sie ihn nicht erkennen und annehmen? Haben sie denn keine Erinnerung an ihn? Druck kann er den Seinen wohl nicht machen. Über Druckmittel verfügt er wohl nicht. Er erwartet offensichtlich Erkenntnis und Einsicht bei den Seinen. Auf welcher Basis? Was bildet der sich ein?
Wenn sie ihn nicht annehmen, dann wollen sie ihn doch wohl nicht! Eine freie Entscheidung! Diese Entscheidung muss man doch ernst nehmen, muss dieser Mensch doch akzeptieren. Wieso bleibt die Akzeptanz aus? Wieso klingt das wie ein Vorwurf, dass die Seinen ihn nicht annehmen? Keine freie Wahl für die Seinen? Was ist das für eine Arroganz?
Wenn dieser Mann, der da auftritt, die Seinen gewinnen will, dann sollte er sich gefälligst ihren Erwartungen anpassen! Dann sollte er gefälligst das Geschöpf der Wünsche der Seinen werden.
Stattdessen wird hier die offensichtliche Erwartung ausgedrückt, dass „die Seinen“ sich ihm öffnen müssten und er keinerlei Rücksicht auf ihre Erwartungen nehmen müsse. Wie er, der Auftretende, bestimmt ist, eine kompromisslose Haltung vertritt, so sollen auch die Seinen gleichermaßen bestimmt auftreten. Also nix mit Freiheit, oder was? Der Mann hat seine Bestimmung und das gilt auch für die Seinen? Also ehrlich: Der Auftretende redet, was er zu sagen hat, und die Seinen sollen applaudieren??? Einfach so?! Eine Zumutung!
Was sagt der da? Licht erleuchtet jeden Menschen? Aus GOTT geboren werden? Gnade und Wahrheit kamen an? Der am Herzen des Vaters ruht hat Kunde gebracht? So so….
Ich wünsche einen schönen Sonntag und ein gutes Jahr
Johannes Brinkmann / Essen
Gott! Sie schenke uns ihre Zuneigung und segne uns.
Sie lasse ihr Antlitz leuchten bei uns.
Damit man auf der Erde deinen Weg erkenne,
unter allen Völkern dein Befreien.
Es sollen dich loben die Völker, Gott.
Es sollen dich loben alle Völker zusammen.
Die Nationen sollen sich freuen und ihre Freude laut in die Luft werfen –
ja, du richtest die Völker in Geradlinigkeit.
Den Nationen auf der Erde zeigst du deinen Weg.
Es sollen dich loben die Völker, Gott.
Es sollen dich loben alle Völker zusammen.
Die Erde gab ihren Ertrag. Es segne uns Gott, unsere Gottheit.
Es segne uns Gott. Es sollen Gott fürchten alle Enden der Erde.
Psalm 67 Bibel in gerechter Sprache
Zum Neuen Jahr
Mit diesem Segenspsalm, der für den 1. Januar in der Leseordnung zwischen 2. Lesung und Evangelium vorgesehen ist, möchte ich uns in das Neue Jahr hineinführen. Ich empfinde diesen Text als überaus heilsam, Hoffnung spendend und von der Zuneigung Gottes sprechend. Mir kam beim Lesen sogleich die Weltehos-Stiftung von Hans Küng in den Sinn, die sich seit 1993 dafür einsetzt, die ethischen Grundlagen für eine humanere und demokratischere Weltordnung zu formulieren.
Die Grundüberzeugungen des Projektes Weltethos sind
kein Zusammenleben auf unserem Globus ohne ein globales Ethos
kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen
kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen
kein Dialog zwischen den Religionen und Kulturen ohne Grundlagenforschung
kein globales Ethos ohne Bewusstseinswandel von Religiösen und Nicht-Religiösen
Auch wenn wir immer wieder erfahren, welche Konflikte durch das Aufeinandertreffen von Religionen hervorgerufen werden, sollten wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass es vorwiegend schlechten Nachrichten sind, die uns durch die Medien nahe gebracht werden und die unser Sichtweise darauf prägen. Wir dürfen durchaus die Hoffnung haben, dass durch den Dialog der Religionen eine friedfertigere und menschenfreundlichere Welt entstehen kann, denn es gibt viele Gemeinsamkeiten, die die großen Religionen dieser Welt teilen. Oftmals sind es nicht die religiösen Grundsätze, die ein gedeihliches Miteinander verhindern, sondern ethnische, kulturelle und zum Teil vor-religiöse Haltungen und Überzeugungen, die die Konflikte befeuern. Und ein weiterer Aspekt, nämlich die Ausschließlicheitsforderung durch führende Religionsvertreter, die damit auch ihre Machtpositionen verteidigen, wenn es sein muss auch mit kriegerischen Mitteln.
