Sonntagsbrief zum 2. Fastensonntag, 17. März 2019
15. März 2019 von Tobias Grimbacher
Verwandelnde Begegnung
Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm er Petrus, Johannes und Jakobus und stieg auf einen Berg hinauf, um zu beten. Während des Betens veränderte sich die Erscheinung seines Gesichts und sein Gewand leuchtete hell wie ein Blitz. Und siehe, zwei Männer sprachen mit ihm, Mose und Elija. Sie zeigten sich im Glanz und sie besprachen seinen Auszug, den er in Jerusalem erfüllen sollte.
Petrus und die mit ihm waren, wurden schwer vom Schlaf; als sie erwachten, sahen sie seinen Glanz und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als diese sich von ihm wieder trennten, sagte Petrus zu Jesus: „Meister, es ist schön, hier zu sein. Lass uns drei Zelte machen! Eines dir und eines dem Mose und eines dem Elija.“ Er wusste nicht, was er sagte. Noch während er dieses sagte, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie in diesen Schatten hineinkamen. Eine Stimme ertönte aus dem Gewölk: „Dieser ist mein Sohn, mein Auserwählter, hört auf ihn!“ Als die Stimme ertönte, war Jesus allein. Sie aber schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem etwas von dem, was sie gesehen hatten.
Lk 9, 28-36, Bibel in gerechter Sprache
Verwandelnde Begegnung
Am zweiten Fastensonntag nehmen uns Jesus und die Kirche mit auf den Berg. Dort geschieht Aussergewöhnliches. Begegnung. Eine Begegnung, die unsere normalen Alltagsbegegnungen weit übersteigt und schliesslich die Stimme Gottes hörbar macht.
Das Evangelium zeigt: alle anwesenden können diese Begegnung wahrnehmen und die Stimme Gottes hören – aber nicht alle sind gleichermassen Teil des Geschehens. Vielleicht sind die Jünger irritiert, dass diese Art von Begegnung überhaupt möglich ist. Jedenfalls verpasst Petrus das Wesentliche des Geschehen komplett, wenn er sagt: Lasst uns Zelte machen, arbeiten, das Bestehende festhalten. So wie auch der Nachfolger des Petrus beim vatikanischen Missbrauchs-Krisengipfel im Februar das Wesentliche verpasst hat: echte Begegnung zu ermöglichen und Gottes Stimme hörbar zu machen.
Aber es ist Fastenzeit, und da will ich kein Kirchenbashing betreiben, sondern bei mir selbst anfangen. Ich weiss, dass es schwer ist, das Wesentliche eines Geschehens zu erkennen, richtig zu reagieren. Wenn ich eine solche Begegnung erleben will, muss ich selbst los gehen, mühsam auf den Berg steigen. Vielleicht kann, ja muss, ich mich von Jesus mitnehmen lassen. Um verändert zu werden, brauche ich die Bereitschaft, mich verändern zu lassen – mich so sehr auf meine Gegenüber einzulassen, dass wir in Gottes Glanz stehen und zusammen Gottes Stimme zum Klingen bringen. Das ist im Alltagstrubel oft nicht möglich. Wir brauchen dazu besondere Gelegenheiten und auch Orte. Gelegenheiten wie die Fastenzeit, um wieder einmal neu bewusst zu leben, bewusst in den Begegnungen, um darin das Besondere und Göttliche, das Verwandelnde, das Wesentliche wahrzunehmen.
Die Offenheit für solche Begegnungen wünsche ich Ihnen, an diesem Sonntag, in dieser Fastenzeit, und weit über Ostern hinaus.
Tobias Grimbacher
Foto: Wolkenscheinwerfer, ©Tobias Grimbacher, Faistos, Kreta, 2014