In der Erklärung zum Weltehos, verabschiedet vom „Parlament der Weltreligionen“ im September 1993 heißt es dazu:
„In einer solch dramatischen Weltlage braucht die Menschheit nicht nur politische Programme und Aktionen. Sie bedarf einer Vision des friedlichen Zusammenlebens der Völker, der ethnischen und ethischen Gruppierungen und der Religionen in gemeinsamer Verantwortung für unseren Planeten Erde. Eine Vision beruht auf Hoffnungen, auf Zielen, Idealen, Maßstäben. Diese aber sind vielen Menschen überall auf der Welt abhandengekommen. Und doch sind wir davon überzeugt: Gerade die Religionen tragen trotz ihres Missbrauchs und häufigen historischen Versagens die Verantwortung dafür, dass solche Hoffnungen, Ziele, Ideale und Maßstäbe wachgehalten, begründet und gelebt werden können. Das gilt insbesondere für moderne Staatswesen: Garantien für Gewissens und Religionsfreiheit sind notwendig, aber sie ersetzen nicht verbindende Werte, Überzeugungen und Normen, die für alle Menschen gelten, gleich welcher sozialen Herkunft, welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe, Sprache oder Religion.“
Die Welthethos-Erklärung will „unverrückbare, unbedingte ethische Normen in Erinnerung rufen“, die Leitlinien sein sollen „um Lebensrichtung und Lebenswerte, Lebenshaltungen und Lebenssinn immer wieder neu zu finden und zu verwirklichen“. Darin sind Grundsätze beschrieben, die sich in allen Weltreligionen wiederfinden:
1.Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben,
2.Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung,
3.Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit,
4.Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau.
Als weitere Verpflichtung ergibt sich eine fünfte aus den vorhergehenden :
5.Verpflichtung auf eine Kultur der Nachhaltigkeit und der Sorge für die Erde
Für mich sind das „Heilige“ Ziele, denn sie entsprechen dem, was z.B. in den zehn Geboten oder auch in der dem Gebot der Nächstenliebe des Jesus, den wir als Retter, Erlöser, Christus bekennen, finden.
Wir gehen in eine „Heiliges“ Jahr, so verkündet es der Papst. Leider, so muss ich feststellen, schafft er es nicht, sich von der seit 1300 währenden Ablass- und Abkassiertradition seiner Vorfahren zu befreien. Der Pilgertourismus nach Rom, das Durchschreiten Heiliger Pforten und die Reliquienverehrung scheinen mir jedoch nicht das zu sein, was wirklich einen Beitrag zu einem Heiligen Jahr leistet. Franzikus hat aber, und da bin ich sehr dankbar, noch eine andere Botschaft:
„Das bevorstehende Jubiläum kann viel dazu beitragen, ein Klima der Hoffnung und des Vertrauens wiederherzustellen, als Zeichen eines neuen Aufbruchs, dessen Dringlichkeit wir alle spüren. Aus diesem Grund habe ich das Motto Pilger der Hoffnung gewählt. All dies wird jedoch nur möglich, wenn wir den Sinn für universelle Brüderlichkeit wiedergewinnen, wenn wir unsere Augen nicht vor dem Drama der grassierenden Armut verschließen, die Millionen von Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern an einem menschenwürdigen Leben hindert. Ich denke besonders an die vielen Flüchtlinge, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen. Mögen die Stimmen der Armen in dieser Zeit der Vorbereitung auf das Jubiläum gehört werden, während dessen nach dem biblischen Gebot allen der Zugang zu den Früchten der Erde zurückerstattet wird: »Der Sabbat des Landes selbst soll euch ernähren: dich, deinen Knecht, deine Magd, deinen Lohnarbeiter, deine Beisassen, alle, die bei dir leben. Auch deinem Vieh und den Tieren in deinem Land wird sein ganzer Ertrag zur Nahrung dienen« (Lev 25,6-7).“ Brief von Papst Franziskus zum Heiligen Jahr
Dessen eingedenk wollen wir, gesegnet mit der Zuneigung Gottes gehen in ein neues Jahr.
„Es sollen dich loben alle Völker zusammen.
Die Erde gab ihren Ertrag. Es segne uns Gott, unsere Gottheit.
Es segne uns Gott. Es sollen Gott fürchten alle Enden der Erde.“
Sigrid Grabmeier
14. März 2025 von Martha Heizer
Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm er Petrus, Johannes und Jakobus und stieg auf einen Berg hinauf, um zu beten.Während des Betens veränderte sich die Erscheinung seines Gesichts und sein Gewand leuchtete hell wie ein Blitz. Und siehe, zwei Männer sprachen mit ihm, Mose und Elija.Sie zeigten sich im Glanz und sie besprachen seinen Auszug, den er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und die mit ihm waren, wurden schwer vom Schlaf; als sie erwachten, sahen sie seinen Glanz und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als diese sich von ihm wieder trennten, sagte Petrus zu Jesus: „Meister, es ist schön, hier zu sein. Lass uns drei Zelte machen! Eines dir und eines dem Mose und eines dem Elija.“ Er wusste nicht, was er sagte. Noch während er dieses sagte, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie in diesen Schatten hineinkamen. Eine Stimme ertönte aus dem Gewölk: „Dieser ist mein Sohn, mein Auserwählter, hört auf ihn!“ Als die Stimme ertönte, war Jesus allein. Sie aber schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem etwas von dem, was sie gesehen hatten.
Lk 9, 28-36 Bibel in gerechter Sprache
Berg Tabor
Der Tabor ist ein Gupf in der Landschaft, wie ein Vulkankegel. Ein Hügel – von wegen: „Er führte sie auf einen Berg.“ Da sucht sich Jesus im Tal drei Freunde aus und geht mit ihnen hinauf. Bergwandern war noch nicht üblich damals. Wird oben verklärt, plaudert mit Moses und Elias, sagt beim Heruntergehen: „Sagt niemandem, was ihr gesehen habt, bis….“ Die drei müssen ja außer Rand und Band gewesen sein. Das Ereignis ist ja nun wirklich nicht alltäglich. Sie müssen voller Glück gewesen sein. Wollten die Stelle nicht mehr verlassen. Reden vom Hüttenbauen. So verständlich! Wie sie das wohl geschafft haben, darüber den Mund zu halten? Oder haben sie das gar nicht?
Ich war an der Stelle dieser Verklärung. Gott sei Dank noch viel Natur, viele Bäume, aber auch viel verbaut, wie immer. Vermutlich gut so, so ist dieser Ort wenigstens eindeutig der Erinnerung an Jesus gewidmet. Die Kirche selber beeindruckt mich nicht, ich denke sie mir weg. Ich habe viele Fragen.
Was ist da wohl in dir vorgegangen, Jesus? Wie fühlt sich das an?
Hast du gewusst, was passieren wird?
Suchst dir die drei aus und gehst hinauf.
Weil du schon wusstest, dass du Moses und Elias treffen wirst?
Hast du das „gemacht“ oder ist es dir geschenkt worden?
Weil du den dreien was zeigen wolltest? Sie in ihrem Glauben stärken wolltest? Ihnen was Gutes tun wolltest?
Und warum nur die?
Was hat die Verklärung für dich bedeutet? Moses und Elias reden mit dir über deinen Tod (woher genau weiß das Lukas?). Bist du erschrocken?
War das „normal“ für dich, weil du schließlich den Himmel gewohnt bist? Oder hat es dich in dem Bewusstsein, Gottes Sohn zu sein, bestärkt?
„Wahrer Mensch und wahrer Gott“ – ich kann es einfach nicht fassen.
Ich verstehe jetzt besser, dass sich Menschen auf eine klare, nachvollziehbarere Variante verlegen in ihrem Glauben. Dass manche einfach sagen, Gott ist in Menschengestalt auf die Welt gekommen, nicht als wirklicher Mensch. Oder andere, die behaupten, Jesus war Mensch und ist dann von Gott als „Sohn“ angenommen worden.
Aber ich merke, dass ich das nicht kann. Weder noch. Ich mag mich auch gar nicht auf eine Seite schlagen, es mir leichter machen. Es ist, was es ist. Ich verstehe es nicht, in allen Einzelheiten: einfach NICHT. Ich muss es auch nicht verstehen, um es glauben zu können.
Aber natürlich bleibt mein ganzer Kopf voller Fragen.
Ich freu mich auf den Himmel, wo wir dann endgültig Hütten bauen und bleiben können. Verklärung als Dauerzustand erleben.
Ja, und dann gehen auch wir vom Berg wieder herunter. „Vor uns liegen die Mühen der Ebenen“. Verklärung, Ekstase, überschäumendes Glücksgefühl ist noch kein regulärer Zustand. Die Normalität greift sich wieder ihren Platz.
Martha Heizer